Genau das hatte mich abgeschreckt, Nachhilfe zu nehmen. Und habe im Studium einen ehemaligen Mathelehrer kennengelernt, dem ich alle dummen Fragen gestellt habe, die ich jemals in Mathe hatte und am Ende war es wirklich gar nicht so schwierig.
Denn der Punkt ist, dass man Mathe nicht lernen, sondern können muss. Es ist wie Sport, das muss man üben. Kopfrechnen gehört zum Handwerk dazu. Üben, irgendwann klappt es. Dann dauert es halt länger, dafür trainierst Du aber Deine Sicht, bestimmte Rechnungen zu erkennen.
Es ist keine Schande, etwas nicht zu verstehen. Man kann nicht alleine die Welt erklären, dafür kannst Du andere Dinge gut. Besonders Mathe in der abstrakten Sichtweise ist für die meisten kompliziert.
Ich habe auch eine schwierige Art, Leuten etwas beizubringen. Das liegt aber nicht daran, weil ich sie bloßstellen will, sondern dass sie aus ihrer Komfortzone herauskommen und bewusst Fehler machen sollen. Damit sie mal probieren, testen und von selbst schauen, welche Wege funktionieren und welche nicht. Denn wenn man sich eingesteht, dass nicht alle Dinge funktionieren können (was niemals so sein wird), dann ist es auch leichter, Grenzen auszutesten und wirklich mal blind irgendetwas zu versuchen, was zum Ziel führen könnte. Und irgendwann hat man herausgefunden, welche Wege meistens funktionieren und welche nicht und gerade in Mathe sind die Wege sich sehr oft sehr ähnlich. Man findet mit ganz viel Übung und Erfahrung Muster heraus, wie man die Aufgabe lösen kann, etwa, weil besondere Funktionen vorkommen oder eine ganz bestimmte Form der Aufgabe gefragt wurde. Ich bin sehr stolz darauf, mittlerweile Substitution im Kopf anwenden zu können. Aber dafür muss man es ganz oft gemacht haben. Dafür muss man Fehler gemacht haben.
Laufe ruhig ein paar Mal gegen die Wand. Tut zwar am Anfang weh, aber dafür lernst Du, wie weit Du gehen kannst, bevor Du dagegen läufst. Sonst brauchst Du ewig, Dich heranzutasten, bis Du an die Wand stoßt.
Ich finde sogar, dass es intelligent ist, Fragen zu stellen, weil es voraussetzt, dass Du das Thema durchblicken WILLST. Und das ist mMn ein unglaublich wichtiger Schlüssel zum Erfolg.
Gehe mal den Schritt nach vorne, lass Dich von den Gedanken los. Er will Dir helfen, dafür ist er da. Helfen kann man nur, wenn man kommuniziert und zulässt, dass man sich helfen lassen kann. Du bist nicht dumm, Du verstehst das Thema einfach nicht. Und damit bist Du nicht allein. Lass Dich darauf ein, Fehler zu machen und Dinge falsch zu rechnen oder zu erklären. Vor allem dann weiß er, was Du nicht verstanden hast und kann entsprechend an dem Punkt ansetzen. Sonst muss er raten, was Du nicht verstehst und das ist immer schwer. Gib Deine Fehler zu, dann wisst ihr, woran ihr arbeiten müsst.
Und meistens ist es dann bloß eine falsch abgespeicherte Informationen.
Viel Glück und viel Erfolg in Mathe! 🍀
P.S.: Unser Matheprofessor kann auch nicht Plus und Minus rechnen. "Jo, hab mich schon gewundert, warum das nicht aufgeht."