Schachzug innerhalb seiner Zeit zurücknehmen?

3 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Dass nach vollendetem Zug die Rücknahme nicht regelkonform ist, wurde hier in den Antworten schon geschrieben.

Wenn ich auf lichess Schachpartien spiele, lasse ich Zugrücknahmen zu, auch bei Wertungsspielen. Es sind manchmal auch echte "Mausfehler" dabei, d.h., die Figur wurde durch zu frühes Loslassen mit der Maus auf ein Feld gestellt, wo es offensichtlich unsinnig ist. Die sind aber meist gut erkennbar.

Für den Lernenden habe ich den Tipp: Grundsätzlich auf eine Zugrücknahme zu verzichten und nach den Regeln zu spielen. Das erzieht zu ruhigen und überlegten Ausführen von Schachzügen und das muss man trainieren, wenn man etwas weiter kommen will, z.B. in Schachvereinen.

Zuallererst muss man unterscheiden den grundsätzlichen Charakter einer Schachpartie. Handelt es sich um eine reine "Spasspartie", wie sie unter Hobbyspielern fernab jeglichen Turniergeschehens meist üblich ist - oder soll die Partie schon allgemeinen (Turnier-)Regeln entsprechen (wobei es auch da noch gewisse Abstufungen gibt)?

Eine reine Hobbypartie, die du z. B. mit einem Freund oder Bekannten oder einem Familienmitglied spielst: Hier sollte es nicht zu streng genommen werden alles. Schaut, dass ihr halbwegs korrekte Züge macht (Bauernzug, Schlagweise des Bauern inkl. "en passant", Umwandlung, Rochade, Schach, Schachmatt, Patt sind allesamt nicht jedem bekannt und/oder sicher vertraut in der Anwendung), da ist eine Zugkorrektur schon mal "drinn", d. H. wenn ein Spieler erkennt, dass sein Zug grob unsinnig war (Dame eingestellt oder Grundlinienmatt übersehen z. B.), dann sollte im gewissen Rahmen(!) die Möglichkeit zur Korrektur gegeben sein. Hängt natürlich SEHR davon ab, inwieweit die beiden Gegner bereit sind zu kooperieren. Mancher ist mit nahezu jeder Zugrücknahme einverstanden, andere sind da weniger bereit und spielen fast schon so wie auf offz. Turnieren üblich, nach offz. Regelwerk also (was man im Grunde auch anstreben sollte!). Es leuchtet sicher ein, dass ein großes Kuddelmuddel, mit dauernden Zugrücknahmen auch nicht sehr förderlich ist um eine (halbwegs) vernünftige Partie zu spielen - man sollte also ggf. von Anfang an das limitieren und vielleicht max. 2-3 Zugrücknahmen erlauben.

Noch etwas konkreter auf deine Frage bezogen:

Wenn du eine Figur erstmal in der Hand hast (bzw. sie "berührt" hast), dann gilt die Regel, dass du diese Figur dann auch ziehen musst. Und wenn du die Figur (auf dem Zielfeld) abgestellt hast, dann ist dein Zug beendet, die Figur muss dann dort stehenbleiben. Formell endet der Zug natürlich erst, wenn du die Uhr gedrückt hast, aber das ändert nichts an der eigentlichen Bewegung der Figur zuvor. Es gibt aber auch hier Ausnahmen, diese betreffen aber nur den Bereich "ungültiger Zug": Wenn der Zug illegal war, meist tritt das auf im Zusammenhang mit einem Schachgebot. In dem Fall muss dann geprüft werden, ob mit DERSELBEN Figur ein legaler Zug möglich wäre und dieser muss dann ersatzweise gezogen werden. Nur wenn die berührte Figur garkeinen legalen Zug machen könnte, darf wahlweise irgendein anderer Zug gemacht werden mit einer anderen Figur.

Noch ein paar Hinweise:

Solange du die Figur in der Hand hast (also "berührt" hast) und noch nicht abgestellt UND losgelassen hast, kannst du mit dieser Figur jeden möglichen legalen Zug machen. Erst mit dem abstellen/loslassen ist es so, dass du daran nichts mehr ändern kannst. Wenn du allerdings eine gegnerische Figur, die du mit der berührten Figur schlagen könntest auch bereits berührt hast, dann musst du diese gegnerische Figur schlagen.

Wenn du mal auf internationalem Niveau spielst, kann man sich mit diesen Regeln festlegen. Unter Freunden und Anfängern sollte da eigentlich kein Problem sein.

m.f.G.

anwesende

LeFreak72  21.07.2021, 14:12

Damit muss man sich schon WEIT unter "internationalem Niveau" beschäftigen. Immerhin handelt es sich um die Handhabung klarer Regelverstöße und die müssen auch schon auf unterster Spielebene eindeutig sanktioniert sein. Alles andere ist Kokolores und führt nur dazu, dass man mitunter mehr Zeit verbringt, sich über unklare (Regel-)Situation zu zanken anstatt die Sache nach Regelwerk schnell und effektiv aufzulösen.

Der Fragesteller benutzt bereits eine Schachuhr, das ist genug Indiz dafür, dass sein Umfeld durchaus Schach nach den FIDE-Regeln mitunter spielt bzw. nicht mehr weit davon entfernt ist, ihm scheint die Regeln nicht egal zu sein und er ist bereits weit über (völliges) Anfängerniveau hinausgelangt. (Der absolute Feld-Wiesen-Hobbyspieler kann selbstredend mit den Figuren bei Bedarf auch mal zwischendurch Halma spielen, stört doch keinen, gell?)

;-)

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