Privatschule für die Kinder oder Haus...Lohnt sich die Investition in das privilegierte Bildungsumfeld?

5 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Leider kann man das so nicht sagen. Es gibt keinen Unterschied zwischen „der“ Privatschule und „der“ staatlichen Schule. Sondern: es gibt gute und schlechte Schulen. Und eine Schule, die schlecht ist für ein Kind, kann gut sein für ein anderes.

Meine Erfahrung: Wir haben unsere Kinder auf eine private Montessori-GS getan. Für meinen ältesten Sohn war das die Rettung, für meinen zweiten die Katastrophe und dem dritten war‘s egal. Schließlich hatten wir unsere drei Kinder auf drei verschiedenen Schulen.

Will sagen: Wichtig ist, ob Euer Kind mit der Schule gut zurechtkommt. (Billingual halte ich für Quatsch, der gerade hip ist - aber das ist ein anderes Thema). Und: Es kann auch sein, dass Euer anderes Kind eine andere Schule braucht. Und: die Schule, die im Moment die beste ist, kann es in 5 Jahren nicht mehr sein. Also: Schaut auf Eure Kinder und wählt die Schule nicht, weil die ach so toll ist, sondern weil sie zu dem jeweiligen Kind passt!

Und weil Du von „elitär“ sprichst: Ja, es gibt Schulen, und vor allem Internate, die sich für elitär halten. Aber ich persönlich mag das nicht. „Privatschulen“ sind aber auch alle katholischen und evangelischen Schulen, Waldorf, Montessori etc. Und diese Schulen sind wertvoll und gut, weil sie Alternativen in Ausrichtung oder Pädagogik bieten und damit jedem Kind „seine“ Schule - elitär sind sie nicht!

Noch wegen des Geldes: Falls das wirklich für Euch sehr schwer wird: Sprecht doch mit Großeltern und Paten: Ich kenne Fälle, wo die lieber die Bildung ihrer Enkel bezahlen, als was zu vererben.

Von Experte ACBRE bestätigt

Ich selbst war zwar nicht auf einer Privatschule, habe aber trotzdem eine (begründete) Meinung dazu.

Also wie ja schon von jemandem geschrieben wurde, kann man weder über alle Privatschulen noch über alle öffentlichen Schulen pauschale Urteile fällen. Ich war auf zwei Grundschulen - eine davon schlecht, die andere besser - und auf zwei Oberschulen- eine davon schlecht, die andere besser. Es ist so wie letztendlich mit allem im Leben, schwarze Schafe gibt es überall, genauso wie das erfreuliche Gegenteil. Und wir wissen ja alle, dass die schwarzen Schafe in den anderen Bereichen des Lebens sich leider nie sofort als solche zu erkennen geben… das war bei meinen Schulen auch so. Im Nachhinein dachten meine Eltern und ich immer „aaaah ja, dieses oder jenes hätten wir gleich von Anfang an als Warnsignal verstehen müssen“, aber das sind eben Erfahrungswerte, die man erst hinterher hat.

Ich persönlich würde schon deshalb mein Kind eher nicht auf eine Privatschule schicken, es sei denn es gibt wirklich ganz, ganz triftige Gründe dafür. Nichts von dem, was du aufgezählt hast, wäre mir triftig genug.

Dass gute Bildung wichtig ist, da stimme ich vollkommen mit dir überein. Erstens bin ich aber davon überzeugt, dass gute Bildung vielfältig ist und niemals aus nur einer Lehrinstitution kommen kann. Meine Eltern haben mich schon früh auch in die Musikschule gehen lassen, in den Sportverein gehen lassen, in die Volkshochschule gehen lassen, in ein Schüleraustauschjahr gehen lassen, sie ließen mich an diversen außerschulischen Reisen / Veranstaltungen / alles mögliche teilnehmen, und die Gesamtheit von alledem macht meinen jetzigen Bildungsstand aus. In den Zeiten, in denen ich an schlechten Schulen war, hatte ich dafür sehr gute andere Bildungsangebote, deren Erfahrung mir noch heute nützt. Aus dieser Erfahrung heraus würde ich als Elternteil mich niemals darauf verlassen, dass die eine Schule von Klasse 1 bis 13 meinem Kind alles an Bildung gibt, was es braucht, egal wie gut die Schule zu sein scheint oder sogar ist. Ich würde immer mehrgleisig fahren, und das bedeutet gleichzeitig leider auch noch mehr Ausgaben. Alleine das Schüleraustauschjahr in Japan, das ich gemacht habe (übrigens eines der besten Bildungsangebote, das ich jemals angenommen habe), kostet heute schon 13000 Euro, hat also monetär ungefähr so viel Wert wie 1,5 Jahre Privatschule. Wenn man jetzt alleine das sprachliche betrachtet, selbst Japanischunterricht an einer egal wie elitären Privatschule kann da einfach nicht herankommen. Von der persönlichen Entwicklung, die ich in diesem Jahr gemacht habe, und von dem Einfluss, den das Jahr auf mein Leben hatte, fange ich gar nicht erst an. Wenn es also finanziell eine Entweder-Oder-Frage ist, würde ich persönlich zum Beispiel definitiv ein Schüleraustauschjahr über eine Privatschule präferieren.

Und die zweite Sache sind die skills im Umgang mit Menschen. Ich verstehe, dass es immer mehr seltsame Familien im Land gibt, und man eigentlich nicht möchte, dass das eigene Kind mit deren Kindern zusammen „lernt“. Ich kann das absolut nachvollziehen. Auf der anderen Seite denke ich aber auch: mit diesen seltsamen Menschen wird mein Kind später trotzdem im selben Land wohnen, eventuell sogar beruflich zu tun haben, ob wir das nun gut finden oder nicht. Entweder man stellt man also sicher, dass das eigene Kind für immer in der elitären Blase bleiben wird - ganz ehrlich, dafür reicht aber der Besuch einer Privatschule bis zum Abi glaube ich nicht, da muss sich dann auch eine private Uni anschließen und überhaupt müsst ihr auch privat in diesen Kreisen verkehren - oder das Kind lernt am besten frühzeitig, mit diesen Menschen umzugehen. Ich hatte an meinen schlechten Schulen auch Umgang mit allen möglichen kaputten Leuten, aus denen dann letztendlich unerstaunlicherweise auch nichts geworden ist, und das war während der Schulzeit mitunter wirklich sehr unangenehm, aber als Erwachsene kann ich mich jetzt davon distanzieren - auch dank der Erfahrung, die ich mit diesen Leuten gesammelt habe.

ACBRE  23.01.2024, 13:19

Im Prinzip sehr gute Antwort. Nur stört mich ein bisschen, dass Du „privat“ und „elitär“ fast synonym benutzt. Ich bin ein bisschen empfindlich, weil die Katholischen Schulen in Bremen (auch das sind Privatschulen) wegen mangelnder staatlicher Refinanzierung sehr kämpfen müssen. Ein Drittel der Schülerschaft sind Bürgetgeld-Empfänger, 60 % haben einen Migrationshintergrund. Der Senat verweigert sich dieser Realität und behauptet weiter, alle Privatschulen seien Schulen für reiche Leute, und brauchen nicht bezuschusst zu werden. Das hat zur Folge, dass St.Johann, eine der wenigen gut funktionierenden Schulen in Bremen, schon erheblich zusammenschrumpfen musste.

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Als Lehrer (Bayern, Gym) kenne ich die heutige Schullandschaft doch recht gut von innen und gebe mal mein Statement ab:

Schule hat sich seit unserer Generation sehr verändert, eigene Erfahrungen taugen nur mittelprächtig für diese Entscheidung. Schulen sind sehr verschieden, was Klima, Ausstattung und Engagement betrifft, aber generell auf so gutem Niveau, dass ich für meine Kinder niemals den Weg der Privatschule überlegt hätte. Zumal ich von der örtlichen Privatschule auch nicht den besten Eindruck habe.

Für einen gelungenen Bildungsweg sind die entscheidenden Faktoren, nach den Erkenntnissen der renommierten Hattie-Studie (was ich aus meiner Erfahrung teile):

  • Ansprüche, die der Schüler an sich selber stellt (Was will ich lernen?).
  • Ansprüche, die an den Schüler gestellt werden
  • Möglichst dichtes Feedback über die Qualität der Leistungen/Beiträge
  • Das Miteinander/die "Chemie" zwischen Lehrer und Schüler.

Ob das eine private Schule besser kann, sei dahingestellt. meine Kinder waren an ihrem staatlichen Gymnasium glücklich, meine Schüler sind an meiner Schule auch zufrieden.

Nur so viel (das muss nicht repräsentativ sein): Es hängt in enormer Weise vom Menschlichen ab, ob es gut läuft oder miserabel. Eine Privatschule muss nicht besser sein als eine staatliche Schule, nur weil sei privat ist, ggf. moderner ausgestattet und elitärer.

Ich hatte beruflich mal mit einer privaten Fachschule für Sozialpädagogik zu tun. Optisch eine moderne Einrichtung mit für damalige Verhältnisse revolutionärer Ausstattung und auf dem Papier tollen Angeboten - aber es war erschreckend, was mir da alles im Lehrerzimmer begegnete. Das waren branchenfremde "Dozenten", die als eine Art Scheinselbstständige auf Honorarbasis für einen Hungerleiderlohn "unterrichteten" und denen man anmerkte, dass ihnen das ü-ber-haupt keinen Spaß machte. Branchenfremd waren die insofern, dass es keine ausgebildeten Lehrer waren. Ich weiß etwa von Übersetzern, Redakteuren, gelernten Erzieherinnen, ausgebildeten Schauspielern, Diplom-Kaufmännern, Anwälten und ähnlichen Zeitgenossen, die auf diese Weise als angebliche Lehrer "reüssierten" und auf eine ganz entsetzliche Weise "unterrichteten". Das treibt seltsame Blüten insofern, dass aus pädagogischer Sicht völlig ungeeignete Personen unterrichten und das teilweise mit einer "Haltung" zu Arbeit und Schülern, die jeder Beschreibung spottet. So was kann an einer Privatschule passieren, an einer staatlichen Schule nicht.

Ansonsten ist das aber ggf. auch nur eine Momentaufnahme - ich weiß es nicht bzw. kann es mangels anderer Berührungspunkte mit privaten Schulen nicht sagen - und ich wünsche alles Gute und maximale Erfolge!

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Meine Meinung: Jemand, der das Potential hat, wird auch auf staatlichen Schulen seinen Weg machen. Und das soziale Umfeld auf teuren Privatschulen wird dafür sorgen, dass dein finanzieller Anspruch nicht mit dem Schulgeld erledigt ist.