Skandieren Latein?
Guten Tag,
ich bin gerade am skandieren üben in Latein verstehe aber nicht (hauptsächlich beim Hexameter) wie ich sehen soll dass eine Silbe lang oder kurz ist wenn ich wirklich keine Anhaltspunkte habe. Manche sagen: Wenn es nicht lang sein muss dann ist es eher kurz. Ich bin aber wirklich unsicher und kann so irgendwie nicht denken.
Im Bild sind die Silben die ich nicht lang oder kurz zuordnen konnte, in gelb.
Bitte erklärt mir das dankeschööön c:
3 Antworten
In Ordnung!
Ich gebe dir ein kleines Beispiel für die erste Zeile!
Das allgemeine Versschema für ein elegisches Dystichon steht bei dir bereits oben. Das sind 4 Daktylen oder Spondäen, dann ein Daktylus und als letztes ein Spondäus. Die letzte 5 Silben kannst du also bereits bestimmen. Es ist ein Daktylus und ein Spondäus.
Wichtig für die Analyse sind vor allem aber 2 Dinge:
1. Positionslänge:
Liegt zwischen dem Vokal einer Silbe und dem Vokal der nächsten Silbe mehr als ein Konsonant, tritt eine Positionslänge auf. Der Vokal ist lang, ein Doppelkonsonant ist wie zwei Konsonanten. Dies gilt auch über die Wortgrenzen hinweg!
2. Muta cum liqiuida (hier nicht anwendbar):
Die Verbindung aus einem Plosiv (b, p; c, k, qu, g; d, t) und einer Liquida (l, r; m; n), in den Senkungen der Verse meist auch die Verbindungen sc, sq, st, sp, su (u hier als Halbvokal wie bei suadere) sowie bei griechischen Fremdwörtern sm, x, z, ps, führt in der lateinischen Metrik nicht zur Bildung einer Positionslänge. Über die Wortgrenzen hinweg, erzwingt sie jedoch eine Positionslänge!
Nun kannst du zur Hilfe die restlichen Silben zählen - es sind 10. Du brauchst also 2 Daktylen (6 Silben) und 2 Spondäen (4 Silben), damit die Rechnung aufgeht.
Nun kannst du nach belieben die Regeln durchgehen. Bei "non novit" tritt eine Positionslänge durch das n auf. Die Silbe "non" ist also lang. Die einzige Möglichkeit dort ist also ein Spondäus. Du weißt also, dass auch das "lo" von "populo" lang sein muss. Bleiben noch 1 Spondäus und 2 Daktylen.
Das "tem" aus "artem" muss auch lang sein, da bei artem und populo eine Positionslänge durch m+p auftritt. Da wir nur noch einen Spondäus zur Verfügung haben, muss "tem popu" ein Daktylus sein. Bleiben noch ein Spondäus und ein Daktylus.
Das "ar" aus "artem" muss auch lang. Wieder tritt eine Positionslänge durch r+t auf. Die einzige Möglichkeit ist ein Spondäus, ein Daktylus hätte die Länge ja am Anfang. Nun kannst du die letzten 3 Silben als Daktylus eintragen.
Du fragst dich vielleicht: Warum ist quis keine Positionslänge? Ganz einfach, qu zählt als Einzelkonsonant.
Ich hoffe ich konnte dir helfen!
Sī́ quĭs ĭn hṓc ārtḗm pŏpŭlṓ nōn nṓvĭt ămā́ndi,
hṓc lĕgăt ḗt lēctṓ cā́rmĭnĕ dṓctŭs ămét.
Ā́rtĕ cĭtǣ́ vēlṓquĕ rătḗs rēmṓquĕ rĕgū́ntur,
ā́rtĕ lĕvḗs cūrrū́s: ā́rtĕ rĕgḗndŭs ămór.
Elegisches Distichon - Ovid: Ars Amatoria - So funktioniert die Metrik
Ich habe dir nur die gelben Verse, die dir unklar waren skandiert.
Siquis in hoc artem populo non novit amandi,
hoc legat et lecto carmine doctus amet.
Ar-te ci-tae ve-lo-que ra-tes re-mo-que re-gun-tur,
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arte leves currus: arte regendus amor.
Prin-ci-pi-o, quod a-ma-re ve-lis, re-pe-ri-re la-bo-ra,
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Qui nova nunc primum miles in arma venis.
Pro-xi-mus huic la-bor est pla-ci-tam exorare pu-e-llam: !!!
Beachte: Synaloephe bei placitam-exorare = pla-ci-tᴗex-o-ra-re
= Pro-xi-mus huic la-bor est pla-ci-tex-o-ra-re pu-e-llam
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Tertius, ut longo tempore duret amor.