Panta Rhei?
Der Aphorismus "Panta rhei" ("Alles fließt") gehört wohl zu den berühmtesten Zitaten und wird dem griechischen Philosphen Heraklit zugeschrieben. Es sagt aus, dass sich alles in einem ewigen Prozess des Wandels besteht.
Meine Frage zielt nun dahin gehend, was denn das geniale an diesem Zitat sein soll? Was hat dieses Zitat so berühmt gemacht? Und wie kann man diese abstrakte Formel am besten verstehen?
10 Antworten
Das Zitat ist genial, und das aus zwei Gründen:
die Kürze und Prägnanz des Ausspruchs
die Allgemeingültigkeit des Ausspruchs, die gerade durch eine knappe Ausdrucksweise oft nicht gegeben ist
.
Sehr beeindruckend ist auch ein weiteres Zitat von Heraklit:
Man kann nicht zweimal in denselben Fluss steigen.
.
Beide Zitate sagen aus, dass alle Dinge - alles Seiende - in Bewegung ist, sich verändert und niemals wieder so sein wird, wie es einmal war.
.
Beispiele:
Wenn du immer wieder am selben Ort in einen Fluss steigst, wirst du niemals das gleiche Wasser sehen oder berühren.
Wenn du einen Platz nochmal besuchst, weil er dir vor einiger Zeit sehr gefallen hat, wird er trotzdem nicht mehr derselbe sein - er hat sich verändert (und du auch!).
Wenn du astronomisch denkst: Niemals bleibt irgendetwas am gleichen Platz! Die Erde steht zwar in einem Jahr relativ zur Sonne wieder am gleichen Ort, aber nicht im Verhältnis zum Zentrum unserer Galaxie etc.
.
Man könnte auch sagen:
Jeder Augenblick ist einmalig!
.
Kurzum: Nichts steht still, denn: Alles fließt!
Aphorismen wie "Panta rhei" sind gute Titeln, aber um eine philosophische Lehre zu verstehen, muss man sich deutlich mehr informieren als nur das eine oder andere prägnante Zitate.
Deine Fragen sind übrigens etwas unterschiedlich. "Was das geniale an diesem Zitat sein soll" bezieht sich auf den Inhalt, "Was hat dieses Zitat so berühmt gemacht?" bezieht sich wohl eher auf die Philosophiegeschichte.
Das interessante an "Panta rhei" ist u.a. für mich der Prozessgedanke. Dass man Vorgänge nicht nur als statische, abgeschlossene Ereignisse betrachtet, sondern als fortdauernde Prozesse. Das ist heute in vielen Wissenschaftsgebieten aktueller denn je, sowohl in den Natur als auch in den Geistes- und Sozialwissenschaften. Als Fächerübergreifend kann man Systemtheorie nennen.
Das Zitat ist eigentlich kein Zitat, sondern ein Fragment, das Heraklit (ich glaube seit Plato) zugeordnet wird, weil es zu seiner Flusslehre passt: Der Urstoff alles Seienden ist das Feuer, und die Welt, die weder von den Göttern noch von den Menschen geschaffen wurde, ist in stetem Wandel begriffen. Deswegen steigt man nicht zweimal in denselben Fluss, so Heraklit.
Dieser war ein Naturphilosoph und versuchte wie viele seiner Kollegen am Beginn der griechischen Philosophie die Weltentstehung unabhängig von Theologie, Magie und Mythos zu verstehen und zu erklären.
Das "Geniale" an dem Zitat ist, dass sich viele Halbgebildete mit solchen griffigen Sprüchen schmücken, ohne zu wissen, was sie damit sagen, und was der Spruch usrprünglich bedeutete.
Ähnliche beliebte aber falsch verstandene Sprüche sind "Der Weg ist das Ziel" und "Das Prinzip Hoffnung".
hallööchen,
das geniale daran ist ganz einfach:
wir menschen sollen nicht bemüht sein "festzuhalten"
z.b. schöne situationen, oder eine vergangenheit (damals war alles besser)
oder beziehungen, oder uns ausruhen auf einem erreichten ziel
weil das leben entwicklung von uns erwartet
wir sollen nicht stillstehen, wir sollen weitergehen, bis wir angekommen sind
wie bei der möwe jonathan, wo es heisst, du musst schon DASEIN, bevor du angekommen bist
ich glaube, das betrifft immer und für jeden menschen das gleiche: zu erkennen, wer ich wirklich BIN...
da die meisten menschen noch zu sehr im HABEN festsitzen, gibt es diese ängste, etwas zu verlieren und den wunsch festhalten zu wollen
doch alles was wir festhalten wollen, werden wir unweigerlich verlieren, wir verlieren alles, was nicht mehr zu uns gehört...
alles gute
Das "geniale" daran ist, dass es äußerst "logisch" klingt, sich aber kaum jemand daran hält, halten kann...
Wenn "alles fließt", fließt auch dein eigenes Leben... es sei denn...
...du lässt es eben nicht fließen, indem du dich mit deinem Ego, deinen bewussten und unbewussten Gedankenkonstrukten einmischt.
Das geniale daran ist also, dass es so wenigen Menschen möglich ist, es auch zu beherzigen...
Das hast du mal wieder sehr schön und auch für "Blonde" verständlich beschrieben. ;o)
Besser geht nicht.
Wers jetzt nicht versteht, ist selber schuld.