Respekt verschaffen, Klasse

8 Antworten

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Respekt muss man sich erarbeiten. Man bekommt ihn nicht dadurch, dass man laut oder "streng" ist, sondern dadurch, dass man sich als verlässlicher und konsequenter Partner beweist. Dazu braucht man Zeit.

Das ist in einem Praktikum - vor allem, wenn es von kurzer Dauer ist oder wenn man am Anfang steht - sehr schwierig. Die Tatsache, dass du vermutlich recht jung bist, spielt dabei zusätzlich eine Rolle.

Meine Idee wäre folgende: Kläre die Sache mal gemeinsam mit den Kindern, wenn die Lehrerin dabei ist. Du könntest im Stuhlkreis mit den Kindern besprechen, wie es für sie ist, wenn sie etwas sagen möchten und niemand ihnen zuhört. Du wirst ganz sicher einige Antworten kriegen, auf die du dann Bezug nehmen kannst.

Dann sage ihnen, dass es dir genauso geht, wenn die Lehrerin raus geht und dir plötzlich niemand mehr zuhört. Frag die Kinder, wie sie glauben, dass sich das für dich anfühlt.

Lobe sie dafür, wenn sie in der Lage sind, sich in deine Situation hineinzudenken. Das müssen Kinder in diesem Alter nämlich erst lernen. Richtig beherrschen können sie diese Fähigkeit erst in der 3./4. Klasse. Bis dahin brauchen sie immer wieder Unterstützung dabei.

Dann überlege gemeinsam mit den Kindern, welche Ideen sie haben, damit das mit dem Zuhören besser klappt, wenn ihr allein miteinander seid. Lobe jede Idee, auch wenn sie dir vielleicht erst mal nicht umsetzbar erscheint.

Such dir die beiden Ideen raus, die dir am besten gefallen und lasse die Kinder darüber entscheiden, welchen von beiden ihr beim nächsten Mal versuchen wollt. Wenn ihr eine Entscheidung getroffen habt, sage den Kindern, dass du sehr stolz auf sie bist, weil sie mithelfen wollen, dass ihr gut miteinander reden könnt. Sag ihnen, dass du dich jetzt richtig darauf freust, bald wieder mal mit ihnen allein zu sein.

Damit holst du die Kinder ins Boot. Entscheidungen, an denen sie beteiligt sind, werden meist viel bereitwilliger umgesetzt als solche, die man ihnen überstülpt.

Vielleicht kannst du vorher mit der Lehrerin absprechen, dass du für die Zeit, in der du mit den Kindern allein bist, etwas Bestimmtes tun kannst, z.B. eine Geschichte vorlesen. Dazu eignet sich ein Buch mit Geschichten, die im Zusammenhang miteinander stehen. Sehr empfehlen kann ich "Oma schreit der Frieder" :).

Wenn die Lehrerin einverstanden ist, kannst du das am Ende eures Stuhlkreisgesprächs den Kindern auch sagen.

Es wird mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht gleich 100 prozentig funktionieren. Du kannst aber dann die Kinder an das erinnern, was ihr besprochen habt. Die Aussicht auf eine Geschichte wird ein Übriges tun.

Lass dich nicht entmutigen. Und lass dir nicht einreden, du müsstest streng sein. Das funktioniert bei jungen Praktikantinnen nicht. Es endet stattdessen meist in einer Art Dauerkrieg zwischen Praktikantin und Kindern. Der Führungsstil der Lehrerin ist möglicherweise auch nicht wirklich gut - auch wenn er scheinbar funktioniert.

Aber: Nicht alles, was klappt, ist auch gute Pädagogik :). Hab Geduld mit dir und probiere aus. Du wirst deinen Weg finden!

Lulustar 
Fragesteller
 18.07.2014, 20:51

Dankeschön für diese sehr gelungene Antwort. :)

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du kannst sehr viel mit deiner stimme arbeiten. wir menschen passen die lautstärke im rauf auf deine stimme ab. Respekt musst du dir zuerst erarbeiten. was ich im kindergarten gelernt habe ist, dass du nicht unsicher sein darft oder den kindern zeigen dass du überfordert bist. Wenn dies passiert merken die kinder das und nutzen es auch aus.

nach einer zeit weißt du wie du den Respekt bekommst und für die Kinder ist es nicht schlimm wenn du sie einmal ermahnst :)

Je leiser du sprichst umso ruhiger werden die Kinder, sie könnten ja sonst versäumen was du sagst. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass du spannende, interessante Dinge zu erzählen hast.

Lulustar 
Fragesteller
 18.07.2014, 17:11

Das stimmt nicht, denn sie haben nicht mal auf mich geachtet. Ich habe leise gesprochen, aber sie haben mir nicht zugehört und einfach weiter gemacht...

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Brillance  20.07.2014, 00:39
@Lulustar

kommt drauf an, was du da leise vor dich hin gebrabbelt hast. Solange es nichts Spannendes für die KInder ist, solange machen sie was sie wollen. Das ist auch völlig normal denn du hebst dich ja nicht von ihnen ab. Rhetorik, Gestik und Mimik kann man erlernen. Kinder reagieren auf visuelle und akustische Reize, also reize sie in dem du mit klarer aber nicht lauter Stimme und entsprechender Mimik und Gestik eine Geschichte erzählst.....Ihr werdet nicht glauben was xy gestern passiert ist.....nicht jeder kann eine spannende Geschichte aus dem Hut zaubern aber dafür gibt es ja Bücher.

Wenn du den Job mal hauptberuflich machen willst gehört auch bissl Improvisation dazu, ganz besonders bei Kindern in den unteren Klassen. Schmück die Story aus. Probier das mal, bei mir hat das jedesmal prima geklappt. Kindliche Neugierde ist kaum zu befriedigen.

viel Erfolg

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ich hatte mal aufsicht in eine 2. klasse. da wurden die kinder auch lauter. dort war die regel mit einer glocke bimmeln, dann wurden die wieder ruhig.

wie macht es denn die lehrerin? gibt es irgendein signal? ansonsten muss du ein bisschen lauter werden, auch wenn dir das unangenehm ist, die kinder hören und merken schon, ob da jemand bestimmt spricht.

sorgen machen musst du dir jetzt noch keine, sowas lernt man dann auch später in der ausbildung. vielleicht freuen die sich auch einfach, dass du gerade keine respektvolle autoritätsperson bist.

im stuhlkreis passiert, ich würde mir was ausdenken zum spielen oder singen, damit die beschäftigt sind.

armer schwarzer kater zum beispiel.

du kriegst das bestimmt hin!

Lulustar 
Fragesteller
 18.07.2014, 17:16

Nein, wenn sie rein kommt sind die meisten wieder ruhig, sie wird auch manchmal lauter und fest die Kinder grob an etwas.

Ja, aber ich muss sie ja erziehen und wenn sie mich zu sehr als Freund sehen, dann haben sie ja keinen Respekt mehr.

Wir haben gerade was gespielt, aber dann haben sie angefangen zu albern und sind aufgestanden und plötzlich war das Spiel ein ganz anderes. Ich sollte das Spiel nur weiter führen. Ich weiß nicht, warum es nicht funktioniert hat. Das ging alles zu schnell.

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Jule59  18.07.2014, 17:55
@Lulustar
Ja, aber ich muss sie ja erziehen und wenn sie mich zu sehr als Freund sehen, dann haben sie ja keinen Respekt mehr.

Überlege mal, vor welchen Menschen du Respekt hast und unterscheide sie von denen, vor denen du schlicht Angst hast (oder hattest). Welche Fähigkeiten haben Menschen, die du respektierst und magst? Was kannst du dir von ihnen abschauen?

Respekt bekommt man immer nur, wenn man auch respektvoll ist. Kinder anzuschreien, bloßzustellen oder unfreundlich anzureden, ist nicht respektvoll. Konsequent in dem zu sein, was man tut, sollte man niemals damit verwechseln, streng oder unfreundlich zu sein.

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Hallo Lulustar,

machst Du regelmäßig etwas um Dein Selbstbewustsein und Deine Körpersprache zu trainieren (z.B. Kampfsport, Tanzen, Theater spielen, Akrobatik)? Ich glaube mit so einem Hobby könntest Du eine gute Basis für Deinen Beruf schaffen und das was Du dort lernst auch im Umgang mit den Kindern nutzen - sei es ein Trick um Aufmerksamkeit zu bekommen, eine kontrollierte Haltung/Mimik/Gestik um das auszustrahle, was Du auch ausstrahlen möchtest, Respekt, weil die Kids toll finden, was Du kannst und vielleicht ergibt sich die Möglichkeit etwas zusammen mit den Kids zu üben (z.B. in einem Projekt oder einem Freizeitangebot).

LG und alles Gute für Deine berufliche Laufbahn, Hourriyah