Mein Vater ist MS krank und belastet meine Mutter wirklich sehr! Was tun?
Mein Vater hat seit mehr als 20 Jahre Multiple Sklerose (MS). Ich bin sozusagen damit aufgewachsen und kenne es nicht anders. Ganz zu Anfang war seine Krankheit ihm kaum anzusehen und ist nicht sehr fortgeschritten.
Über die Jahre wurde sie immer mehr erkennbar. Seine Beine wollten nicht mehr richtig funktionieren und seine Augen wurden schlechter. Dazu kamen starke Depressionen und Stimmungsschwankungen. Es wurde über die Jahre immer schlimmer. In den letzten Jahren kam nun auch ein bisschen Demenz dazu. Er kann sich kaum was merken und geistig sowie körperlich baut er immer mehr ab! Bisher sitzt er noch nicht im Rollstuhl, kann noch ein paar wenige Meter laufen. Braucht aber jeden Tag sein Scotmobiel und seinen Gehstock zur Unterstützung.
Meine Mutter tut wirklich ALLES für ihn und unterstützt ihn, wo sie nur kann. Das macht sie schon mehrere Jahre. Sie hilft ihm beim Laufen mit dem Gehstock, sie hilft ihm bei alltäglichen Sachen, wenn er das nicht mehr richtig sehen kann wie z.b. liest ihm Menükarten vor oder schneidet ihm die Brötchen auf und so weiter… sie kauft ihm verschiedene Scotmobiele und auch sehr teure also elektrische, wo er sich selbst mit fortbewegen kann ohne das sie einen Rollstuhl selbst den Berg mit ihm hochschieben muss, steht für ihn ein wenn sein Bruder sich über Jahre nicht meldet.
Seine Geschwister versprechen immer, dass sie gerne helfen wollen und sagen das immer, aber ins TUN kommen sie NIE. Das sind immer nur Worte! Die Geschwister haben unter sich mit der Mutter zusammen für alles und jeden ausreden… sein Bruder hat ja sooo viel zutun… darum meldet er sich jahrelang bei meinem Vater nicht. Ist auch immer nie zu erreichen, wenn mein Vater mal anruft. Er ist ja jetzt krank, dann braucht man ja auch keinen Kontakt mehr. Er ist eine zu große Belastung!
Während meine Mutter für meinen Vater einsteht und der Familie auch mal ehrlich die Meinung geigt. Sie ist da sehr mutig und nimmt kein Wort vor den Mund. Sie sagt auch meinen Vater, dass er seinen Bruder auch mal sagen soll, dass er es schade findet, dass er sich nie meldet und interesse zeigt an ihm und das das nicht geht und er es traurig findet und sehr enttäuschend. Aber nein, mein Vater traut sich nicht ihm die Meinung zu sagen ist total feige und findet für seinen Bruder immer ausreden, warum er so ist, wie er ist. Viel zutun, eigenes Leben und das ist prima so. Während er hinten rum bei meiner Mutter meckert und jammert das sein Bruder sich so verhält! Und tut wirklich nie etwas.
Meine Mutter kriegt dann alles von ihm ab und das ganze Spiel geht immer wieder von vorne los. Er wurde von seiner Mutter auch so erzogen, dass man zu allen immer sehr nett und höflich ist und das ist ja Heilige Familie. Bitte nie ein schlechtes Wort. Das war immer schon so.
Meine Mutter nervt es einfach tierisch das sie dann jeden Mist abbekommt und so wird sie dann auch in der Familie dargestellt als genervte, schlecht gelaunte Schwiegertochter, die ja immer so negativ ist und offen ihre Meinung mitteilt. Sie wollen von nichts wissen. Verdecken immer die Augen und mein Vater ist ja gar nicht sooo krank, dass ist schon alles gut so.
Mit den Jahren habe ich miterlebt, wie das Verhältnis meiner Eltern immer schlimmer wurde. Mein Vater hat bis heute seine Krankheit nicht akzeptiert!!! Dadurch denkt er nur an früher. Was er früher alles noch machen konnte und heute nicht mehr. Er lebt nicht mehr im Hier und Jetzt. Er ist von meiner Mutter nur noch abhängig geworden. Er meckert sehr viel und ist sehr stur.
Meine Mutter sagt ihm, dass er das besser nicht machen soll, sonst fällt er..was macht er? Hört nicht auf sie und fällt und schlägt sich einen Zahn auf oder hat eine große Wunde, die im Krankenhaus genäht werden muss. Auch sein timing ist immer grandios. Bestimmte Unfälle oder Sachen die er ausversehen kaputt macht, weil er durch MS sein Gleichgewicht verliert (da kann er ja nichts dafür, ist aber auch ziemlich tollpatschig) passieren oftmals dann, wenn wir gerade in den Urlaub fahren wollen oder was wichtiges ansteht.
Was ich ganz schlimm finde ist, dass er dann nicht einsieht das er auf sie hätte hören können oder es anders hätte machen können. Es ist auch nie sein Fehler und alle anderen sind schuld. Ich finde es schrecklich als einzige Tochter zu sehen, wie meine Mutter leidet und mit ihm “gefangen” ist. Mein größter Wunsch wäre, wenn sie sich scheiden lassen und meine Mutter wieder glücklich ist. Er ist es jetzt auch nicht. Das geht aber schwerer, weil er ein Pflegefall ist.
Pflegeheim wär eine Option, aber viel zu teuer. Gibt es da noch eine andere Lösung? Hat wer Tipps?
Ich halte es nicht mehr aus…….hilfe!
3 Antworten
Guten Morgen,
hier findest du (oder auch deine Mutter) einen Online-Ratgeber Pflege: https://www.bundesgesundheitsministerium.de/themen/pflege/online-ratgeber-pflege.html#c30652 Über das Bürgertelefon zur Pflegeversicherung (Tel.: 030 340606602) kannst du erste Infos zu Leistungen erhalten.
Wenn du möchtest, kannst du dich auf der Seite https://www.wege-zur-pflege.de/wege-zur-pflege/ umsehen, dort findest du (bzw. deine Mutter) Infos zu verschiedenen Leistungen, zum Thema Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf sowie das Pflegetelefon für erste Fragen von pflegenden Angehörigen: 030 20 17 91 31.
Und hier noch der Link zur Seite der Stiftung Unabhängige Patientenberatung Deutschland: https://patientenberatung.de/ mit vielen Infos und einer kostenlosen Beratungsmöglichkeit über das Beratungstelefon.
Da ich dein Alter nicht einschätzen kann bzw. nicht hervorgeht, ob du voll- oder minderjährig bist: Falls du minderjährig sein solltest, kannst du dich an die Nummer gegen Kummer wenden, um über deine Sorgen zu sprechen. Die Durchwahl der Beratung für Kinder und Jugendliche ist: 116111
Alles Liebe für dich und deine Eltern!
Wendet euch mal an die Diakonie. Die haben wirklich viele Angebote für pflegende Angehörige. Auch sozialpädagogen, mit denen ihr sprechen könnt wie es euch geht. Ihr seid mit eurem Problem wirklich nicht alleine.
Nutzt Pflegedienste, die deine Mutter entlasten. Es gibt die Tagespflege, die dein Vater besuchen kann, aber abends Zuhause ist.
Wendet euch an die Lebenshilfe. Die haben viel Erfahrung mit Menschen mit Handicap und wie man mit diesem Umstand am besten zurecht kommt..sowohl ihr als auch dein Vater
Bei meinen Eltern war's ähnlich. Nur bekam mein Vater Alsheimer 4 Jahre vor dem Tod meiner Mum. Mich erkenne er nicht mehr im 2. Jahr Alsheimer nicht mehr. Ich kam dennoch so oft wie möglich. Manchmal schmiss mich mein Vater raus, weil er mich für einen holt, der seine Frau (meine Mum) anbaggern will. Ich war nie böse auf ihn, trage ihm bis heute, ¼ Jhdt nach seinem Tod nichts nach. Ich weiß, wäre er gesund, er hätte nie so mit mir geredet.
Natürlich gab's viel Streit, aber meine Mum liebte meinen Dad so sehr, dass sie nie böse darauf reagierte.
Verwandte wollte bei uns auch nicht helfen. Nicht ok, aber sie mussten es, damit nicht Streit, der meinen Eltern nur geschadet hätte, das akzeptieren. Aber Freunde kamen oft vorbei und halfen. Auch kam von der AOK 3 x wö Vollzeit Hilfe.
Meine Eltern, starben fast zur gleichen Zeit, ber beide in verschiedenen Krankenhäuser. Den Tod meines Vaters konnte ich nicht fühlen, aber den meiner Mum um 12:26 Uhr. Es war, als würde mir jemand den Boden unter den Füßen wegreißen, und ein Stück aus mir raus reißen.
Eine Stunde danach rief mich jemand auf meiner Arbeit an und teilte mir den Tod meiner Mum mit. Ich fragte nach der Uhrzeit und man sagte, um 12:26 Uhr.
Ich hatte die besten Eltern der Welt.
Genieße jede Sekunde, an denen du noch deine Eltern hast, ohne dabei auf ignorierende Verwandte zu schauen.
Die, die meinen Eltern nicht helfen wollten, bereuen ihr Untätigkeit noch heute und können es nicht mehr ungeschehen machen. Sie sind ein Leben lang dafür bestraft.