Sollte vom Baustil her wieder mehr so gebaut werden wie vor 1913?

Das Ergebnis basiert auf 10 Abstimmungen

Ja, es sollte wieder mehr so gebaut werden wie früher (Baustile). 50%
Nein, die heutige Architektur spricht mich mehr an. 50%

9 Antworten

Ich möchte weder das eine noch das andere ausschließlich befürworten.

Außerdem muß man sich verschiedene Gebäudetypen aus den jeweiligen Epochen anschauen.

Seit Beton sich als Baumaterial durchgesetzt hat (mit allen negativen Folgen) sind natürlich auch Bauten mit Formensprache möglich, die früher völlig undenkbar waren. Daß das nicht unbedingt ästhetisch sein muß zeigt der Brutalismus ja mitunter sehr deutlich.

Das eher lieblose Glaspaläste so aufgebaut sind /wie sie es sind), ist oft der Notwendigkeit geschuldet. Sind halt letztlich Zweckbauten.

Ich möchte weder bei dem einen noch bei dem anderen mein Kreuz setzen. Die heutige Architektur spricht mich überhaupt nicht an. Sie ist in weiten Teilen völlig einfallslos, oft einfach nur austauschbar, langweilig, menschenfern. Glasfassaden, Gleichförmigkeit, glatt.

Daraus zu schließen, man solle wieder so bauen wie vor 100 oder noch mehr Jahren, erscheint mir aber der falsche Schluß. Es gibt technologisch viele neue Entwicklungen, neue Möglichkeiten. Warum sollte man das nicht nutzen?

Nein, die Architekten sollten zu einer Formensprache finden, die das aufnimmt, was einmal so angenehm war, so menschlich. Dieses gilt es zu kombinieren mit modernen Elementen, einer regionalen Formensprache und neuen Ideen. Leider ist es das Credo unter Architekten, dass es um keinen Preis historisierend wirken darf. Es müssen also schon aus Prinzip alle alten Einflüsse und Gestaltungselemente verworfen werden. Und genau das führt zu diesen seltsamen Bauwerken.

Wir stehen heute gerne in Altstädten, die Substanz aus vergangenen Jahrhunderten erhalten haben (oder in denen diese nachgebaut wurde - vieles war ja zerstört). Ich frage mich, wer einmal in 200 Jahren vor unseren Bauwerken stehen wird und sich dort wohlfühlt. Ich fürchte niemand, schon deshalb weil die wenigsten Bauwerke diese Zeit überhaupt überstehen werden. Aber selbst wenn, wird sich der Besucher mit Grausen abwenden und sich fragen, was damals nur passiert ist...

Fliegenauge 
Fragesteller
 10.06.2021, 22:23

Im Nachhinein geb ich dir recht, ich hätte eine weitere Option bei der Umfrage einfügen müssen.

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Man darf schon modern bauen, aber es muss ja nicht gleich ULTRA hässlich werden, wie heutige Architekten das immer wieder durchziehn! Hässliche Gebäude bleiben für alle Ewigkeit hässlich, auch dann wenn man so tut als wäre es schön und würde der Stadt ein neues Gesicht geben. Ein Kind welches das noch nie gesehen hat, würde immer denken: "boah hässlich!" Ästhetik ist zeitlos!

Nein, die heutige Architektur spricht mich mehr an.

Nun,

man sollte die Postmoderne nicht mit dem Zweckformstil der Nachkriegszeit (auch Wiederaufbau in der ex DDR) über einen "Kamm scheren".

Der Grundsatz: "Form folgt Funktion" wird von begabten Architekten wunderbar umgesetzt. Meist zwingt das Investment zum Beton-Stahl-Glas-Legokasten.

Grausame Schuhschachteln die auf die Grüne Wiese gesetzt werden.
Fantasiefreie Glaspaläste die den historischen Ortskern zerstören.

Aber Baustil und Baukunst sollte man nicht nur an den "Pracht-Bauten" messen,

sondern auch an den Eigenheimen, in Neubaugebieten.

Hansi

Fliegenauge 
Fragesteller
 10.06.2021, 22:35

In meinen Beispielen habe ich auf beiden Seiten 1 Prachtbau, ein representatives Gebäude, und eine urbane Szene gezeigt.

Das mit dem Investment ist häufig nur ein vorgeschobenes Argument. Beispiel rekonstruktion Schauspielhaus Frankfurt, oder Einheitsdenkmal in Berlin. Und schau dir mal die Städte von damals an. https://www.youtube.com/watch?v=CETIdLkJM4k&t=340s

Zudem stellt sich doch die Frage wo durch den Fortschritt das eingesparte Geld und die gewonne Zeit jetzt hinfliesst.

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Kerner  10.06.2021, 23:01
@Fliegenauge

Naja,

das Einheitsdenkmal ist hübsch hässlich.

Ich stelle mich immer in die Innenstädte und bewundere die "Meisterwerke städtbaulicher Ingenieurstechnik".

Ich finde es kommt mehr auf das Gesamtexemble an, als auf einzelne Prachtbauten.

Mainhatten möchte ich jetzt nicht erwähnen.

Aber was teilweise für ein antikes Durcheinander in München von den Bayrischen Herrschern hingezaubert wurde, grenzt schon an Kitsch.
Naja vielen gefällt es, wenn man Griechisch von Römisch nicht unterscheidet.

Das war halt der Klassizismus.

Gelungen sind die Kirchen und Rathäuser aus jener Zeit.

Gut gelungen, und das müsst ihr euch mal anschauen, ist Wien.
Obwohl da auch schlimme Fehler begangen wurden.
Man kann sich auch mal Franzensbad anschauen. Viele Bauwerke aus der Zeit vor dem 1.WW wurden wieder, schöner als jemals, wieder aufgebaut.

Ich schaue mir auch gerne Bahnhöfe an.

Berliner Hbf oder Erfurter Hbf das sieht man was vom Urkonzept bei Einsparungen übrig geblieben ist.

Vom Stuttgart 21 gar nur als Projektmodell.
Mal sehen was davon übrig bleibt.

Ich liebe Solarkollektoren auf Eigenheimen und Windräder in einer modernen Landschaft. Und dazwischen ursprüngliche Naturräume.

Hier fängt die eigentliche Baukunst an.

Hansi

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Ja, es sollte wieder mehr so gebaut werden wie früher (Baustile).

Wenn ich mir die Vielfalt der Baustile der vergangenen Jahrtausende so anschaue, gibt es da vieles, was man ruhig in die heutige Zeit übernehmen sollte, den die heutigen Bauten finde ich einfach nur kalt und seelenlos!