Sind Vögel wirklich Dinosaurier?

6 Antworten

Ja, es stimmt. Sie sind Theropoden und von der Verwandtschaft her das, was man im allgemeinen als "Raptor" bezeichnen würde, auch wenn sie nicht direkt mit den bekannten Velociraptoren und Deinonychus verwandt sind. Es gab ganz viele kleine, gefiederte Dinosaurierarten (die beiden genannten Arten waren auch gefiedert), es wurden auch einige gefunden die klettern konnten und Gleitflügel hatten. Die Mikroraptoren hatten sogar an vorder- und Hinterbeinen Gleitflügel. Und eine der vielen Arten war der Ursprung der Vögel. Eine der bekanntesten Zwischenformen zwischen nicht-Vogel-Dinosauriern und Vögeln ist der Archaeopteryx, der hat im Jura im Gebiet des heutigen bayerischen Waldes gelebt und sowohl Flügel, als auch Krallen an den Händen und einen langen Schwanz gehabt, war so groß wie ein Huhn und konnte schon ein bisschen fliegen. In der Kreidezeit gab es schon "richtige" Vögel, teilweise aber noch mit Zähnen. Da wurden einige gefunden, die am Meer gelebt haben und Fischfresser waren. Es gibt im englischen Wikipedia einen seeehr ausführlichen Artikel zu dem Thema.

Woher ich das weiß:Hobby – Vogelnärrin, Heuschreckenfreak, Naturinteressiert

Jepp sind sie, guck dir mal den Familienstammbaum an. Beide gehören zur Gruppe der Archosauria.

verreisterNutzer  01.03.2021, 16:02

Das stimmt. Zur Zeit der Dinosaurier gab es ja auch flugfähige Dinosaurier, und die hatten Federn

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Ja, das stimmt. Aus Sicht eines Systematikers müssen die Vögel sogar zu den Dinosauriern gerechnet werden, weil die Gruppe der Dinosaurier sonst paraphyletisch wird. Das bedeutet, dass eine Verwandtschaftsgruppe (ein Taxon) zwar auf einen gemeinsamen Vorfahren zurückgeht, aber nicht all dessen Nachkommen umfasst. Damit spiegelt ein solches Paraphylum natürlich nicht die wirklichen Verwandtschaftsverhältnisse wider. Das Ziel der Systematiker ist es aber, im natürlichen System die exakten Verwandtschaftsverhältnisse abzubilden, denn nur so wird ein korrekter Ablauf der Stammesgeschichte der Lebewesen wiedergegeben. Im phylogenetischen System sind deshalb nur monophyletische Taxa gültig. Als Monophylum bezeichnet man eine in sich geschlossene Verwandtschaftsgruppe, also ein Taxon, das einen einzigen Ursprung hat und welches auch alle Nachkommen dieses Vorfahren umfasst.

Ein Monophylum sind z. B. die Säugetiere (Mammalia). Denn ausnahmslos alle heute lebenden Säugetiere teilen sich einen gemeinsamen Vorfahren und die Gruppe der Säugetiere umfasst auch alle Nachkommen des gemeinsamen Vorfahren, nämlich die Kloakentiere (Monotremata), die Beutelsäuger (Marsupialia) und die Plazentatiere (Placentalia). Mit anderen Worten: verfolgt man den Stammbaum eines jeden Säugetiers zurück, lässt sich dieser immer auf diesen einen gemeinsamen Vorfahren zurückführen und umgekehrt gibt es keinen Nachfahren, der kein Säugetier wäre.

Ein Paraphylum sind z. B. die Kriechtiere ("Reptilia"). Zu ihnen zählen im klassischen Sinn die Taxa Schildkröten (Testudines), Schuppenechsen (Lepidosauria: Schuppenkriechtiere (Squamata) mit Echsen und Schlangen sowie die Schnabelköpfe (Rhynchocephalia) mit heute nur noch einer Art, nämlich der Brückenechse Sphenodon punctatus) und die Panzerechsen (Crocodylia). Tatsächlich sind die Reptilien im klassischen Sinne aber paraphyletisch, denn eine Gruppe von ihnen, nämlich die Krokodile, ist mit den Vögeln (Aves) näher verwandt als mit allen anderen Reptiliengruppen. Die Krokodile sind bekanntlich die Schwestergruppe der Dinosaurier und bilden gemeinsam mit ihnen das Taxon Archosauria. Zu den Archosauriern gehörten auch noch andere Zweige von "Reptilien", darunter z. B. die Flugsaurier (Pterosauria). Heute sind von dieser Gruppe aber nur noch die Krokodile und, in Form der Vögel, die Dinosaurier übrig geblieben.
Eigentlich müssten die Kriechtiere deshalb auch die Vögel umfassen. Das Taxon "Reptilia" taucht deshalb in keinem systematischen Lehrbuch der Zoologie mehr auf. Das Monophylum aus den klassischen Reptilien und den Vögeln wird heute Sauropsida genannt.

Damit wird auch das Taxon Dinosauria, also die DInosaurier, paraphyletisch, wenn es nicht die Vögel explizit einschließt. Paläontologen sprechen heute deshalb zur besseren Abgrenzung auch von den "Nichtvogel-Dinosauriern", wenn von den Dinosauriern im klassischen Sinn (also ohne die Vögel) die Rede ist. Allerdings ist dieser Begriff rein deskriptiv und ohne jede systematische Bedeutung. Denn einige Nichtvogel-Dinosaurier sind mit den Vögeln näher verwandt als mit anderen Nichtvogel-Dinosauriern.

Innerhalb des Dinosaurier-Stammbaums gehören die Vögel zu einem Zweig, der Theropoda genannt wird. Die Theropoden galten lange Zeit als Schwestergruppe der Sauropoodomorpha (die Langhalsdinosaurier und ihre Verwandten), mit denen sie gemeinsam die Großgruppe der Saurischia (Echsenbeckendinosaurier) bildeten. Den Saurischiern standen als zweiter Großgruppe die Vogelbeckendinosaurier (Ornithischia) gegenüber.
In jüngerer Zeit wurde dieses Konzept aber durch eine Neuanalyse der Befunde aufgegeben. Stattdessen wurden die Herrerasauridae (eine Gruppe sehr früher Dinosaurier aus der späten Trias), die man bislang zu den Theropoda gestellt hatte, aus dieser Gruppe herausgenommen und mit den Sauropodomorpha als Saurischia vereint. Die übrigen Theropoden werden nun den Ornithischia gegenübergestellt und bilden mit ihnen zusammen das Schwestertaxon der Saurischia, das Ornithoscelida genannt wird.

Die Theropoda umfassen vorwiegend zweibeinige Dinosaurier, von denen ein Großteil sich als Fleischfresser ernährt haben dürfte. Beispielsweise gehören alle großen Fleischfresser wie Allosaurus, Giganotosaurus, Spinosaurus und Tyrannosaurus rex zu den Theropoden. Aber auch viele kleine bis mittelgroße Formen gehören zu dieser Gruppe, etwa Ornithomimus oder Oviraptor und eben auch die Vögel.

Im Folgenden siehst du einen einfachen Stammbaum der Vögel und der Dinosaurier nach den aktuellen Befunden:

Bild zum Beitrag

Innerhalb der Theropoda sind die Vögel wahrscheinlich am nächsten mit den Dromaeosauriern am nächsten verwandt. Die Dromaeosaurier waren allesamt kleine bis mittelgroße Raubdinosaurier, die zweibeinig waren und als prominentes Merkmal eine vergrößerte sichelartige Klaue an ihrem zweiten Zeh aufwiesen. Zu ihnen gehören Gattungen wie z. B. Velociraptor, Deinonychus oder auch Microraptor. Alle Dromaeosaurier waren warmblütig und gefiedert, genau wie Vögel. Eine erst kürzlich veröffentlichte Studie hält es sogar für möglich, dass sich innerhalb der Dromaeosaurier der Ruderflug (also der aktive Schlagflug) mehrmals unabhängig von den Vögeln entwickelt hat. So nimmt diese Studie beispielsweise an, dass Microraptor ein aktiver Flieger gewesen sein könnte. Bislang ging man nur davon aus, dass die Gattung ein Gleitflieger war wie heutige Gleithörnchen oder Flugdrachen, aber nicht aktiv fliegen konnte wie der Urvogel Archaeopteryx. Andere Paläontologen sehen in den Dromaeosauriern nicht die Schwestergruppe der Vögel, sondern halten sie selbst für Vögel, die sekundär wieder flugunfähig geworden sind. Diese Meinung vertritt aktuell aber nur eine Minderheit der Forschenden. Wie auch immer, in jedem Fall müssen die Vögel zu den Dinosauriern gerechnet werden.

Damit sind die Dinosaurier in Wirklichkeit auch niemals ausgestorben. In Form der Vögel haben sie bis in die heutige Zeit überdauert. Gemessen an der Anzahl ihrer Arten sind die Dinosaurier heute sogar erfolgreicher als sie es je gewesen sind. Wissenschaftlich beschrieben sind nach aktuellem Kenntnisstand etwa 12 000 verschiedene Vogelarten. Rechnet man die bisher noch nicht beschriebenen Arten hinzu, dann gibt es nach Meinung der Wissenschaftler zwischen mindestens 18 000 und 20 000 verschiedene Vogelarten, vielleicht sogar noch etwas mehr. Damit dürften sie die artenreichste Gruppe der Landwirbeltiere (Tetrapoda) überhaupt sein. Zum Vergleich: heute leben je nach Lehrmeinung zwischen 5000 und 6000 Säugetierarten auf der Erde, deren Zahl sich auch durch Neubeschreibungen nicht mehr in einem nennenswerten Umfang verändern dürfte.
Paläontologen haben bis 2006 etwa 527 Gattungen von Nichtvogel-Dinosauriern entdeckt und beschrieben. Ihre Anzahl dürfte sich in den nächsten Jahrzehnten sicher noch um einiges erhöhen, im Schnitt kommen monatlich zwei neue Gattungen hinzu, etwa 30 verschiedene Arten pro Jahr. Man schätzt, dass es wohl insgesamt um die 1850 bis 3400 Dinosaurier-Gattungen im Mesozoikum (Erdmittelalter, also Trias, Jura und Kreide zusammengenommen) gegeben hat. Diese haben aber nicht alle zur gleichen Zeit gelebt, sondern über einen unglaublich langen Zeitraum von fast 170 Mio Jahren von vor etwa 235 Mio. Jahren bis vor 65 Mio. Jahren. Die Lebensdauer einer einzelnen Art ist dabei nur sehr kurz, im Schnitt sind es nicht mehr als ein bis zwei Mio. Jahre. Der Tyrannosaurus beispielsweise, der am Ende der Kreidezeit kurz vor dem Aussterben der Dinosaurier (wir wissen ja jetzt, eigentlich sind damit die Nichtvogel-Dinos gemeint) lebte (vor 68 - 65 Mio. Jahren), ist zeitlich am modernen Menschen (Homo sapiens, seit etwa 315 000 Jahren, es liegen also zwischen ihm und uns gut 66 Mio. Jahre) näher dran als am Stegosaurus (der lebte vor 157 Mio. bis vor 147.7 Mio. Jahren, ihn und T-rex trennen also mindestens 79.7 Mio. Jahre). Forscher schätzen, dass im Mesozoikum nie mehr als 100 bis 200 verschiedene Dinosaurier-Arten gleichzeitig gelebt haben, deutlich weniger als heute.

Korrekt müsste es demnach eigentlich heißen, dass die Nichtvogel-Dinosaurier am Ende der Kreidezeit ausgestorben sind.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig
 - (Tiere, Biologie, Vögel)
SigridP  25.11.2021, 16:41

Sehr guter Beitrag

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Nein. Vögel sind Vögel, Dinos Dinos. Zoologisch mögen sie ja Dinosaurier sein, doch sie haben sich so weit von denen entfernt, dass es keinen Sinn macht, sie noch so zu nennen.

Wir sind ja auch keine Affen, obwohl wir zoologisch zu den Menschenaffen gehören.

So geht das eben manchmal. Mit einem neuen Zweig entsteht ein völlig neues Konzept. Es gab ja schon vögel, als die Saurier noch lebten. Die nennt man auch schon Vögel (nicht zu verwechseln mit den Flugsauriern. Die sind ausgestorben).

Lunapertio20  20.03.2021, 01:06

Natürlich macht es dies. Der Mensch gehört zu den Affen. Es macht keinen Sinn irgendwo nach Gutdüngen zu trennen wenn es Verwandtschaftsverhältnisse abbilden soll.

Ja, und diese waren auch schon Dinosaurier.

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Die Vögel haben sich tatsächlich aus Sauriern entwickelt. Man kann die Verwandtschaft auch an heutigen Vögeln noch sehr gut sehen. Straußenvögel verfügen noch über den weitgehend originalen biologischen Bauplan wie ihre Vorfahren. Was man jedoch weiß ist, dass verschiedene Saurier schon recht früh gefiedert waren.