Seniorenwort des Jahres?
Mal wieder soll ein "Jugendwort des Jahres" gewählt werden. In der Diskussion darüber wurde zur Begründung der Sinnlosigkeit geschrieben [1], es werde ja auch kein "Rentnerwort" gewählt. Aber warum eigentlich nicht?
Ich würde es aber nicht vom Arbeitsverhältnis sondern vorm Alter abhängig machen. Schließlich gibt es auch Frührentner:innen. Aber wie die junge Generation, haben auch die Alten eine eigene Sprache, und das sind nicht nur Worte von früher, sondern auch Neuschöpfungen wie "Reichsbürger", "Treppenlift" oder "Selfie-Stick".
Welche weiteren Wörter würden euch einfallen, die typisch für die heutige Seniorengeneration sind?
3 Antworten
"Reichsbürger" und "Treppenlift" sind schon lange keine Neuschöpfungen mehr. Die gab es auf jeden Fall auch schon zu meinen Studienzeiten Anfang der 1970er Jahre. Es gab sogar eine Kneipe mit dem Namen "Reichsadler", damals eine Kneipe der linksalternativen Szene.
"Selfie-Stick" habe ich noch nie gehört. Aber das besagt natürlich nichts. Meine Vorschläge, möglicherweise aber nicht originell genug:
- Rentner-Porsche (= Einkaufswagen, Einkaufs-Trolley)
- Rotzlöffel, Lausebengel, Lümmel (= vorlauter, frecher Junge)
- Dreikäsehoch, Steppke (= kleiner Junge unter 10 J.)
- Verabredung (= Date)
- Mauerblümchen (sage ich manchmal, wenn ich von sehr schüchternen Mädchen spreche, die niemand beachtet)
- Techtelmechtel = (Liebes-)Affäre, auch ein verlängerter Seitensprung
- Hautevolee = die sogenannte feine Gesellschaft
- etepetete sein = vornehm u. elegant tun und auf einfachere Leute herabschauen
- Grammophon + Schellackplatten (haben wir Kinder auf dem Dachboden entdeckt und benutzt; das funktionierte alles noch.)
- Jukebox (gab's sogar 1980 noch in manchen Kneipen; für 20 Pfg. oder so konnte man sich einen Musiktitel aussuchen, der dann auf 45-Touren-Schallplatten abgespielt wurde.)
nachgereicht (von Oma und Vater):
- jdn. schurigeln - jdn. triezen, piesacken, schikanieren, heute wohl eher: mobben, zur Sau machen, fertigmachen (nicht handgreiflich!)
- mit jdm. poussieren - mit jdm. (häufig) flirten
- die Penne - das Gymnasium
- der Pennäler - der Gymnasiast
- der Pauker - der Lehrer
- pauken - lernen
Stimmt. Mir war "Rendezvous" aber schon immer etwas zu altmodisch, es sei denn natürlich im Französischen. "Stelldichein" mit Augenzwinkern, klingt eher nach Poesiealbum und Schlagerkitsch zu Zeiten meiner Eltern oder nach Groschenromanen (Heftchen vom Kiosk "Der Jäger aus dem Silberwald" o.ä.). Ach ja, "Liebelei", das klingt süß und so unschuldig (Cliché vom braven Soldaten von anno Tobak und dem rechtschaffenen Hausmädchen um die Jahrhundertwende, also 1899/1900). Techtelmechtel, den Begriff hat meine Oma (Baujahr 1893) oft benutzt. Sie sprach auch gerne von der Hautevolée und von Leuten, die " so was von etepetete seien, dass man sie mit gar nichts zufriedenstellen könne. An allem hätten sie was auszusetzen, über alles rümpften sie die Nase".
Ich werde die Begriffe in Fettdruck mal oben in meiner Antwort ergänzen. Weißt du, was eine Juke-Box ist?
Eine originale alte Jukebox haben Freunde zu Hause stehen, modernere Versionen kannte ich selbst noch aus den 1980er Jahren, wo durch die überschaubare Auswahl immer die gleichen wenigen Lieder liefen.
Etepetete habe ich im Rheinland öfter gehört und bisher nie drauf geachtet,ob das nur alte sagen.
Das weiß ich auch nicht. Ich bin ja selbst schon 70+🤣. Bei uns sagte das immer nur meine Oma, von meiner Mutter habe ich das nie und auch sonst kaum gehört. Oma hatte viele aus dem Französischen entlehnte Wörter in ihrem alltäglichen Repertoire, einige davon aber so stark verfremdet, dass man ihre frz. Herkunft gar nicht mehr erkannte.
Gockel (fälschlicherweise verwendet für Google).
Altersdiskriminierung.
Ja, den Begriff würde die Seniorengeneration allerdings unwahrscheinlicher verwenden.
Eine Verabredung könnte auch ein Rendezvous sein, oder ein Stelldichein,
ein Flirt eine Liebelei und eine Affäre ein Techtelmechetel.
Unter Rentner-Porsche hätte ich mir tatsächlich das gleichnamige Auto vorgestellt, weil ich hörte dass es sich viele erst dann leisten können, wenn sie Renter werden.
Danke für die schönen Ergänzungen!