Mozart 11. Sonate "Alla turca / Türkischer Marsch"?

5 Antworten

"Türkisch" war im Wien des 18. Jahrhunderts einfach ein Synonym zu "exotisch". Nachdem die Türken 1683 geschlagen waren, haben sie ihren Schrecken verloren und wurden das Objekt romantischer Verklärung.

Zu Mozarts Zeiten war türkisch groß in Mode. Das hat sich in "Entführung aus dem Serail" besonders ausgedrückt, wo zum ersten Mal in der abendländischen Musikgeschichte der Triangel und der Schellenbaum, türkische Marschinstrumente, eingesetzt wurden.


najadann  27.10.2016, 16:15

Sehr interessant aber auch sehr un kreative.
Hat sich Mozart mit "alla turca", ohne jegliche Inspiration aus der türkischen Muse, einzig des Triangels und Schellenbaums bedient?
Ich kann in dem Stück kein türkisches Feeling spüren.

Ich kenne da noch weitere Beispiele, unter anderem von
Philip Glass der fantastische Opern geschrieben hat, aber leider ohne jegliche stimmige Inspiration des Themas aus dem musikalischen Land. Erbärmlich für so große Komponisten.

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kubamax  27.10.2016, 19:16
@najadann

Es gab kein türkisches Feeling. Es gab modische Dekadenz.

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fiwaldi  28.10.2016, 17:30
@najadann

Ich kann in dem Stück kein türkisches Feeling spüren

Gegen Gefühlskälte und mangelnde Phantasie kann man nichts machen. Mozart wollte keine Dokumentation komponieren und hat nur den Trend der Zeit aufgenommen.

Ich habe desöfteren live Janitscharenmusik/Mehterhâne

vor Ort gehört und kann durchaus Ähnlichkeiten erkennen.

Beim nächsten Besuch mal zum Topkapı Sarayı gehen, da treten in der Saison öfter die Kapellen auf

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Durch die Türkenkriege in Europa kam auch die Janitscharen-Musik nach Österreich und war sehr beliebt. Sie wurde in mehrsätzigen Kompositionen und auch in Opern (Die Entführung aus dem Serail z.B.) verwendet und war immer wieder ein schöner Kontrast zur europäischen Musik. Genau so ist es bei der Mozart-Klaviersonate.

Ja, die Türken waren ja schon mal in Wien, quasi bei Mozart vor der Haustür. Da haben sie auch ein paar "Souveniers" hinterlassen, z.B. Kaffee.

Aber tatsächlich gab es Zeiten, sogar schon damals, als die Türken als interessante Exoten galten und in der Kunst verewigt wurden.

Die Janitscharen haben wohl so etwas wie den Marsch erfunden und die Motive findet man bei Mozrt wieder. Auch andere Komponisten haben den Stil übernommen.

Später (nach Mozart) kamen die Motive von den Zigeunern (pardon, Sinti/Roma) und man komponierte den Sintibaron und aß Romaschnitzel. Ungarn (mit einer Anzahl dieser fahrenden Volksgruppe) war total in Mode

Pauli010955  15.12.2020, 22:41

So einen Blödsinn hab ich noch nicht gelesen [Die Janitscharen haben wohl so etwas wie den Marsch erfunden] .

Festliche Aufzüge wurden schon im Altertum mit Musik begleitet; eine höhere künstlerische Gestaltung erhielt der Marsch in der griechischen Tragödie, wo der Chor in gemessener Bewegung auftrat und ebenso abtrat, allerdings nicht mit Instrumentalbegleitung, sondern singend. Dass in der antiken Kriegsführung Marschmusik gespielt werden konnte, berichtet Thukydides: Als die Spartaner in die Schlacht von Mantineia gingen, seien sie vorgerückt unter dem Spiel vieler eingesetzter Auleten, die nicht zur Ehre der Götter musiziert hätten, sondern damit die Krieger „gleichmäßig und im Takt marschierten“.[2]

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