Muss ein Pilot als letzter ein brennendes Flugzeug verlassen?
Diese "Regel" gibt es ja auch bei Schiffen: der Kapitän verlässt als letzter das sinkende Schiff. Ich habe die Sinnhaftigkeit dieser ethischen Regel aber schon immer angezweifelt. Es muss nicht die Schuld des Piloten/Kapitäns sein, dass das Flugzeug abstürzt/Schiff sinkt. Ich finde es unethisch, ihn dazu zu verpflichten, für sich selber ein höheres Risiko einzugehen, wenn das Flugzeug abgestürzt/Schiff gesunken ist, ohne dass er daran eine Schuld trägt. Was meint ihr?
5 Antworten
Da muss ich fast alle Antworten hier korrigieren:
Doch, der Kapitän, ob zur Luft oder zur See, muss sehr wohl bis zum Schluss am Bord bleiben und alles erdenkliche tun, seine Passagiere und Crew zu retten. In diesen Situationen verzichtet, wenn absolut nicht anders möglich, der Kapitän auf seine eigene Rettung und somit auf sein eigenes Überleben.
Länderbhängig gibt es gesetzliche Grundlagen, die genau das besagen. In der Schweiz z.B. ist es Art. 134 Abs. 1 Schifffahrtsgesetzt: „Der Kapitän, der ein schweizerisches Seeschiff in Gefahr nicht als letzter verlässt, wird mit Gefängnis oder Busse bestraft.“ In Italien: Codice della Navigazione §§ 303, 1097 (siehe Verurteilung Kapitän Schettino, Costa Concordia: er wurde u.a. wegen „vorzeitigem Verlassen des Schiffes“ verurteilt und sitzt seine Strafe heute noch ab. Menschen mussten wegen seiner Fahrlässigkeit und seines Verrates sterben.
Siehe auch die Fähre Sewol: der Kapitän und einige der Crew wurden zu lebenslanger Haft verurteilt, weil er und seine Crew über 400 Passagiere, die meisten davon Schulkinder, dem sicheren Tod überlassen haben und lieber sich selbst gerettet haben. Es wurde ein einziges Rettungsboot mit Kapitän, Crew und vereinzelten Passagieren abgelassen. Die restlichen Passagiere sind auf Grund totaler Inkompetenz und Ehrlosigkeit der Crew unter Verantwortung des Kapitäns ertrunken.)
In vielen Ländern gelten das „vorzeitige Verlassen des Schiffs durch die Schiffsführung“ und das „Zurücklassen Hilfsbedürftiger“ als strafbare Handlungen und werden mit Gefängnis bestraft. Zudem folgen Degradierungen oder gar unehrenhafte Entlassungen bzw. Dienstentlassungen. Somit verliert ein Kapitän seinen gesamten Rang und hat auch keine Möglichkeit mehr, einen Rang zu erreichen.
Wiederrum in Deutschland gibt es keine konkreten Gesetze dazu. Im deutschen Strafrecht ist das vorzeitige Verlassen des Schiffes durch die Schiffsführung kein eigener Straftatbestand. Jedoch kann sich der Kapitän wegen Totschlages durch Unterlassen (§§ 212, 13 StGB) und unterlassener Hilfeleistung (§ 323c StGB) strafbar machen, da er eine Garantenstellung gegenüber seinen Passagieren hat, die sich aus seerechtlichen Vorschriften ergibt.
Ist der Kapitän dann noch militärischer Abstammung, kommen noch diverse Verschärfungen dazu. Da geht es dann unter „Fahnenflucht“, „Landesverrat“ oder gar „Meuterei“ und wird nochmals zusätzlich bestraft. Zudem (auch hier Länderabhängig) leisten militärische Kapitäne, zur Luft wie zur See, Eid und Schwur, die sie zusätzlich zu genau diesem Handeln „zwingen“.
Fazit: Der Kapitän (in vielen Ländern) ist sehr wohl der letzte, der sein Gefährt verlässt - und wenn dies im Leichensack geschieht - dann soll es so sein.
Meine persönliche Meinung: Ich finde das richtig so. Ich als Passagier vertraue mein Leben dem Kapitän und der Crew an und erwarte auch, dass diese mein und das Leben der anderen Passagiere mit grösstmöglicher Sorgfalt behandeln und mich nicht einfach, deutsch gesagt, verrecken lassen, weil sie sich selbst zu Schade sind dafür.
Ein Kapitän ist zu jeder Zeit und an jedem Ort vollumfänglich Verantwortlich für sein Gefährt, seine Crew und dessen Handlungen und vor allem für seine Passagiere, deren Sicherheit und Leben. Ein Kapitän hat seinen Dienst mit Verantwortung und Ehre zu leisten. Verräter und Egoisten sind in diesen Berufsgattungen schlicht fehl am Platz und gehören nicht auf eine Brücke oder in ein Cockpit.
Nein, es gibt keine Regel, auch nicht in der Schifffahrt.
Man kann die Fragestellung auch umkehren und fragen: Wer muss als Erster eintreffen, im Falle eines Herzinfarkts, der Arzt oder die Putzfrau? Ganz klar der Arzt. Und im Falle des Piloten ist es an ihm, alles zu unternehmen, um das Flugzeug vor dem Absturz zu bewahren und damit möglichst viele Passagiere zu retten.
Der Pilot trägt nunmal die Verantwortung für die Passagiere, die er von A nach B befördert. Er sitzt am Steuer und kann allenfalls eine Notlandung herbeiführen. Kein anderer hat diese Kompetenz.
Naja, er soll ja auch nicht mit einem Fallschirm aus dem Flugzeug springen, wenn es eng wird - jedenfalls nicht, solange es noch Hoffnung gibt. Er hat auch nicht die alleinige Verantwortung für die Passagiere. Die haben Flugzeugmechaniker, Ingenieure, Sicherheitsleute, die Airline, die anderen Piloten und die Menschen im Tower ebenfalls. Ich störe mich einfach daran, dass ein Mensch für die Fehler anderer Menschen mit seinem Leben bezahlen soll - er hat doch auch eine Familie, um die er sich kümmern muss und ein Leben, das nicht weniger wertvoll als das der Passagiere ist. Ich spreche nicht von den Fällen, wo der Pilot am Absturz schuld ist. Da kann man argumentieren, dass er die Konsequenzen seines Fehlers auch selber tragen sollte.
Wenn man diese Verantwortung nicht will, muss man einen anderen Beruf wählen. Wenn während des Fluges ein Feuer ausbricht, muss der Pilot für Schadensbegrenzung sorgen. Im Nachhinein kann man natürlich Ursachenforschung betreiben und diejenigen, die für den Brand verantwortlich waren, zur Rechenschaft ziehen. Aber im Augenblick des Unfalls ist es am Pilot, bis zuletzt den Absturz der Maschine zu vermeiden.
Nein, muss er nicht. Weder der Pilot noch der Kapitän. Aber die meisten machen es. Es gehört irgendwie zu ihrer Ehre und sie wissen dann, dass alle anderen von Bord sind.
Ein Ersthelfer in einer Firma verlässt auch als letzter das Gebäude, da er der Feuerwehr sagen muss, in welchen Zimmern sich noch Personen befinden.
Wenn es der Pilot oder Kapitän aus freien Stücken macht, dann ist es eben so.
Aber er muss es nicht und das wäre auch schwachsinnig. Die machen nur ihren Job und das eigene Leben ist wichtiger als der Job.
Er soll sich für die Fehler anderer Menschen (Flugzeugmechaniker, Ingenieure, Terroristen bzw. Sicherheitsdienst etc.) opfern? Für mich hört sich das nicht gerecht an.