Tempo 100 auf Autobahnen?
Würde Tempo 100 auf Autobahnen zu einer Treibstoffeinsparung führen, oder würde dieser mögliche Effekt durch die längere Verweildauer zu Staus führen und ihn dadurch zunichtemachen?
12 Antworten
Wie ich das in Erinnerung habe, gibt es rein von Dichte und Abstand her ein Optimum. Bei zu geringem Tempo sind mehr Fahrzeuge pro Stecke auf der Fahrbahn und bei zu hohem Tempo müssen größere Sicherheitsabstände eingehalten werden, weil der Bremsweg mit dem Quadrat der Geschwindigkeit wächst. Einzelne, die bei hohem Tempo dicht auffahren, sind kein Gegenargument, weil ihnen das nur möglich ist, weil andere das ausgleichen.
Das Optimum soll bei ca. 90 km/h liegen, was sich so etwa mit dem Optimum beim Spritverbrauch deckt, oder jedenfalls nicht deutlich darüber liegt.
Außerdem sind geringere Unterschiede bei den Geschwindigkeiten dem Verkehrsfluss förderlich. Wenn ich mit 120 km/h auf einen LKW zufahre und nicht nach links rüberkomme, muss ich nur den Fuß vom Gas nehmen. Wenn ich schon links bin und zum Überholen angesetzt habe und mir doch noch einer davorzieht muss ich auch nur den Fuß vom Gas nehmen und nicht bremsen oder jedenfalls nicht stark.
Mit 160 km/h sieht es anders aus, da ist in beiden Fällen eine deutliche Bremsung nicht zu vermeiden. Und in beiden Fällen, auf der Überholspur häufiger, setzt sich diese Bremsung in einem Kaskadeneffekt nach hinten fort.
Zu schnelle Fahrer auf den linken Spuren führen auch zu Vorsorgeeffekten. Ich ordne mich sehr früh nach links zum Überholen ein, weil ich sonst nicht mehr in die Schlange dort reinkomme. Und ein Lücke auf der rechten Spur nutze ich nicht, um schnellere vorbei zu lassen, sondern bleibe links, weil nicht die Dankbarkeit der drei entscheidet, die vorbeikamen, sondern die Wut des vierten, der nicht mehr vorbei käme. Guter Wille wird so bestraft und lässt dann nach.
90 oder 100 km/h mögen für Durchsatz, Sicherheit und optimal sein, aber das ist natürlich nicht alles. Oft sind die Autobahnen ziemlich leer, und Durchsatz ist gar kein Thema, außerdem will man ja irgendwann auch ankommen.
120 oder 130 km/h erscheinen mir ein guter Kompromiss zu sein. Da kommen noch 7 % Toleranz drauf und 10 km/h mehr als erlaubt sind auch keine Ausnahme. Da kann ich gut mit leben.
Ich denke auch das es Treibstoff sparen würde. Vorallem da man nicht mehr so stark beschleunigen müsste, siehe Stop and Go in der Stadt.
Mir stellt sich eigentlich weniger die Frage ob es sich zwecks Stau etc. aufhebt sondern ob es zeitlich Wert ist da schon ein Unterschied zwischen 130 (viel schneller sind ja eh die wichtigsten) und 100kmh.
Ich hab es Intesse halber auch schon öfter ausprobiert mit 100 über die BAB wenn nicht viel los ist, es geht auch wenn ich kein allzu großer Freund davon bin.
Aber wie vorher schon geschrieben, bloß mit LKW-Überholverbot.
Ich denke, daß der Mehrverbrauch durch Staus überwiegen würde, weil das meiner Erfahrung entspricht.
Bei Geschwindigkeitsbegrenzung von 130 hingegen merke ich tatsächlich keine vermehrten Staus. Also könnte man zumindest darüber diskutieren
Dazu gibt es hier eine ausführliche Studie:
"As this paper demonstrates, neither are speed limits negligible in their contribution to climate change mitigation, nor are costs for the national economy high – both are untruthful claims."
The economic cost of a 130 kph speed limit in Germany - ScienceDirect
Der Fokus hier liegt zwar auf einem Tempolimit von 130km/h, jedoch wird auch 100km/h untersucht. Sie zeigt, dass viele Argumente der Automobilindustrie entweder falsch oder irreführend sind. Es zeigt auch, dass durch ein Speed Limit keine Staus zusätzlich verursacht, sondern sogar reduziert werden.
"Traffic jams on highways totalled 679,000 km in 2020, forcing drivers to spend 256,000 additional hours in traffic ( ADAC, 2021b). Traffic jams are a result of dense traffic, with each additional vehicle adding to the risk of congestion. Speed is a factor, as fast driving and (sudden) speed changes increase jam risks. This has for instance been shown in the context of phantom jams i.e. traffic flow breakdowns occurring in the absence of bottlenecks ( Goldmann and Sieg, 2020, Goldmann and Sieg, 2021). German transport researchers have suggested that 10–20% of all traffic jams are avoidable with appropriate driver behavior ( NDR, 2018). Assuming in this study that 10% of traffic jams are avoidable at more constant and lower speeds, and that 20% of this is caused by speeds higher than 130 kph, suggests a cost of €0.11 million. The cost imposed by fast drivers on others because of congestion effects is consequently small, even though the estimate does not consider that high speeds also induce more traffic ( Metz, 2008), and hence indirectly contribute to congestion."
es würde zu einer extrem geringfügigen Treibstoff/CO2 Einsparung führen. Studien gehen bei 100 km/h von ca. 5,7 Mio Tonnen aus, das sind ca. 0,8 % an CO2 Einsparung in Deutschland - also quasi gar nichts. Dabei ist ziemlich sicher noch nicht mal berücksichtigt, dass dann mehr Menschen auf Inlandsflüge umsteigen würden. Die massiven Einschränkungen die dem entgegenstehen stehen also in absolut keinem auch noch so geringem Verhältnis.