Privates und berufliches trennen - kann man das so sagen?


05.08.2023, 18:48

In der Frage geht es um private Treffen. Wenn mich jemand was privates fragt hab ich kein Problem damit grob zu antworten👍🏻

Das Ergebnis basiert auf 8 Abstimmungen

Ja, das ist gut so👍🏻 63%
Nein kann man anders formulieren und zwar: 38%

2 Antworten

Nein kann man anders formulieren und zwar:

In der Regel klappt das nicht. Wer so strikt trennt und das so betont bzw. sich regelrecht absondert, ist als Kollege rasch isoliert und untendurch, wird gemieden und gilt als unsympathisch - und man muss den ganzen privaten Alltag "organisieren": Wer so denkt, kann ja außer in der riesigen Großstadt oder wenn er nicht 50 Kilometer weiter weg wohnt nicht mal mit dem Partner oder der Familie beim Aldi einkaufen oder auf ein Fest gehen ohne Angst zu haben, dass er von Kollegen gesehen wird.

Ich fange bald auf einer neuer Arbeitsstelle an und ich frage mich wie ich das meinen zukünftigen Arbeitskollegen schonend beibringen kann, dass ich da bin um zu arbeiten und nicht um neue Freundschaften zu schließen. 
Hab an was gedacht wie „Das ist sehr lieb von dir und ich schätze es sehr. Jedoch hab ich beschlossen berufliches und privates zu trennen aufgrund von zig schlechten Erfahrungen in der Vergangenheit. Ist auch gar nicht böse gemeint und ich würde mich sehr freuen wenn das unsere Zusammenarbeit nicht negativ beeinflusst."

Wenn mir jemand so was sagen würde, würde ich das arrogant finden und überheblich nach dem Motto, das ist nett formuliert, aber eigentlich nicht nett und würde das auch zum Anstoß nehmen, mit der Person nicht mehr als nötig zu reden. Ich bin selber auch keiner, der alles Private in der Firma breit tritt, aber das kann man dann ja einfach so für sich machen und muss es nicht noch betonen, weil das sehr abweisend klingt. Anders gesagt: Ich würde es gar nicht irgendwie formulieren.

Man kann ja auf oberflächliche Fragen (ob man einen Partner hat usw.) schon noch normal antworten oder eben nur sehr oberflächlich antworten - und wenn die anderen merken, dass man da etwas mauert, werden die schon empathisch genug sein, nicht weiter nachzufragen. Das Schlimmste, was passieren kann wäre ggf. eine Einladung zum Grillen, aber da kann man ja einfach sagen, man ist schon verplant und kann nicht kommen - das wirkt bedeutend weniger arrogant und abweisend, ist aber völlig neutral und es wird dir keiner krumm nehmen, wenn du "nicht kannst". Man muss ja nicht sagen, dass man nicht möchte.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
CielaCielo 
Fragesteller
 05.08.2023, 18:47

Danke für deine Antwort, ich würde aber gerne auf die Punkte eingehen👍🏻

Ob mich jemand unsympathisch, arrogant oder so ähnlich findet ist nicht mein Problem. Ich hab in der Therapie gelernt, dass nur ich wissen muss wie ich bin und das reicht, ich bin da zum Arbeiten und das wars, da kann es mir am Ende des Tages schnuppe sein was die Menschen von mir denken, ich habe viel zu lange viel zu viel Wert drauf gelegt was andere Menschen von mir denken. Es gibt immer jemand der meckert und nach jahrelangem Mobbing bin ich auch dank Therapie abgehärtet. Ich sehe es sogar mittlerweile als was positives wenn ich gemieden werde, dann muss ich mir auch keine Sorgen machen; dass jemand mich fragt und das ist für eine introvertierte Person sehr erfrischend😅

Dass die mich sehen in meiner privaten Zeit ist unwahrscheinlich, da mein Haus und meine Arbeitsstelle in unterschiedlichen Ländern sind, 60 km entfert um genau zu sein.

Ich beantworte auch grob private Fragen, damit hab ich kein Problem, aber in dieser Fragen ging es um private Treffen, tut mir leid das hab ich vergessen zu betonen😅

Und „nicht können" war immer meine Standart Ausrede, wenn man aber ein paar Mal gefragt wird kann man das ja nicht immer sagen und auch das wurde mir in der Therapie abtrainiert, weil es eine Art „weglaufen" ist und ich ruhig ehrlich sein soll und lernen muss mich zu affirmieren.

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rotesand  05.08.2023, 19:05
@CielaCielo
Ob mich jemand unsympathisch, arrogant oder so ähnlich findet ist nicht mein Problem.

Ich kann damit auch leben und war in meiner Heimat u.a. der "Akademikertrottel" - schön war das natürlich zunächst einmal nicht, aber andererseits gibt es Schlimmeres. Man muss es dennoch nicht herausprovozieren - eventuell sind wir da einfach verschiedener Ansicht; ich bin einer, der auch nicht mit jedem gleich per Du ist, aber ich will mit den Leuten zumindest klar kommen und lege Wert drauf, dass man vernünftig und erwachsen miteinander spricht.

Ich finde so was nicht "erwachsen", es wirkt so, als ob man sich einen Schutzwall zulegt, wenn man nicht mit anderen spricht und das auch noch betont. In der Berufsschule hatten wir auch jemanden, der sogar bei seiner Adresse und seiner e-Mail-Adresse mauerte, er gebe das nur "auf Anfrage" raus ... das musste der auch nie tun, weil er nicht zur Klassengemeinschaft gehörte, obwohl er es versucht hat dazu zu gehören, niemand mit ihm sprach und er komplett übergangen wurde. Hinterher erfuhr man, der war an der Realschule furchtbar gemobbt worden - das war eine Begründung, aber merkwürdig war sein Verhalten dennoch.

Wenn mir jemand sagt, dass er nicht über Privates spricht bzw. das noch so direkt betont, dann finde ich das befremdlich und bin da nicht der Einzige. Ich würde das nicht weiter kommentieren und die Person nach Möglichkeit meiden (Stichwort Isolation), aber andere sagen dann ihre Meinung und die kann auch mal sehr unfreundlich geäußert werden - damit muss man dann leben können.

Es gibt immer jemand der meckert und nach jahrelangem Mobbing bin ich auch dank Therapie abgehärtet. Ich sehe es sogar mittlerweile als was positives wenn ich gemieden werde, dann muss ich mir auch keine Sorgen machen; dass jemand mich fragt 

Das hatte ich auch schon, deswegen zog ich aus meiner Heimat weg und das erste Jahr danach war bei mir ähnlich: Ich war froh, wenn ich in Ruhe gelassen wurde. Aus Erfahrung kann ich aber sagen, dass das meist eine Phase ist. Je wohler man sich in seiner Haut und seinem Umfeld fühlt und je sicherer man wird, je mehr wird man sich den Kontakt zu anderen wünschen und möchte auch "was vom Leben haben" - und da ist es hinderlich, wenn man sich vorher komplett abkanzelt.

in der Therapie abtrainiert

Man sollte sich trotz allem Respekt sein Leben nicht nach dem ausrichten, was man in der Therapie abtrainiert oder gezeigt bekommt, sondern seine Sporen selbst verdienen - ich musste das selber lernen, aber es war wertvoll. Mein Psychologe war gut und half mir sehr, aber er hatte sicher auch nicht immer Recht und einige Tipps, die er mir gab, erwiesen sich doch als unpassend oder erübrigten sich.

Ich beantworte auch grob private Fragen, damit hab ich kein Problem, aber in dieser Fragen ging es um private Treffen, tut mir leid das hab ich vergessen zu betonen😅

Gut, ja, dann kann man schon betonen, dass man so was nicht will bzw. man keine privaten Treffen mag, aber man muss das nicht ständig tun, einmal reicht es und ein langer, einstudiert wirkender Satz im Sinne einer Phrase ist dem auch nicht zuträglich. Da sagt man simultan in eigenen Worten, dass man das eigentlich nicht macht und dann ist der Käse gegessen.

Ich wünsche dir alles Gute und hoffe, dass ich auch mit meinen eigenen Erfahrungen helfen konnte.

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CielaCielo 
Fragesteller
 05.08.2023, 20:15
@rotesand

Ich danke dir, das wünsche ich dir auch😊 Aber wie gesagt es wirklich nur um private Treffen, nicht um Gespräche👍🏻 Alles würde ich jetzt auch nicht preisgeben, aber was krankhaft verheimlichen muss ich jetzt nicht😂

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Nein kann man anders formulieren und zwar:

Du musst dich nicht unbedingt dafür rechtfertigen, sag einfach, dass du das nicht möchtest und fertig. Das hat jeder zu akzeptieren.

CielaCielo 
Fragesteller
 05.08.2023, 18:33

Ja, da hast du schon recht😅 Danke dir!😊

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