Archonten Areopag?


02.10.2024, 16:22

PS: Inwiefern hatten diese Macht? Konten diejenigen, die für den rechtliche Dinge verantwortlich waren, beispielsweise Gesetze aufheben?

1 Antwort

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Unter Solon gab es in Athen neun Archonten, die jeweils unterschiedliche Aufgabenbereiche hatten. Diese Aufteilung diente dazu, die Macht zu verteilen und eine effizientere Verwaltung zu gewährleisten.

Der Archon eponymos, dieser gab dem jeweiligen Jahr seinen Namen und war für die allgemeine Aufsicht zuständig. Der Königarchon, obgleich er "König" genannt wurde, hatte er keine königlichen Vollmachten mehr. Seine Aufgaben lagen vor allem im Bereich der religiösen Rituale. Der Polemarch, er war ursprünglich für militärische Angelegenheiten zuständig, später übernahm er auch Aufgaben in der Rechtsprechung. Die sechs Thesmotheten, sie waren für die Gesetzgebung und Rechtsprechung zuständig.

Nach Ablauf ihrer einjährigen Amtszeit wurden die Archonten Mitglieder des Areopag, eines der wichtigsten Gerichte in Athen. Der Areopag war ein lebenslanges Amt und hatte eine konservative Ausrichtung. Die ehemaligen Archonten brachten ihre Erfahrung und ihr Wissen in dieses Gremium ein, das über wichtige politische und religiöse Fragen mitentscheiden konnte.

Die Macht der Archonten war vielschichtig und veränderte sich im Laufe der Zeit. Sie hatten sowohl exekutive als auch judikative Aufgaben. Die Thesmotheten waren beispielsweise für die Auslegung und Anwendung der Gesetze zuständig.

Ob die Archonten Gesetze aufheben konnten, ist eine komplexere Frage. Formal gesehen war das Volk in der Volksversammlung der oberste Gesetzgeber. Die Archonten hatten jedoch die Aufgabe, die Gesetze anzuwenden und zu interpretieren. In der Praxis konnten sie durch ihre Auslegung von Gesetzen de facto deren Wirkung beeinflussen.

Solon führte im 6. Jahrhundert v. Chr. umfassende Reformen durch, die das politische System Athens veränderten. Die Einführung der neun Archonten war Teil dieser Reformen und zielte darauf ab, die Macht der Aristokratie einzuschränken und eine breitere Beteiligung an der politischen Entscheidungsfindung zu ermöglichen. Im Laufe der Zeit entwickelte sich in Athen eine direkte Demokratie, bei der die Bürger direkt an den politischen Entscheidungen beteiligt waren. Die Macht der Archonten wurde in diesem Prozess zunehmend eingeschränkt.

LG aus Tel Aviv

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

ViDa1111 
Beitragsersteller
 02.10.2024, 17:31

Vielen Dank. Ich wollte außerdem noch erfahren, inwiefern das Volksgericht nützlich war. Also die Bürger konnte ja eine Art Klage einlegen. Aber im Volksgericht selber wurde niemand angeklagt, was wurde dabei also wirklich gemacht?

ViDa1111 
Beitragsersteller
 02.10.2024, 18:49
@Stressika

PS: war es dann auch wirklich so, dass alle Archonten in ihrem jeweilligen Gebiet selbständig Entscheidungen treffen konnten?

ViDa1111 
Beitragsersteller
 02.10.2024, 18:51
@ViDa1111

also derjenige beispielsweise, der für den Krieg verantwortlich gewesen ist, konnte jederzeit einen Krieg beginnen?

Stressika  02.10.2024, 22:47
@ViDa1111

Die Handlungsspielräume der Archonten war durch verschiedene Faktoren begrenzt. Sie waren Teil eines Kollegiums, wichtige Entscheidungen wurden oft gemeinsam getroffen oder mussten zumindest mit den anderen Archonten abgestimmt werden. Die oberste Entscheidungsgewalt lag bei der Volksversammlung. Die Archonten mussten sich an die Beschlüsse der Versammlung halten und konnten diese nicht einfach außer Kraft setzen. Der Areopag übte eine gewisse Kontrolle über die aktuellen Amtsinhaber aus und konnte ihre Entscheidungen überprüfen.

Bei kleineren, alltäglichen Angelegenheiten hatten die Archonten oft größere Entscheidungsfreiheit. Bei grundlegenden Fragen der Politik oder bei wichtigen Gesetzesänderungen war die Zustimmung der Volksversammlung erforderlich. Die persönliche Autorität eines Archonten spielte ebenfalls eine Rolle, ein erfahrener und respektierter Archon konnte mehr Einfluss auf die Entscheidungen nehmen als ein weniger erfahrener Amtskollege.

Stressika  02.10.2024, 22:52
@ViDa1111

Entscheidungen über Krieg und Frieden fielen in der Regel nicht in die Zuständigkeit eines einzelnen Archonten, sondern wurden im Rat der Areopag oder in der Volksversammlung diskutiert und beschlossen.Die Volksversammlung hatte das letzte Wort in allen wichtigen politischen Fragen, einschließlich des Ausbruchs eines Krieges. Ein Archont konnte einen Krieg nicht ohne die Zustimmung der Bürger beginnen. Stategos, der Stratege war der oberste militärische Führer Athens und für die Führung von Kriegen zuständig, aber auch er war an die Beschlüsse der Volksversammlung gebunden.

LG aus Tel Aviv

ViDa1111 
Beitragsersteller
 03.10.2024, 12:31
@Stressika

Hey,

vielen Dank, das war hilfreich!

Würdest du aber dennoch sagen, dass der Areopag, beziehungsweise die Archonten zu viel Macht hatten? Ich habe etwas von einer Gesetzesinterpretation gelesen, d.h, dass die Archonten nach Beschluss eines neuen Gesetzes die Gesetze so "interpretiert" beziehungsweise ausgeführt haben, dass es in ihren Gunsten lag.

PS: würdest du die Reform von Solon als demokratisch einschätzen? ich finde die Frage extremst schwierig, weil eine demokratische Reform/ eine Änderung vom Volk ausgeht. Man kann also höchsten ermitteln, inwiefern Solon den Weg zu einer Demokratie freigegeben hat, die Reformen selber waren also nicht demokratisch.

Stressika  03.10.2024, 13:08
@ViDa1111

Areopag und die Archonten besaßen eine erhebliche Machtfülle, insbesondere vor den Reformen Solons. Die Möglichkeit der Gesetzesinterpretation bot ihnen zweifellos einen großen Spielraum, um ihre eigenen Interessen durchzusetzen. Diese Praxis war nicht ungewöhnlich in antiken Gesellschaften, in denen Gesetze oft vage formuliert waren und ihre Auslegung von der jeweiligen Machtposition abhing. Die Einschätzung von Solons Reformen als "demokratisch" ist in der Tat eine Herausforderung, da unser modernes Verständnis von Demokratie stark von den antiken Vorstellungen abweicht. Solon führte zweifellos wichtige Reformen ein, die die politische Partizipation breiter Bevölkerungsschichten ermöglichten. Die Einteilung der Bevölkerung in vier Klassen und die Schaffung neuer politischer Institutionen wie des Rates der 400 waren Schritte in Richtung einer größeren Beteiligung am politischen Leben. Solons Reformen zielten auch darauf ab, die Macht der Aristokratie zu beschneiden und eine ausgewogenere politische Ordnung zu schaffen. Dennoch handelte es sich bei Solons Reformen nicht um eine Einführung der direkten Demokratie, wie wir sie heute kennen. Die Volksversammlung hatte zwar mehr Einfluss, aber die Macht lag weiterhin bei den oberen Schichten.

Man kann Solons Reformen als einen wichtigen Schritt auf dem Weg zur Demokratie bezeichnen, da sie die Grundlage für eine breitere politische Beteiligung schufen. Allerdings waren diese Reformen noch stark von aristokratischen Elementen geprägt und es dauerte noch Jahrhunderte, bis sich in Athen eine voll entwickelte Demokratie herausbildete. Die Reformen selbst waren nicht demokratisch im modernen Sinne, da sie von einem einzelnen Mann, Solon, initiiert und durchgesetzt wurden. Vielmehr schuf Solon ein politisches System, das die Entwicklung hin zu einer demokratischeren Ordnung ermöglichte.

Gruß aus Tel Aviv

ViDa1111 
Beitragsersteller
 03.10.2024, 13:59
@Stressika

Danke dir! Sehr schöne Ansicht! Teile ich voll und ganz!