Strom und Gasanbieter wechseln? Was passiert technisch?
Guten Tag, wenn ich den Stromanbieter und den Gasanbieter wechsel, dann bekomme ich doch technisch den selben Strom, oder also wie vorher auch mit meinem heimischen Versorger oder ändert sich dann etwas technisch gesehen?
oder ist es ein buchhalterischer Wechsel? Sprich, was ändert sich technisch oder buchhalterisch oder überhaupt, wenn ich den Strom und Gasanbieter wechsele?
es wird ja nicht so sein, dass der neue Anbieter seinen Strom auf die Reise schickt und er dann bei mir ankommt? Wie kann ich mir das vorstellen?
vielen Dank, Michael
5 Antworten
Technisch ändert sich nichts.
Man kann es sich in etwa so vorstellen, wenn man sich Wasser statt Strom vorstellt.
Du sitzt an einem Bach, der aus einem großen See rauskommt. Ständig fließt Wasser nach, aber woher das Wasser kommt, ist Dir egal. Es kann Grundwasser sein, Regenwasser, Zuflüsse von anderen Bächen usw.
Für Dich ist nur wichtig, dass immer genügend sauberes Wasser im Bach ist und dafür sorgen die verschiedenen Quellen.
Genauso ist es mit Strom. Der Netzbetreiber sorgt dafür, dass dieser bei Dir ankommt. Von wo er ursprünglich kommt, spielt in dem Moment keine Rolle. Wer Dir aber Strom oder Gas verkauft, muss dafür sorgen, dass die Menge, die Du gekauft hast, von ihm auch in den "Stromsee" kommt, damit immer genügend für alle Verbraucher vorhanden ist.
Zu welchem Preis Dein Versorger den Strom einkauft und von wem oder selbst produziert, ist seine Sache. Interessant ist, dass viele Stadtwerke als Stromhändler beteiligt sind. Diese kaufen zunächst einmal eine große Menge Strom im Voraus ein, um eine gewisse, ausreichende Basis für die Versorgung ihres Gebiets haben, denn nur selten produzieren sie so viel selbst, wie sie auch direkt an die Häuser der Stadt liefern müssen. Um evtl. Überschussmengen auch noch loszuwerden, schließen sie selbst auch Lieferverträge mit möglichst vielen Abnehmern außerhalb ihres eigentlichen Versorgungsgebiets ab und versuchen natürlich auf diese Weise zusätzliche Gewinne zu erzielen.
Das ganze ist eine Art "Spiel" mit vielen Beteiligten, wo es auch viel um Spekulation geht und am Ende ist man als Verbraucher derjenige, der entweder profitiert, weil man einen günstigen Vertrag ergattert hat oder der Abgezockte, weil man sich nie um günstige Verträge kümmert.
Technisch beziehst Du immer noch den gleichen Strom.
Dein Anbieter verpflichtet sich jedoch, die von Dir genutzte Strommenge aus den von Dir bestellten Quellen an anderer Stelle ins Netz einzuspeisen. Weiterhin zahlst Du für die Durchleitung bis zu Dir. Deshalb können die Preise der Anbieter je nach Ort auch variieren.
Letztendlich handelt es sich tatsächlich um rein buchhalterische Vorgänge.
Gebe mal bei Google "Stromsee" ein. Es gibt Bilder, die das ganz gut erklären.
Im Endeffekt bekommst du den Mischstrom, den du immer bekommen hast.
Wenn du z.B. Ökostrom bestellt hast, dann fließt die Menge, die du an Ökostrom in der Zeit genutzt hast, in den Stromsee, weil diese Menge an Strom für dich gekauft wird. Also je mehr Verbraucher in deiner Gegend Ökostrom bestellt haben, desto mehr Ökostrom fließt zu dir.
Technisch ändert sich direkt bei Dir nix. Außer Du hast auch einen neuen Messtellenbetreiber. Dann wird der in der Regel einen neuen Zähler bei Dir einbauen.
Der Strom kommt technisch gesehen aber vom selben Kraftwerk durch die selbe Leitung zu Dir.
Buchhalterisch macht es aber sehr wohl einen Unterschied. Dein Versorger muss den Strom an der Börse einkaufen und Dir verkaufen. Dazu die entsprechenden Netzentgelde und Abgaben und Steuern abführen.
Technisch ändert sich nichts.