Selbstständig mit Reitschulbetrieb?
Hey!
Da ich momentan wieder nicht so ganz zufrieden bin in meiner Pädagogischen Ausbildung (die richtung stimmt schon, nur die aktuelle tätigkeit in KiTa und co nicht bzw das gezwungene Miteinander in den meisten Einrichtungen), spiele ich wieder mit dem Reitschul Gedanken...
Hatte bereits einmal über ein Schulpferd nachgedacht, so nebenbei zum Job. Aber jetzt überlege ich mich komplett selbstständig damit zu machen (nach meiner Ausbildung natürlich). Eine Pädagogische Grundlage wäre gegeben, ich könnte einen Trainerschein anstreben bzw machen und eventuell auch weiterbildungen richtung Therapie Reiten. Dazu könnte ich mal einen Artgerechten und Ordentlichen Schulbetrieb bieten, wie, man sie so schwer heute findet. Ich kenne auch eine große Reitanlage welche ihren eigenen Schulbetrieb vor wenigen Jahren aufgelöst hat, Vollpension bietet und in welchem ich sicher nach und nach mehrere Boxen mieten könnte oder eventuell einen kleineren Offenstall.
Da ich niemandem dort Konkurrenz machen würde (alles Private Einsteller, Reitbeteiligungen und Mobile Reitlehrer dort, nur eine fest Vorort ohne Schulpferde welche aber erst ab E/A Unterricht gibt). Ich habe mal etwas gerechnet, mit doppelter Stallmiete pro Pferd (falls erhöhung, anderer Stall oder so), zuzüglich Monatlich Geld für Schmied, Tierarzt, Osteo und co sowie Geld für Ausrüstung Monatlich und Versicherung, würde ich mit zwei Reitstunden am Tag bei einem Pferd schon Plus machen. Dazu habe ich schon sehr großzügig die Monatlichen Kosten gerechnet. Habe schon jetzt an meinem Privatpferd einige Anfragen zu Unterricht (Longe, Bodenarbeit, Reiten usw), aber die will ich nicht so voll klatschen. Ist dafür auch nicht richtig geeignet.
Aber natürlich stellt sich mir die frage, wie ist es so selbstständig zu sein mit einem eigenen Schulbetrieb? Wenn man sich wirklich nur um die Reitschüler kümmern muss und die Pferde Versorgt sind (außer rein und raus stellen, was man ja dann selbst tun kann)? Wie sehr lohnt sich das? Kann man davon Leben, wenn man es gut anstellt? (Klar kein Luxus Leben, aber das man gut über die Runden kommt, eventuell auch mit kleiner Familie).
Und für wie Realistisch haltet ihr den Plan?
2 Antworten
Als „Plan“ (leider!!! 😕) nicht realistisch. Hier haben nach und nach alle Reitschulen aufgegeben, obwohl es eine große Nachfrage gibt. Für deinen Fall: gibt es dies wirklich auf Dauer für das, was du anbietest? Weiß man nicht.
Die Reitschule, an der ich reite, gibt allmählich auch auf. Obwohl der Stall Eigentum des Betreibers ist, und auch das Rauhfutter in familiärer Eigenregie produziert wird, sagte der Juniorchef: „Damit ein Schulpferd sich trägt, muß es täglich 2 Stunden laufen, und damit ist noch nichts verdient.“. Heißt also, um davon leben zu können, müßte jedes Pferd mindestens 3 Stunden am Tag laufen; ohne Stallmiete!
Dann fällt mal ein Pferd mehrere Monate aus, wo es zusätzlich Tierarztkosten verursacht und nichts einbringt.
Was die Konkurrenz angeht: hier geht es nicht nur um Reitschüler. Hier geht es auch um Platz! Aus diesem Grunde wird Unterricht auf vielen Reitanlagen beschränkt. Denn du kannst nicht mit deinen Schülern zwischen den anderen Einstallern rum reiten und ständig die notwendige Rücksicht einfordern.
Hinzu kommt die Beliebigkeit, mit der dich heutzutage Deine Kundschaft behandelt. Ich habe nach meinem Wiedereinstieg auch versucht, mit mit meinem Hobby ein paar Euro zu verdienen. Aber obwohl ich 2 Ponys als Reitbeteiligung kostenlos dafür zur Verfügung gestellt bekam, hat es sich nicht gelohnt. Der ganze Aufwand, und oft steht man dann da, und der Reitschüler kommt einfach nicht, oder du hast einen Artztermin und die Eltern parken einfach ihre Kinder am Reiterhof und holen sie nicht pünktlich, so dass du nicht weg kannst….Nur ein paar „nette“ Beispiele.
Die Scheine, die du benötigst, kosten erst mal einige Tausend Euro.
An Deiner Stelle würde ich die trotzdem in Angriff nehmen; kommt ja nicht ja alles auf einmal. Erstmal den Trainerassitent, dann die nötigen Reitabzeichen, dann den Trainer - für eine gültige Lizenz mußt du übrigens alle 2 Jahre Fortbildungen machen.
ABER: das kannst du so nebenher machen, und mal abwarten, wie sich das alles entwickelt. Jedoch sollte da keine Eile und kein Druck dabei sein, und schon garnicht der Gedanke, diesen Aufbau als Flucht vor der bösen Berufswelt zu betrachten. Denn das Leben ist kein Ponyhof - erst recht nicht für den, der dort arbeitet 😉
Schlußendlich würde dir, wenn du davon LEBEN MUSST, die Freude daran vergehen, weil du nämlich ständig Gefahr läufst, das zu tun, was du am meisten verabscheust: die Probleme deiner Pferde zu übersehen, weil der Laden nun mal laufen muß, und du es dir einfach nicht leisten kannst, auf ihre Wehwehchen Rücksicht zu nehmen.
Du machst dir allgemein recht wenig Sorgen um doch recht wichtige Dinge...
Die Unbeschwertheit der Jugend 😄
Ich denke manchmal auch darüber nach, ob es sich noch lohnt, entsprechende Prüfungen in Angriff zu nehmen. Zumal ich mich mit zunehmendem Alter als Stallhilfe allmählich schwerer tue. uUnd es auch gut kenne, wie schön es ist, Jugendliche reiten zu sehen, denen man es selbst beigebracht hat.
Als mobiler Trainer Sitzschulung für Fortgeschrittene anzubieten, hätte sicher auch seinen Reiz. Aber wenn man älter ist, denkt man anders über Investitionen nach, und über die Verantwortung - sowohl den Reitschülern (und ihren Eltern!) gegenüber, als auch über die der Selbstständigkeit. Wenn ich allein an den Papierkram denke. Steuererklärung und so. Versicherungsfragen. Rechtsstreitigkeiten, wenn irgendwer meint, der Reitlehrer sei schuld, wenn er zu Schaden kommt. Das ist schon eine andere Nummer, als wenn man das „im Auftrag des Vereins“ oder „unter Freunden“ macht.
Das ist gewiß genauso desillusionierend wie im Kindergarten. Da denkt der/die Auszubildende, man arbeitet gemeinsam zum Wohle der Kinder und wird teilweise fürs Spielen bezahlt, und erntet lauter fröhliche Gesichter. Die Realität dort hat FS ja bereits eingeholt. Oder im Pflegeberuf. Man hatte daheim ja Freude daran, die Oma mit zu versorgen. Aber im Beruf bleibt für Herzlichkeit kaum Raum, weil alles im Minutentakt zu geschehen hat und einem die Vorgesetzten auf den Füßen stehen….
Sie sollte die Ausbildungen machen - man kann nie zu viel gelernt haben. Aber hauptberuflich kann sich das eigentlich keiner Leisten wenn nicht schon ein landwirtschaftlicher Betrieb in der Familie vorhanden ist und als Startkapital herhalten kann.
Sehe es ja selbst an meiner Trainerin. Die hat den ganzen September über jedes Wochenende einen Fortbildungskurs absolviert um als Trainerin am Ball bleiben zu können. Da hat sie 4 Wochen lang NICHTS mit den Pferden verdient und mehrere Tausend Euro zusätzlich ausgegeben. Das muss man sich eben auch mal leisten können. Ohne ihre Vollzeitstelle im Kindergarten im Hintergrund und ihre Eltern die ihr eine Wohnung zur Verfügung stellen geht das eben nicht.
Mach die nötigen Ausbildungen - BERUFSBEGLEITEND wenn du dich hier fortbilden willst
Aber bis zur eigenen Reitschule ist es ein weiter Weg der nicht ohne massive finanzielle Rücklagen möglich ist. Wie schauts also mit deinen Ersparnissen aus?
Du hast ganz schön viel vor. Vorallem weil du noch nichtmal die Ausbildung hast.
Meine eigene Reitlehrerin ist auch Kindergärtnerin - VOLLZEIT. Hat 4 Ponies bei einem Hof eingestellt auf denen sie Kinderunterricht gibt. Außerdem gibt sie anderne Leuten auf deren Privatpferden Abends unterricht. Trotzdem (auch ohne Hofpacht und vielen eigenen Pferden) geht sich das finanziell gerade so aus, sodass die Tiere versorgt sind und sie ihre weiteren Ausbildungen bezahlen kann. Mit einer Reitlehrergrundausbildung ist das nämlich nicht getan. Da gibts viele weitere Schulungen und Seminare die man absolviert haben sollte um fundierten Reitunterricht geben zu können. Vorallem da du auch in Richtung Therapiereiten gehen möchtest.
So rosig und einfach ist das was du dir vorstellst also nicht. Du machst sicherlich nicht schon mit 2 Reitstunden am Tag ein Plus. Außerdem funktioniert deine Milchmädchenrechnung nur solange das Pferd gesund ist. Fällt dir das Pferd aus gibts kein Einkommen aber dafür noch zusätzliche Kosten.
Das gleiche wenn du mal krank wirst und nicht unterrichten kannst.
Also: mach die Ausbildungen wenn dein Herz dran hängt. Aber reich wirst du davon eher nicht.
Die erste Ausbildung habe ich bereits, bin gerade in der zweiten zur Erzieherin. Das natürlich vorher genügend Rücklagen da sein müssen ist klar, werde als Ausgelernte erst mal Sparen und will sehen ob ich die Pferde voll Krankenversichern lassen kann. Das nimmt schon mal ein paar sorgen. Das da noch einige Fortbildungen auf mich zukommen ist mir klar, aber ich glaube ich habe eine gute Basis mit der Pädagogik. Und wenn ich pro Stunde 25€ nehme und es zwei am Tag sind, habe ich Monatlich 1500€. Abzüglich 750€ (500€ Stallmiete, 100€ Krankenversicherung, 100€ Schmied, Impfung und co, 50€ Ausrüstung) wären es noch 750€ Plus. Natürlich pro Pferd, das hieße aber natürlich auch zwei Stunden am Tag pro Pferd. Dazu und davor natürlich noch das fertig machen usw
FALSCH. Du hast schonmal die Steuer vergessen. Oder willst du selbstständig Schwarzarbeiten?
Eine Versicherung die dir Pferdekrankheiten abdeckt + Ausfallskosten für entangenen Unterricht? Träum weiter. Die wäre so teuer, sie würde ziemlich was von deinem "Gewinn" fressen.
Und du hast immer noch dich selbst vergessen. Wovon willst du denn leben?
Ausfallkosten decken die natürlich nicht ab. Mit den Steuern müsste ich mich natürlich noch Informieren. Und müssten schon 4 Pferde sein damit genug Plus raus kommt, zum davon Leben. Oder 5, je nach den Steuern... Bisher ja nur Gedankengänge.
Und genau deshalb geb ich dir ja diese Denkanstöße dazu. Damit du nicht komplett naiv in die Sache reinläufst.
Die Geschichte mit "mehr Pferde = mehr Gewinn" geht auch nicht so einfach auf. Du kannst zwar theoretisch unendlich mehr Pferde anschaffen aber nur endlich viel Unterricht geben. Hetzt du von Termin zu Termin leidet der Unterricht und das fällt dir schnell auf den Kopf weil sich Schüler damit nicht abgeben.
Massenunterricht wird auch nicht mehr wirklich gewünscht. Das kannst du mit Kindern machen die gerade von der Longe befreit wurden.
Aber alle die schon selbstständig reiten können möchten einen Reitlehrer der sich auf sie konzentriert. Dafür kannst du dann auch mehr als 25 euro verlangen. Aber es ist auch wensentlich mehr von dir erwartet.
Natürlich ist meine Zeit auch begrenzt, da hast du recht. Ein bisschen Luft hat man mit Reitschülern welche das Pferd alleine fertig machen können. Da kann man z.B. eine Anfängerstunde vor legen, also z.B. 11:30 Uhr ende der Anfänger Stunde und 12 Uhr die Fortgeschrittenen Stunde. Plane auch vorraussichtlich mehr Einzelstunden zu geben, Gruppen eher weniger. Das eher in Sonderfällen, z.B. Geschwister und Freundinnen welche Gemeinsam fahren. Einzelstunde bringt ja auch dem Schüler mehr.
Oder Zeitlich, wenn ich pro Tag zwei Gruppenstunden je 2-3 Pferde anbiete, müsste ich nur noch 4 - 6 Einzelstunden am Tag geben, ließe sich Zeitlich regeln... Wenn ich dazu noch eine Reitbeteiligungen vergebe für zwei Tage die Woche pro Pferd, nehme ich da nochmal 100€ ein (dafür läuft das Pferd nur eine Reitstunde den Tag, bzw einen Tag von beiden mit der RB Reitstunde welche extra kosten würde). Aber natürlich will ich mich wie gesagt weiterbilden und meinen Reitschülern guten Unterricht bieten.
Du kannst dir das noch so schön rechnen - ich sehe einfach, dass viele Reitschulen ihre Schulpferde komplett aufgeben, obwohl ihnen die Reitanlage GEHÖRT, geerbt, oder in eine Landwirtschaft eingeheiratet. Müssen also keine Stallmiete bezahlen. Und die Reitvereine haben immense Probleme, ihre Pferde zu unterhalten, obwohl sie zusätzlich Mitgliedsbeiträge und Arbeitsstunden einfordern, und obendrein auch noch „Patenschaften“, Pflegebeteiligungen und sonst noch was an den Schulpferden vergeben.
Niemand mochte dir deinen Traum zerstören, und jede Reitschule mehr würde uns gut tun. Aber geh es langsam an und sieh es als Hobby, mit dem Du VIELLEICHT mal ein paar Euro verdienen kannst.
Mir ist nochwas eingefallen dazu:
Um langfristig vernüntigen Unterricht anbieten zu können müssen deine Pferde auch regelmäßig in professionellen Beritt. Ob du das selbst leisten kannst, kann ich nicht sage. Aber selbst WENN du es professionell selbst kannst, wann genau willst du das machen? Nachdem du mit jedem Pferd drei Stunden unterrichtet hast, den Stall gereinigt und die Buchhaltung erledigt hast, und bevor du selbst mal was isst, dich um deinen Haushalt kümmerst und das Marketing erledigst damit du auch in Zukunft täglich mehrere Reitschüler haben wirst?
Und wenn du den professionellen Korrekturberitt einem Profi überlässt weil du es zeitlich nicht geregelt bekommst, dann schmälert sich dein "Gewinn" auch nochmal.
Also über die Nachfrage mache ich mir gar nicht so sorgen. Alleine jetzt sind es 8 Leute die angefragt haben bei mir, dabei biete ich eigentlich nicht mal was an...
Auf dem angeplanten Hof wurde nur aus Zeit gründen aufgegeben, man hat es neben den ganzen Aufgaben dort als Eigentümer des Hofs nicht mehr geschafft und auch die Pensionierte Reitlehrerin welche man zurück geholt hatte, hat es Alterstechnisch nicht stemmen können. Da wurden die Pferde kurzerhand an die Reitschüler verkauft. Aber alleine aufgrund der Anlage welche alles bietet was sich ein Reiter wünscht, samt Turnieren mehrmals Jährlich, suchen viele Jugendliche dort Reitmöglichkeiten.
Ausfälle der Pferde sind natürlich ein Problem, da muss man mal sehen... Der Platz wird beim Unterricht kein Problem sein, es gibt 3 Reithallen und 2 Reitplätze sowie eine große Geländestrecke un 2 Round Pens. Irgendwo findet man immer was. Die eine, nicht so "schöne" Halle wurde damals immer genutzt da sie recht unbeliebt war. Es gibt nämlich eine riesen große und schicke Halle. Vielleicht kann ich die zu gewissen Zeiten nehmen. Vielleicht kann ich mich auch an den dortigen Verein anschließen und abstimmen.
Das mit der Beliebigkeit ist natürlich schlecht, das müsste man aber wahrscheinlich abwarten, je nach Gegend und auch Kundschaft.
Natürlich will ich alles langsam an gehen, die Abzeichen sind schon in Planung. Eile und Druck habe ich nicht, das ließe sich auch erst in 3 Jahren Verwirklichen. :) Flucht aus der Bösen Berufswelt ist es auch nicht, ich kann mir nur vorstellen das mein Leben lang zu machen. 2 feste "Reitschüler" habe ich jetzt schon und habe daran unheimlich viel Spaß! Das kann ich mir eher Vorstellen als Kindergarten, zumindest wenn es weiterhin so läuft wie in all meinen ehemaligen Einrichtungen... Weiß nicht ob sich lohnt Teilzeit in einet Kita zu Arbeiten und Teilzeit eine kleine Reitschule zu haben... Ich muss ehrlich sagen, würde am liebsten tagtäglich Reitstunden geben wie ich es gerade drei mal die Woche Abends mache. Das erfüllt mich einfach, ich habe gute Laune und bin unheimlich Stolz auf alle Fortschritte meiner Mädels. :)