Ritter heute und in der Realität?

4 Antworten

Na, ja, wie immer bei solchen Sachen klafft da oft eine Lücke zwischen dem idealisierten Bild eines Ritters, wie er bei Wolfram von Eschenbach im Parzival beschrieben wird, oder in der Artus-Sage und wie die Typen meistens in Wirklichkeit waren. Tatsache ist jedenfalls, das sehr viele Ritter im Alltag ein Landgut führten, das sie zu verwalten hatten und wo sie für ihre Untergebenen verantwortlich waren. Sie mussten schauen, das sie finanziell überlebten. Wenn der Lehensherr zum Kampf rief, hatten sie Folge zu leisten. Kein Wunder also, das sie im Falle eines Sieges versuchten, erstmal ihre Finanzen aufzubessern. Oder sich Ländereien unter den Nagel zu reissen. Ob sie immer so edler Gesinnung waren, darf bezweifelt werden. Götz von Berlichingen war ein wüster Raubritter, der für den jenigen Kämpfte, der ihn am besten dafür bezahlte. Auch bei uns am Ort gab es eine Burg, die einem Raubritter gehörte, der die Kaufleute ausplünderte, die zwischen Mainz und Speyer unterwegs waren. Bis die Bischöfe von Mainz, Worms und Speyer eine Armee ausrüsteten und ihn aushoben. Von der Burg ist heute übrigens kein einziger Stein mehr übrig.

dieses idealisierte Image des Ritters stammt aus den Erzählungen aus dem Mittelalter von Wolfram von Eschenbach, Walter von der Vogelweide, den mit romantischem Touch versehenen Erzählungen über König Artus mit seinen Rittern, die um einen runden Tisch saßen (Tafelrunde) - auch die Filmindustrie hat dieses romantische Bild in den Filmen gezeigt (Ivanhoe)- teilweise sehr schmalzig aber man wollte ja Geld verdienen - ein Ritter verhielt sich Frauen gegenüber "ritterlich" edel und war häufig der Retter in der schimmernden Rüstung

die Realität sah anders aus: man wohnte in einem zugigen Gemäuer - (gerade vielleicht mal ein Zimmer konnte beheizt werden) auf einem Stück Land, das vom Landesherrn/Kaiser zugewiesen wurde, mitsamt den Untertanen - von denen musste man seinen Unterhalt eintreiben und war deshalb vermutlich nicht sehr beliebt - das Essen soll sehr schlecht gewesen sein, eine tägliche Herausforderung an den Magen, also nichts mit prunkvollen Festen und eine Rüstung hatte auch nicht jeder, ein Pferd war schon großer Luxus

kein Wunder also, dass so viele an den verschiedenen Kreuzzügen teilnahmen - viele waren pleite, total verarmt und dachten, sie könnten im Heiligen Land ihr Glück machen - und dann gab es noch die Raubritter wie Eppelein von Gailingen zum Beispiel - man weiß nicht einmal mehr, wo genau sich seine Burg Dramaus befand

ich würde an deiner Stelle mal ein paar Webseiten aufsuchen -dort findest du interessante Infos über den Alltag der Ritter

und wen du mal vom vielen Lesen ein wenig ausruhen und entspannen willst, schau bei YOUTUBE den Videoclip HOT DOGS ja so wor'ns die alten Rittersleit 1983 an - das heitert etwas auf - ist aber historisch nicht verbürgt ggg

Ihr könnt das heutige verklärte image des vorbildlichen Ritters erklären

Die Vorstellungen eines vorbildlichen Ritters ergaben sich aus den Anforderungen der christlichen Religion, die die Kirche nicht zuletzt in ihrer Kreuzzugpropaganda populär machte und die Eingang schon in die mittelalterliche Literatur fand. Was die heutige Einstellung angeht, so wirkt das Zeitalter der Romantik (1. H. 19. Jh.), das die mittelalterliche Welt und auch das Rittertum in verklärtem Licht erscheinen ließ, immer noch nach. Nicht zuletzt übt auch die Filmindustrie vorallem Hollywoods ihren Einfluss aus. So entwickelte sich das Bild des edlen Ritters, des Beschützers der Witwen, Waisen, Armen und Wehrlosen, der auf einer prächtigen Burg lebt, galant zu schönen Frauen ist, halbwegs gebildet ist und sich zu benehmen weiß. Seine Tapferkeit zeigt er durch seine (erfolgreiche) Teilnahme mit Pferd und Lanze an Ritterturnieren.

und es der Realität von damals gegenüberstellen.

Die Realität im Mittelalter sah ganz anders aus als im Hollywoodfilm. Nur die wenigsten Ritter nannten eine Burg ihr Eigen, die meisten lebten bestenfalls in einem steinernen Haus in der Mitte oder der unmittelbaren Nähe ihres Dorfes. Sie waren mit der Verwaltung ihres Lehens beschäftigt und hatten Dienste für ihren Lehensherrn zu leisten: Verwaltungsdienste, z. B. die Einnahme von Abgaben herrschaftlicher Bauern, bestimmte Hofdienste, ggf. Burgmannendienste auf einer Burg ihres Lehensherrn, und natürlich Kriegsdienste. Die meisten Ritter hatten vielleicht ihr Auskommen, aber wirklich reich waren nur sehr wenige. Es gab viele arme Ritter, die dann sogar selbst ihre Felder bestellen mussten und immer vor der Gefahr standen, wieder in den Bauernstand abzurutschen. Die Teilnahme an Turnieren kam selten, wenn überhaupt vor. Die meisten Ritter waren eher ungebildete, raue Gesellen und Krieger, die weder die kirchlichen Vorschriften, wie ein christlicher Ritter sein sollte, befolgten noch über gutes Benehmen verfügten. Gewalt war ihr Leben, sie waren es gewohnt, ihre Interessen, die sie als ihr Recht ansahen, notfalls mit Waffengewalt durchzusetzen. In der kirchlichen Literatur schrieb man über die Ritter, die man über die Kreuzzugsidee disziplinieren wollte: Nunc fiant Christi milites, qui dudum extiterunt raptores. (Nun sollen diejenigen Ritter Christi werden, die zuvor als Räuber hervorgetreten sind.) Diese zeitgenössische Meinung über die Ritter ist bezeichnend, wobei man natürlich nicht übersehen darf, dass sie in dieser Pauschalität übertrieben ist. Aber nur wenige Ritter zeigten sich als Idealbild dessen, was sich die Kirche als einen christlichen Ritter vorstellte und dann zu einem romantisierenden Ritterbild geführt hat (s.o. den ersten Teil der Frage).

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Ich arbeite als Historiker.

Schau dir einerseits das Klischeebild eines Ritters an, mit all den ritterlichen Tugenden und ritterlichen Idealen.

Und andererseits was dann de facto in der Geschichte daraus geworden ist.