Schweigen in der Therapie?
Kennt ihr das, wenn ihr eigentlich soviel im Kopf habt was ihr mit eurem Therapeuten besprechen wollt und dann in der Stunde selbst keinen Ton rausbringt?
6 Antworten
Ich bin selbst Psychotherapeut. Ich würde dir raten, dem Therapeuten genau das zu sagen, was du hier schreibst! Dann weiß er nämlich, was gerade in dir vorgeht und kann dir helfen, einen Einstieg zu finden und deine Gedanken zu ordnen.
Du kannst ihn auch sagen, dass es dir helfen würde, wenn er dir zu Beginn ein paar Fragen stellt, um reinzukommen. Möglicherweise ist es ein Tiefenpsychologe, da gehört es zur Methode, nicht so viel zu fragen, sondern, mit dem zu arbeiten, was vom Patienten kommt. Wenn dir das aber unangenehm sein sollte oder dich überfordert, sprich das an.
Ok, das klingt doch schon mal gut. Dann muss es ja einen Grund geben, dass es dir seit ein paar Wochen so schwer fällt. Ihr könnt das bestimmt zusammen herausfinden, wenn du ihm sagst, dass du dich blockiert fühlst.
Die Beziehung zwischen Patient und Therapeut zu thematisieren, kann sich erstmal komisch anfühlen, aber bringt eine Therapie oft ein ganzes Stück weiter. Weil die Gefühle, die man dem Therapeuten gegenüber hat (zb Schuldgefühle), oft typisch für einen sind, auch gegenüber anderen Menschen.
Was meinst du mit Schuldgefühlen gegenüber dem Therapeuten?
Nur als Beispiel, weil du geschrieben hast, du hast ein schlechtes Gewissen, wenn du ihm eine Email schreibst, die er dann außerhalb der Sitzung lesen muss.
Hmm mal sehen wie es heute läuft. Ich denke ich kenne die Auslöser, warum es jetzt die letzten Wochen schlechter lief, aber das aufzuarbeiten würde wahrscheinlich Jahre dauern
Ok, versetehe. Irgendwann solltest du es aufarbeiten, aber ob das jetzt ist, entscheidest du natürlich
Ja habs geschafft heute wieder etwas zu reden, aber das hat im Endeffekt nur dazu geführt, dass ich mich jetzt noch schlechter fühle. Mein Therapeut hat zugegeben, dass er mit meinem Fall überfordert ist und auch nicht wüsste wo man da jetzt ansetzen sollte...
Nein.
Denn ich hab mir immer bewusst gemacht, dass ICH es bin, die die Therapie primär mit Leben füllen muss. Wenn ich nichts erzähle, kann mir kein Therapeut der Welt helfen.
Meine Therapeutin war aber auch wirklich gut und hat den Einstieg, auch in für mich schwierige Themen, immer sehr einfühlsam gestaltet.
Ich glaube ehrlich gesagt, dass das fast jeder kennt, der schon mal in Therapie war. Es gibt immer Momente, in denen man nicht das aussprechen kann, was einen gerade im Kopf herumgeht. Manchmal ist die Angst einfach zu groß!
Da hilft nur eins: Aufschreiben und dem Therapeuten geben! Oder nach dem Termin die wichtigen Infos noch per Mail an den Therapeuten schicken.
Wobei man natürlich auch aufpassen muss, dass es am Ende nicht immer so wird, dass man lieber schreibt als zu sprechen. Aber da muss der Therapeut drauf aufpassen und nicht du.
Schreib es auf und gib den Zettel deinem Therapeuten.
Ja hab ihn bisher immer eine Email vorher geschrieben (hab Onlinettherapie), aber irgendwie trotzdem ein schlechtes Gewissen, weil es ja verschwendete Therapiestundenzeit ist
Wenn du nichts sagst, noch verschwendeter. Pack alles in die Mail was du zu sagen hast.
Lies ihm die E-Mail in der Sitzung vor! So löst du das Problem. Außerdem bekommt der Therapeut beim Zuhören auch deine Emotionen mit. Ich nehme an, mit Online Therapie meinst du, per Video?
Ok. Du könntest ihm sagen, wieso du vorher immer eine Email schreibst und ihm vorschlagen, diese in der Sitzung vorzulesen. Auf jeden Fall rate ich dir, mit ihm zu reden, wie es dir immer in der Sitzung geht (siehe meine Antwort).
Schreib vorher einen Zettel, lies diesen vor oder händigen ihm ihn aus.
Erstmal vielen lieben Dank für die Antwort. Eigentlich konnte ich immer Recht gut über alles in der Therapie reden. Wurde auch immer vom Therapeuten gelobt, dass er es gut findet, dass ich auch über schwierige Themen (z.B. SVV, Suizidgedanken), wo andere Klienten oftmals Probleme haben das anzusprechen, so offen reden kann. In den letzten Wochen ist da aber eine totale Blockade. Ich sage nur noch das nötigste, wenn überhaupt. Meist sitze ich schweigend da und habe dann im Nachhinein wieder ein schlechtes Gewissen, weil ich die Stunde nicht wirklich genutzt habe. Der Therapeut ist Verhaltenstherapeut mit Schwerpunkt auf Schmerzpatienten also kein Tiefenpsychologe.