Mit Ausbildungsbetrieb unzufrieden?
Guten Abend :)
Mein Problem ist folgendes: Ich mache eine Ausbildung im Handwerk (bin jetzt seit September im 2. Lehrjahr) und der Beruf an sich macht mir total Spaß, ich finde es mega interessant, keine Frage.
Mein Problem ist mein Ausbildungsbetrieb (relativ kleiner Betrieb, mit mir 5 Mitarbeiter plus Büro).
Die Leute sind zwar höflich und alles, aber ich habe immer das Gefühl, überflüssig zu sein. Klar, das ist ein Stück weit auch das Los einer Auszubildenden, ich bin da auch normal nicht so empfindlich, aber ich bin ja da, um etwas zu lernen, was ich ja aber nicht kann, wenn man mich nicht lässt, wenn ihr versteht, was ich meine?
Es ist total oft so, dass ich nachfrage, was ich tun soll, und dann bekomme ich eine Aufgabe, fange an, dann kommt einer meiner Gesellen, findet, ich muss es anders machen (auch wenn ich es so mache, wie es mir erklärt wurde), aber statt dass er mir das dann erklärt und mich machen lässt, macht er es dann einfach selber (klar, ich brauche halt für die meisten Sachen länger als ein erfahrenerer Geselle) und ich stehe dumm daneben rum und habe nichts zu tun.
Dazu kommt, dass einfach nicht wirklich mit mir gesprochen wird, also ich bin immer so ein bisschen außen vor bei Unterhaltungen, Infos (z.B., dass ein Geselle gekündigt hat und es eine Abschlussfeier für ihn gibt - habe ich beides einen Tag vor der Abschlussfeier erfahren, alle anderen wussten das schon die ganze Zeit) werden mir nicht weitergegeben usw.
Und das alles würde ich ja verstehen, wenn ich mich extrem dumm anstellen würde, unhöflich oder unmotiviert wäre, aber ich glaube eigentlich nicht, dass das der Fall ist, ich mache den Job nämlich gerne.
Ich möchte ungern den Betrieb wechseln, aber ich weiß nicht genau, was ich von meiner Seite aus tun könnte, um die Situation besser zu machen.
Ich mag eigentlich meine Kollegen/meinen Chef ungern direkt darauf ansprechen, weil die alle schon extrem lang in der Konstellation arbeiten und ich ein bisschen Angst habe, dass ich dann noch mehr "ausgeschlossen" werde, ich fühle mich nämlich jetzt schon extrem fehl am Platz (und es ist nicht so, als hätte ich versucht, mich zu integrieren).
In der Berufsschule gibt es auch die Möglichkeit, mit dem Fachgruppenleiter über Probleme im Betrieb zu reden, glaubt ihr, ich sollte den vielleicht im nächsten Block mal ansprechen?
3 Antworten
All das was du hier geschildert hast, gehört in ein ruhiges, sachliches Gespräch mit dem Chef oder dem verantwortlichen Ausbildungsleiter. Mach deutlich, wie wichtig dir die Ausbildung ist und auch die Zugehörigkeit zum Team. Sollte das alles keinen Erfolg haben, ist tatsächlich zu überlegen, mit Hilfe der Berufsschule oder/ und der Handwerkskammer einen anderen Ausbildungsbetrieb zu finden.
Mach die Ausbildung dort fertig - und such dir danach woanders einen Job!
Momentan mag dir die Zeit bis zum Ende der Ausbildung noch eeeewig lang vorkommen. Sie vergeht aber dann doch sehr viel schneller, als du jetzt denkst.
Der Wechsel des Ausbildungsbetriebs ist hingegen ein enormes Stück Arbeit und Stress! Du musst einen Betrieb finden, dein aktueller muss zustimmen, du hast die ganze bürokratische Rennerei mit der Kammer und vor allem steht im neuen Betrieb dann noch eine komplett neue Einarbeitung ein. Alles, während du weiter deine Ausbildung machen, lernen und dich auf die Prüfung vorbereiten musst, was an sich schon Stress genug ist!
Da es bei dir ja nicht absolut unterirdisch katastrophale Zustände sind, solltest du dir diesen zusätzlichen Stress echt sparen und deine Energie lieber in deine Ausbildung stecken.
Allgemein klingt deine Gesamtsituation ansonsten vor allem danach, dass du irgendwie keine allzu engen Beziehungen zu den Kolleg*innen aufgebaut hast. Kann vorkommen, wenn man wenig verbindende Themen hat und es halt einfach menschlich nicht so ganz optimal passt.
Ich sehe dort aber durchaus Ansatzpunkte, wie du aktiv ein bisschen was verbessern könntest! Bei der geschilderten Situation, dass jemand die Aufgabe dann für dich übernimmt, kannst du doch einfach mal freundlich und sachlich sagen, "Ich würde gern lernen, wie das richtig geht. Kannst du es mir bitte zeigen und ich probiere es dann noch mal? Ich muss das doch lernen, so als Azubi!".
Bei fehlenden Informationsflüssen solltest du vor allem schauen, ob es irgendwo interne Informationswege gibt, an die du nicht angeschlossen bist. Isst du zum Beispiel mit den anderen mittags zusammen oder verbringst du deine Pause allein? Gibt es Dienstberatungen, an denen du nicht teilnimmst? Wenn ja, gibt es zu denen Protokolle und liest du die? Gibt es eventuell Rituale wie "Kaffee und Kippe in der Raucherecke" am Morgen, wo du nicht dabei bist? Das wären alles so Punkte, wo du aktiv werden und eben doch teilnehmen, lesen, dabei sein könntest, um Informationen mitzubekommen.
Den Grundstein legt man mit dem ersten Job und den konkreten Berufserfahrungen, die man dort sammelt. Die Ausbildung ist "nur" die Eintrittskarte in genau diesen. Allein schon deshalb, weil doch kein Arbeitgeber Erfahrungen, die in der Ausbildung gemacht wurden, als solche auch wertet...
Und der Aufwand war aus deiner Sicht eventuell überschaubar. Aber aus Sicht der Auszubildenden? Bist du dir absolut 100%ig sicher, dass diese das ebenso empfunden haben, mit Einarbeitung, Zurechtfinden im neuen Team, neuen Abläufen und Ansprüchen der Menschen um sie herum? Hast du so ein enges, persönliches Vertrauensverhältnis zu den Auszubildenden, dass du dir absolut sicher bist, dass sie dir da ehrlich sagen würden, wenn es für sie ein Struggle war?
Ja, absolut und zu 100%. Kann ich dir natürlich nicht beweisen.
Zu dem anderen Thema haben wir einfach eine unterschiedliche Meinung. Dort wo ich herkomme (die Branche), spielt die Ausbildung und der Betrieb dahinter eine große Rolle für das was nach der Ausbildung kommt.
Grundsätzlich gilt: sprich es bei deinem Chef an.
Glaubst du nicht auch, dass es schlimmer kommt, wenn die Schule antanzt und sich über die Lehrmethoden beschwert. Glaubst du wirklich, dass das besser ankommt als n persönliches Gespräch mit dem Chef? Aus Erfahrung: die Schule zieht man erst rein, wenn man allein nicht weiter kommt.
Dem kann ich so nicht zustimmen. Wir haben schon zwei Lehrlinge aus anderen Betrieben übernommen aus ähnlichen Gründen. Der Aufwand war wesentlich überschaubarer als man denkt und die beiden haben es absolut nicht bereut.
Die Ausbildungszeit ist viel zu wichtig als das man sie einfach nur durchstehen sollte. Hier legt man den Grundstein für das weitere berufliche Leben.