Nachhilfe, ich traue mich nicht?
ich hab das Gefühl mein Nachhilfelehrer ist urteilend und das auch aus guten Gründen!!
Zum Beispiel rechne ich etwas aus und will es in den Taschenrechner eintippen dann sagt er direkt „nein das kann man doch in dem Kopf rechnen“ nein kann ich nicht 😢
Oder er fragt mich „Kannst du das/ Erklär mir wie man da vorgeht/ Was würdest du hier machen?“ dann sage ich, dass ich es nicht weiß oder ich frage nach wie die Formel nochmal ging. Er sagt nur „okay 🤨🤨🤨“ und schaut mich immer so an…
Wir haben vorher etwas gerechnet was für mich echt nicht einfach war und er meinte dann „und? Ist doch ganz einfach?“
es war nicht krass schwer, aber definitiv nicht einfach. Ich hab einfach ja gesagt, weil ich mich nicht traue ihm das zu sagen.
Ich traue mich auch fast nie Fragen zu stellen, weil ich Angst hab, dass er denkt, dass ich dumm bin. Für ihn ist Mathe richtig einfach und er will auch nie, dass man ihm die Aufgaben vorher schickt, er braucht keine Vorbereitung und kann alles so einfach rechnen.
Er denkt bestimmt ich bin dumm, ich kann wirklich nichts in Mathe und manchmal schreibe ich plus hin, aber rechne trotzdem minus.
Wie traut man sich da Sachen nachzufragen? Warum traue ich mich nicht?
4 Antworten
Genau das hatte mich abgeschreckt, Nachhilfe zu nehmen. Und habe im Studium einen ehemaligen Mathelehrer kennengelernt, dem ich alle dummen Fragen gestellt habe, die ich jemals in Mathe hatte und am Ende war es wirklich gar nicht so schwierig.
Denn der Punkt ist, dass man Mathe nicht lernen, sondern können muss. Es ist wie Sport, das muss man üben. Kopfrechnen gehört zum Handwerk dazu. Üben, irgendwann klappt es. Dann dauert es halt länger, dafür trainierst Du aber Deine Sicht, bestimmte Rechnungen zu erkennen.
Es ist keine Schande, etwas nicht zu verstehen. Man kann nicht alleine die Welt erklären, dafür kannst Du andere Dinge gut. Besonders Mathe in der abstrakten Sichtweise ist für die meisten kompliziert.
Ich habe auch eine schwierige Art, Leuten etwas beizubringen. Das liegt aber nicht daran, weil ich sie bloßstellen will, sondern dass sie aus ihrer Komfortzone herauskommen und bewusst Fehler machen sollen. Damit sie mal probieren, testen und von selbst schauen, welche Wege funktionieren und welche nicht. Denn wenn man sich eingesteht, dass nicht alle Dinge funktionieren können (was niemals so sein wird), dann ist es auch leichter, Grenzen auszutesten und wirklich mal blind irgendetwas zu versuchen, was zum Ziel führen könnte. Und irgendwann hat man herausgefunden, welche Wege meistens funktionieren und welche nicht und gerade in Mathe sind die Wege sich sehr oft sehr ähnlich. Man findet mit ganz viel Übung und Erfahrung Muster heraus, wie man die Aufgabe lösen kann, etwa, weil besondere Funktionen vorkommen oder eine ganz bestimmte Form der Aufgabe gefragt wurde. Ich bin sehr stolz darauf, mittlerweile Substitution im Kopf anwenden zu können. Aber dafür muss man es ganz oft gemacht haben. Dafür muss man Fehler gemacht haben.
Laufe ruhig ein paar Mal gegen die Wand. Tut zwar am Anfang weh, aber dafür lernst Du, wie weit Du gehen kannst, bevor Du dagegen läufst. Sonst brauchst Du ewig, Dich heranzutasten, bis Du an die Wand stoßt.
Ich finde sogar, dass es intelligent ist, Fragen zu stellen, weil es voraussetzt, dass Du das Thema durchblicken WILLST. Und das ist mMn ein unglaublich wichtiger Schlüssel zum Erfolg.
Gehe mal den Schritt nach vorne, lass Dich von den Gedanken los. Er will Dir helfen, dafür ist er da. Helfen kann man nur, wenn man kommuniziert und zulässt, dass man sich helfen lassen kann. Du bist nicht dumm, Du verstehst das Thema einfach nicht. Und damit bist Du nicht allein. Lass Dich darauf ein, Fehler zu machen und Dinge falsch zu rechnen oder zu erklären. Vor allem dann weiß er, was Du nicht verstanden hast und kann entsprechend an dem Punkt ansetzen. Sonst muss er raten, was Du nicht verstehst und das ist immer schwer. Gib Deine Fehler zu, dann wisst ihr, woran ihr arbeiten müsst.
Und meistens ist es dann bloß eine falsch abgespeicherte Informationen.
Viel Glück und viel Erfolg in Mathe! 🍀
P.S.: Unser Matheprofessor kann auch nicht Plus und Minus rechnen. "Jo, hab mich schon gewundert, warum das nicht aufgeht."
Naja, einerseits habe ich das Gefühl, dass Du einen guten Nachhilfelehrer hast, der Dich möglichst viel selber herausfinden lassen will, denn auf die Art lernst Du am besten.
Andrerseits finde ich Deinen Lehrer aber auch schlecht, denn er darf natürlich niemals sagen: "Das war doch gar nicht schwer." und schon gar nicht, wenn er sieht, wie schwer Du Dich damit tust. Aber das sieht er offenbar nicht, und das spricht nicht für ein gutes Einfühlungsvermögen. Und so eins sollte ein Lehrer haben. (Ich war auch Lehrer, und ich muss leider gestehen, dass ich in jungen Jahren diesen Fehler auch gemacht habe.)
Ich denke nicht, dass es böse gemeint war, sondern einfach, um das Problem kleiner wirken zu lassen und keine Angst davor zu schüren. Um das Lob auszudrücken, wieder vor einem scheinbar großem Problem nicht zurückgeschreckt zu haben und das Ding gelöst zu haben.
Für ihn ist der Stoff, den er Dir beibringen soll, natürlich einfach, sonst könnte er ihn Dir ja nicht beibringen. Daher kann er sich nicht vorstellen, wie schwierig es für Dich ist. Ich war zwar nie an einer Uni, aber ich könnte mir schon denken, dass pädagogisches Einfühlungsvermögen dort nicht so gefragt ist.
Er will dir nur helfen, das merkt man. Das mit dem ,,ist doch einfach", zeigt, dass du stolz auf dich sein kannst und ist in gewisser From ein Lob. Hört sich nicht so an, als wenn er dich ,,dumm" findet. Jeder der Nachhilfe nimmt, hat ein Defizit in einer gewissen Form. Wenn ich diese nicht hätte, müsste ich keine Nachhilfe nehmen. Frag einfach deine Fragen, dafür bezahlst du deinen Nachhilfelehrer.
Du kannst deinem Nachhilfelehrer ruhig sagen, dass es nicht einfach für dich ist. Du bräuchtest ja keine Nachhilfe, wenn es für dich einfach wäre, logisch, ne? Und es ist keineswegs motivierend, durch die Blume gesagt zu bekommen, man wäre dumm. Der pädagogische Ansatz deines Nachhilfelehrers ist verbesserungswürdig. Du darfst ihm meinen Text zeigen.
Er war sogar mal an der Uni ein Professor