Schutz invasiver Arten?
Viele invasive Arten bedrohen einheimische Arten und verdrängen diese - und ihre Ausbreitung soll deshalb verhindert werden (z.B. die Herkulesstaude, bestimmte Zeckenarten, Wollhandkrabbe usw.) und sie werden bekämpft. Warum trifft das auf den invasiven Goldschakal nicht zu - er unterliegt strengem Schutz, obwohl er hier viele geschützte Kleinsäugerarten und Amphibien stark bedroht. Kann mir das jemand erklären, warum man da offensichtlich mit "zweierlei Maß" misst. Jetzt wäre noch Zeit und die Chance, ihn hier einzudämmen, beim Waschbären wurde das versäumt.
1 Antwort
Der Umgang mit dem Goldschakal ist tatsächlich komplezierter als mit den meisten anderen Neobioata, diese Frage stellen sich natürlich viele Menschen, aber der Goldschakal ist tatsächlich ein Sonderfall bei dem man viele Punkte berücksichtigen muss.
Wichtig zu beachten z.B. ist dass der Goldschakal nicht im klassischen Sinne als eine Invasive Art angesehen wird, wie z.B. der Waschbär oder die Herkulesstaude, weil sie z.B. ohne menschliche Hilfe ausbreitet. Die Ausbreitung des Goldschakal nach Mitteleuropa ist natürlich erfolgt, es ist eine Reaktion auf die Klimaveränderungen, Veränderungen der Landschaften und weniger Konkurrenz durch große Raubtiere wie Wolf und Luchs, welche langezeit nicht mehr beheimatet waren.
Im Gegesatz dazu wurde z.B. der Waschbär vom Menschen eingeschleppt oder ausgesetzt und gelten deshalb nach den Kriterien der EU und des Naturschutzgesetzes als Invasive Art, gegen die Maßnahmen getroffen werden sollen, das trifft z.B. nicht auf den Goldschakal zu, denn die natürliche Arealerweiterung wird rechtlich nicht als "invasiv" im klassischen Sinne gewertet.
Der Goldschakal ist nach der Berner Knovention (Ahnang III) geschützt, die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinien (Ich hoffe der Begriff war korrekt, da bin ich mir gerade nicht sicher) der EU schützt auch den Goldschakal indirekt und Länder wie Deutschland (und einige andere) stellen ihn außerdem unter besonderen Schutz nationale Schutzgesetze.
Ein aktives Bejagen oder dezimieren ist hier rechtlich extrem schwierig und oft verboten, auch wenn er sich weiter ausbreitet, zudem sind Goldschakale Allesfresser, sie jagen Kleinsäuger, Amphibien, aber auch viele andere Invasive Arten wie z.B. Nutrias und sind daher auch eine feind von den invasiven Arten die eingeschleppt wurden. Auch ist ihre Rolle aus ökologischer Sicht noch nicht eindeutig bewertet, es gibt aber Hinweise, dass sie auch regulierend wirken können und weil sie sich in Lücken ökologischer Nieschen bewegen, füllen sie teilweise Funktionen, die in Europa durch den Menschen verloren gingen. (Der Rückgang großer Raubtiere wie der Wolf).
Man muss berücksichtigen dass die Datenlage aber noch sehr dünn ist, und weiter geforscht werden muss, ob der Goldschakal langfristig schädlich, oder eher stabilisierend wirkt.
Der Vergleich mit den anderen Tieren ist schwierig, der Waschbär wurde eingeschleppt, verursacht massive Schäden an heimischen Arten und hat eine masssive Populationszunahme, also eine klassische Invasive Art.
Die Wollhandkrabbe wurde ebenfalls eingeschleppt, verändert das Ökosystem in Flüssen sehr massiv, was sie ebenfalls zu einer klassischen Invasiven Art macht, aber der Goldschakal ist selbstständig eingewandert, also keine invasive Art im juristischem Sinne.
Was ist eine Invasive Art: Breiten sich Arten durch den Menschen in Gebieten außerhalb ihrer Heimat aus, spricht man von invasiven Arten. Sie können erhebliche Schäden anrichten, da sie einheimische Arten verdrängen oder ökonomische und gesundheitliche Folgekosten verursachen können.
Danke für die sehr hilfreiche Antwort. Ein Problem scheint mir also die Begrifflichkeit zu sein, denn man unterscheidet da (wohl) nicht zwischen "importierten Arten" (wie dem Waschbär) und "über die Grenzen zugewanderte Arten" (wie den Goldschakal). Letztlich sind die meisten hier "heimischen Arten" ja auch zugewandert - nämlich nach dem letzten Glazial.
Der goldschakal ist deshalb keine invasive Art weil er vor Jahrhunderten bei uns heimisch war. Die klimatischen Verhältnisse lassen eine rückkehr jetzt wieder zu. Eine konkurrenz zum heimischen fuchs stellt er nicht dar,weil beide genug Nahrung haben und auch ihre Gebietsverteilung und Lebensgewohnheiten ganz unterschiedliche sind. Das aber in zeiten wo der wolf und Luchs wieder verstärkt auftreten in deutschland.