Soll ich zur Beerdigung meines leiblichen Vaters gehen oder nicht?
Hallo Leute, vor ein paar Tagen ist mein leiblicher Vater verstorben. Nachdem wir uns über 10 Jahre nicht gesehen haben, habe ich mich vor einem Jahr gemeldet und wir haben regelmäßig geschrieben, aber trotzdem ist es nie zu einem Treffen gekommen.
Übermorgen ist die Beerdigung in Polen und ich bin mir noch immer unsicher, ob ich hinfahren soll oder nicht. Einerseits würde ich ihm schon gerne die letzte Ehre erweisen aber andererseits hatte ich mit dem Rest der Familie gar keinen Kontakt und möchte auch nicht emotional überfordert werden, da ich sozusagen das einzige Überbleibsel meines Vaters bin und die Familie mich überfällt. Außerdem ist es vielleicht doch besser, meinen Vater von alten Fotos in Erinnerung zu behalten und nicht tot in einem Sarg, aber trotzdem habe ich Angst, dass ich es irgendwann bereuen könnte, nicht hingegangen zu sein..
Ich weiß, dass ich diese Entscheidung alleine treffen muss, aber ich erhoffe mir, dass ihr mir bei meiner Entscheidung weiterhelfen könnt.
Vielen Dank schon mal!
16 Antworten
Erstmal mein Mitgefühl zum Tod Deines Vaters.
Mach das doch von Deinem Gefühl abhängig. Wenn Du gerne möchtest,dass Du bei der "allgemeinen,Verabschiedung" dabei bist,dann fahr.
Wenn nicht, geh in eine Kirche,zünde eine Kerze für ihn an und verabschiede Dich in Gedanken von Deinem Vater.
Du kannst Dich auch ganz alleine von ihm verabschieden,wenn Du zuhause eine Kerze für ihn anzündest oder lieb an ihn denkst.
Öffentlichkeit ist nicht zwingend dazu notwendig.
Und später bleibt Dir dann immer noch mal, vielleicht ans Grab von ihm zu fahren,falls Du das Bedürfnis danach haben solltest.
Du siehst, letztlich verlierst du nichts,egal wie Du Dich entscheidest.
Ich würde auch hingehen. Ich durfte damals nicht zu einer Beerdigung eines geliebten Menschen, auch wenn die Konstellation hier eine andere ist, und ich denke noch jetzt sehr oft daran, wie gut mir dieser Abschied getan hätte. Es ist die letzte Ehre.
mein Beileid!
Als mein Vater gestorben ist (9 Jahre her), hatte ich zuerst auch Angst, ihn nochmal im Sarg zu sehen. Aber dann habe ich es doch getan und bin jetzt sehr froh darüber. Er hat gar nicht schlimm ausgesehen.
Die Bestatter achten darauf, dass die Verstorbenen in einem guten optischen Zustand sind. Mein Vater hatte ein Lächeln auf den Lippen und das hat mich sehr beruhigt, dass der Tod vielleicht doch gar nicht so schlimm ist und dass er nicht gelitten hat.
Du wirst danach keine Gelegenheit mehr bekommen, dich von ihm zu verabschieden.
Kannst du deiner Familie nicht mitteilen, dass du nicht überfallen werden willst und dass dir dieser Moment zu wichtig ist und dass du Raum für dich brauchst?
Mein Beileid zum Tod deines Vaters.
Ich schreibe dir, was ich machen würde: Nach Polen fahren, wenn möglich mit Begleitung eines Freundes oder Freundin. Wir würden zur Beerdigung gehen, aber hinten in der Kirche Platz nehmen. Danach den Wohnort ansehen und nochmal zum Grab gehen. Bei den Angehörigen würde ich mich nur melden, wenn es sich ohne Stress ergibt.
Wenn du hingehst "kann" es die falsche Entscheidung gewesen sein
Wenn du nicht hingehst "wird" es die falsche Entscheidung sein.
Du kannst deinem verstorbenen Vater zu keinem späteren Zeitpunkt mehr diese letzte Ehre erweisen und der Frust hierüber kann lange andauern.