Solon und vor Solon?
Hallo,
Ich habe eben eine interessante Doku über Solon gesehen und dazu sind mir folgende Fragen eingefallen:
Vor Solon (und in gewisser Weise während Solon) gab es ka eine Aristokratie. War es auch so, dass wirklich keiner politische Rechte bis auf die Archonten, der Areopag und der Adel hatte? Wurden die Archonten auch wie bei Solon nach 1 Jahr in den Areopag befördert?
Wenn früher ein Krieg ausgebrochen wäre, haben dann alle vier Phylen im Krieg teilgenommen?
Interessant war ja auch, dass der Rat der 400 beispielsweise nur von den oberen drei Phylen gewählt worden ist. Aber konnten diese 3 Phylen auch jemanden von der 4 Phyle wähöen?
1 Antwort
Vor Solon war Athen tatsächlich von einer Aristokratie beherrscht. Diese kleine Gruppe reicher und einflussreicher Familien konzentrierte die politische Macht auf sich. Die politischen Rechte waren stark eingeschränkt und auf eine kleine Elite beschränkt.
Solon führte im 6. Jahrhundert v. Chr. entscheidende Reformen durch, die die politische Landschaft Athens grundlegend veränderten. Er schuf ein neues Verfassungssystem, das mehr Bürgern die Möglichkeit gab, sich politisch zu beteiligen.
In früheren Kriegen nahmen in der Regel alle fähigen Bürger einer Polis teil. Die Phylen (Stämme) waren in erster Linie soziale und religiöse Einheiten, aber sie wurden auch für militärische Zwecke mobilisiert. Der Rat der 400 war ein oligarchischer Gegenentwurf zur Demokratie, er wurde von den drei wohlhabendsten Phylen gewählt, um die Macht der Volksversammlung zu beschneiden. Es ist unwahrscheinlich, dass diese drei Phylen jemanden aus der vierten Phyle gewählt hätten, da dies gegen das Prinzip der oligarchischen Herrschaft verstieß.
LG aus Tel Aviv
Hey, danke! Ich verstehe nicht: Es gab 4 Vermögensklassen aber mehr Phylen? Und die Phylen stellten aber die Leute für den Rat der 400? Was war eine Phyle unter Sollon?
Aber die Vermögensklassen wählten doch den Rat oder was verstehe ich falsch?
Es gab 4 Vermögensklassen und 4 Phylen. Dies waren ganz unterschiedliche Einteilungen, die eine nach Vermögen, die andere nach einer anderen Zugehörigkeit, die nicht vom Vermögen abhing.
Die Leute für den Rat der 400 wurden aus den 4 Phylen gestellt, von jeder jeweils 100.
Phylen waren Gruppen, in die sich ein Volk bzw. ein Staat untergliederte. Die Zugehörigkeit war erblich. Es gab einen religiösen Heroenkult mit der Vorstelllung von diesem Heroen als Ahnen.
Diese Phylen bestanden schon vor Solon.
Und die Vermögensklassen wählten die durch die Phylen aufgestellten Leute? Gilt das auch für das Volksgericht / Archonten? Also wurden auch dort von den Phylen Mneschen aufgestellt die dann von den Wahlberechtigten gewählt worden sind.?
Könntest du mir außerdem darlegen (meine neuste Frage), wie die Tyrannis Einfluss auf die Staatsgestaltung Solons hatte? Also, was passierte jetzt mit den Arcjonten und dem Areopag. Peisistratotes vebannte doch irgendwie den Adel (also die erste Vermögensklasse)
Die Phylen stellten zwar Kandidaten vor, aber die endgültige Wahl erfolgte durch ein Losverfahren. Die Vermögensklassen spielten eine Rolle bei der Bestimmung, welche Ämter man überhaupt bekleiden konnte, aber nicht direkt bei der Wahl der Archonten.
Irgendwie höre ich hier zwei verschiedene Erklärungenxd...
Es ist ja so, dass die Vermögensklassen wählten. Also wählten diese die aufgestellten Kandidaten, richtig? Wurden aber überall Kandidaten aufgestellt?
Formal blieb die von Solon geschaffene politische Ordnung bestehen. Peisistratos hatte aber maßgeblichen Einfluss. In hohe Ämter kamen vor allem seine Verwandte und Anhänger bzw. sich ihm unterordnende Adlige.
Peisistratos hat nicht den ganzen Adel verbannt. Einzelne gegnerische Adlige wurden verbannt oder gingen ins Exil (teilweise konnten sie später zurückkehren).
Zum Rat der 400 ist nicht mehr bekannt, eine Wahl durch Vermögenklassen wird nicht angegeben.
Zum Volksgericht gab es keine Wahl.
Solon hat nach Aristoteles, Athenaion Politeia 8, 1 – 2 die Bestellung der Archonten durch den Areopag aufgehoben und eine Losung aus einer kurzen Liste Vorgewählter eingeführt (die davon abweichenden Bemerkungen bei Aristoteles, Politik 2, 9, 1273 b 35 – 1274 a 17, Solon habe das aristokratische Prinzip der Wahl vertreten, sind wohl als knappe allgemeine Aussagen auszulegen, die nicht auf Genauigkeit in jeder Einzelheit abzielen). Peter J. Rhodes (Archontes [I, Amt]. In: Der neue Pauly (DNP) : Enzyklopädie der Antike ; Altertum. Herausgegeben von Hubert Cancik und Helmuth Schneider. Band1: A – Ari. Stuttgart ; Weimar, Metzler, 1996, Spalte 1026 - 1028) meint, die angebliche Bestellung der Archonten durch den Areopag vor Solon könne jedoch auf einem Mißverständnis einer Dokimasie (δοκιμασία), einer hauptsächlich formalen Eignungsprüfung von Bewerbern für Ämter (z. B. Besitz des Bürgerrechtes, Erfüllung vorgeschriebener Bürgerpflichten, geistige und charakterliche Mindestvoraussetzungen) durch den Areopag beruhen. Wenn die Angabe bei Aristoteles, Athenaion Politeia zutrifft, müssen die Tyrannen im 6. Jahrhundert v. Chr. zur direkten Wahl zurückgekehrt sein.
Verstehe, also er konnte grundlegend bestimmen, wer welches Amt bestimmt.
Danke!! Weißt du, ob die Archonten vor solon auch nach 1 jähriger amtszeit in den areopag befördert wurden?
Die genaue Praxis der Beförderung in den Areopag vor Solon ist nicht vollständig geklärt und wird von Historikern unterschiedlich interpretiert. Es ist möglich, dass es bereits eine Tradition gab, ehemalige Archonten in den Areopag aufzunehmen, aber diese war wahrscheinlich nicht so formalisiert wie später.
LG aus Tel Aviv
Die Aussage, der Rat der 400 sei von den drei wohlhabendsten Phylen gewählt worden, ist falsch. Anscheinend sind (wie schon vom Fragesteller) Phylen (Stämme) und Vermögensklassen durcheinandergebracht worden.
Der Rat der 400 ist von Solon als politische Institution geschaffen worden. Er wurde mit jeweils 100 Bürgern aus den 4 Phylen (Stämmen) besetzt (in den Quellen steht keine Information, ob durch Wahl, Los oder eine Kombination dieser Verfahren). Deutlich oligarchisch ausgeprägt und zur Einschränkung der Macht der Volksversammlung gedacht war der Rat der 400 nicht. Die einzige genannte Funktion ist eine Vorberatung. Angehörige der untersten Vermögenklasse (sogeannte Theten) konnten anscheinend nicht Mitglieder des Rates der 400 werden.
Eine angebliche Verfassung des Drakon mit einem Rat der 401 (durch Losverfahren besetzt, wobei arme Bürger ausgeschlossen waren) in der Zeit vor Solon ist eine spätere oligarchische Erfindung (siehe https://www.gutefrage.net/frage/vergleich-der-systeme-von-drakon-und-solon- ).