Mein Kind rebelliert in der Schule, was kann ich tun?
Mein Sohn ist in der ersten Klasse mit 13 Schülern. Leider ist er der auffälligste. Er hört nicht auf die Lehererin, macht das Gegenteil. Benimmt sich total daneben. Was kann ich tun, damit er sich ruhiger verhält? Seine Klassenkameraden wollen zum größten Teil auch nicht mit ihm spielen.
14 Antworten
Das Normalste wäre zu erkunden, was die Ursache für sein Verhalten ist und diese zu beseitigen. Wenn das nicht geht, schickt man das Kind da nicht mehr hin. Leider verhalten wir uns in Bezug auf die Schule aber nicht normal. Rebelliert Dein Sohn außerhalb der Schule auch? Hatte er bisher Entwicklungsschwierigkeiten? Wenn nicht, stimmt doch etwas mit der Schule nicht. Warum vermutest Du, dass mit Deinem Sohn etwas nicht in Ordnung ist?
Normalerweise gestalten wir uns unser Umfeld so, dass wir uns in ihm wohlfühlen oder wir halten uns von Orten fern, an denen wir uns nicht wohlfühlen. Mit dem 6. Lebensjahr ändert sich das schlagartig. Ob ein Kind will oder nicht, es muss in die Schule. Dafür hat man Gesetze erfunden. Bis dahin konnte er selbst entscheiden, wann er laufen lernt und wann das Sprechen. Du hast Dich auch nicht eines morgens mit ihm hingesetzt und gesagt, heute lernst Du, wie man sich die Schuhe zubindet. Irgendwann hat er beim Anziehen gesagt: "Alleine!" Für Dich war klar, dass Dein Sohn entschieden hatte, sich von nun an selbst anzuziehen. Ich glaube nicht, dass Du diesen Zeitpunkt festgelegt hast.
Die Schule ist ein Ort, an dem alle Kinder gleich behandelt werden und für die meisten Menschen ist das eine positive Vorstellung. Es gibt in diesem Zusammenhang Schlagworten wie: Chancengleichheit oder -gerechtigkeit; gleiche Bildungschancen usw. Deshalb müssen sie zu einem vordefinierten Zeitpunkt schreiben und lesen lernen. Wenn wir aber einen Moment darüber nachdenken, sind die Menschen nicht gleich und sie dürften eigentlich nicht gleich behandelt werden. Sie sind sehr verschieden; sie lernen auf sehr verschiedene Art und Weise und sie haben unterschiedliche Interessen und Bedürfnisse. Warum gehen wir dann nicht unterschiedlich mit ihnen um? Warum glauben wir, alle Kinder müssten mit der einen Methode klar kommen, die in der Schule angewendet wird? Noch dazu wenn es eine eher ungeeignete Methode des Lernens ist. Nur weil Dein Sohn einer der Wenigen ist, die in der Schule aufbegehren, heißt das noch lange nicht, dass mit ihm etwas nicht stimmt.
Es ist lange nachgewiesen, dass langes Stillsitzen aggressiv macht. Dennoch sind erst sehr, sehr wenige Schulen dazu übergegangen, dieses lange Sitzen zu beseitigen. Es ist lange nachgewiesen, dass fremdbestimmtes Lernen ineffektiv ist. Dennoch belehren wir die Kinder und Jugendlichen nach wie vor und das sie angeödet sind, machen wir ihnen zum Vorwurf.
Ich kann Dir nur empfehlen, den Ort infrage zustellen, in dem Dein Sohn den halben Tag eingesperrt ist.
Gruß Matti
@Klas1900: Was redest Du da? Es hast so lange "funktioniert", wie die Gesellschaft Befehlsempfänger brauchte; als es reichte Kindern Gehorsam anzutrainieren. Leider sind die Methoden bis heute die gleichen geblieben, obwohl sich die Herausforderungen grundlegend verändert haben, die von den Schulabgängern bewältigt werden müssen und wo Gehorsam so gar keinen Platz hat.
Was willst Du mit der Betonung der Zahl 13 zum Ausdruck bringen? Vielleicht das es ein Fortschritt ist, dass es der Lehrerin leichter fällt mit ihren veralteten Methoden nur noch 13 anstatt 25 Kindern auf den Wecker zu gehen? Auf das Verhalten des Jungen scheint die Anzahl der anderen Kinder aber kein Einfluss zu haben; also kann diese nicht die Ursache sein.
Das Problem ist die Erwartung an den Jungen. Er scheint andere Interessen zu haben, kann diesen aber nicht nachgehen. Wir halten es für völlig normal, das Menschen zwischen dem 6. und 18. nicht ihren Interessen nachgehen können, sondern sich vorschreiben lassen müssen, was sie lernen dürfen; und zwar immer 45 Minuten lang. Dann kommt jemand anderes vom Belehrungspersonal und wechselt das Thema. Im Fall des Jungen ist es wahrscheinlicher, dass sich der Wechsel auf das Thema beschränkt, dass Personal aber das Gleiche bleibt.
Es gibt zur Belehrung nicht nur eine Alternative sondern eine ganze Reihe weiterer. Lehren währe eine. Der Unterschied zum Belehren ist der, dass der Schüler die Fragen stellt und nicht der Lehrer. Welche der Alternativen zur Anwendung kommt, hängt von den Bedürfnissen der Person ab. Sich von jemandem unterrichten zu lassen, kann eine weitere sein.
Um Deinen Horizont diesbezüglich zu erweitern und Dir klar zu machen, dass Bildung nicht vordergründig mit Geld zu tun, will ich auf André Stern verweisen. Er hat keinen einzigen Tag seines Lebens in einer Schule verbracht und ist nie unterrichtet worden. Er hat Bildung im wahrsten Sinne des Wortes erfahren. Das setzt aber Vertrauen voraus. Etwas, was Eltern selbst äußerst selten erfahren haben, als sie Kinder waren und es deshalb genauso selten ihren Kindern entgegenbringen. Das ist kein Vorwurf, sondern einfach nur Anerkennung der Realität.
Wow! Ich bin von deinen Worten sehr beeindruckt. Vielen Dank!
Mit den Lehrern reden und mal einen Termin beim Kinderpsychologen machen.
Die Einnahme von verschriebenen Medikamenten zumindest in Erwägung ziehen bzw. mal über nen längeren Zeitraum testen. Nicht sofort grundsätzlich ablehnen. (Falls er was bekommen sollte)
13 Kinder in einer Klasse? Ist das schon ne Lernförderschule oder so was?
Wenn er zu Hause normal ist, will er nur Aufmerksamkeit, ihm mehr Liebe und Zeit geben, oder der LehrerIn sagen, sie soll ihn nicht beachten wenn er das tut.
Ihm erklären, dass es in der Schule und daheim Grenzen gibt, die man nicht überschreiten darf und wenn man sich nicht daran hält - es Konsequenzen/Strafen mit sich bringt! Dies hätte schon frühzeitiger passieren müssen! Wenn er brav war, vielleicht mal mit einen schönen Ausflug oder etwas anderen belohnen!
Das ist eine schwierige Situation, weil du nicht dabei bist.
Grundsätzlich finde ich, dass das Verhalten der Schüler in der Klasse in die Verantwortung der Lehrerin fällt, nicht die der Eltern. d.h. im Prinzip müsste eigentlich die Lehrerin mit diesem Verhalten fertig werden. Das Problem ist nur: wenn sie nicht mit ihm fertig wird, schmeisst sie ihn raus, und dann hast du das Problem wieder. Daher ist es gut, wenn man das Problem gemeinsam angeht.
Versuche herauszufinden, warum er sich so verhält. Dh. rede mit ihm darüber, aber erst einmal ohne anklagenden Ton.
Es kann verschiedene Gründe haben, z.B. Reizüberflutung, langeweile, bewegungsdrang, etc.
Versuche, mit ihm und der Lehrerin ein Arrangement zu finden, mit dem man das negative Verhalten unterbinden kann. Auf der einen Seite muss die Lehrerin Sanktionsmöglichkeiten haben (denn ein Störenfried in der Klasse ist nicht tragbar), auf der anderen Seite sollte man für ihn positive Anreize schaffen, sich zu benehmen, und nach mögichkeit die Störfaktoren für ihn mildern oder ausschalten.
z.B. Falls er eine kürzere Konzetrationsspanne hat als die anderen Kinder, kann man mit einverständnis der Lehrerin vielleicht ein Arrangement treffen, dass er nach 30 Minuten für 5 Minuten raus darf.... oder er soll sich in der Pause bewegen, oder er soll sich Kopfhörer bei schriftlichen Arbeiten aufsetzen, um nicht gestört zu werden. Oder man schmeisst ihn aus der klasse, wenn er stört. Oder man gibt schriftliche Aufgaben, sobald er über die Stränge schlägt...
Wenn das alles nicht hilft, muss er wahrscheinlich schule oder klasse wechseln...
In dieser Phase ist es auf jeden fall gut, wenn die Lehrerin dich als kooperativ wahrnimmt... ...und wenn er seine Lehrerin als Autorität wahrnimmt...
..es kann sein, dass er mehr Struktur braucht, dass er noch nicht verstanden hat, dass er machen muss, was die Lehrerin sagt, dass die anderen Kinder ihn ärgern, dass er einfach neugierig ist und gedankensprünge hat, dass ihm langweilig ist, dass er eine Konzentrationsschwäche hat, dass er mit anderen Kinder (menschen) nicht gut kommunizieren kann, etc, etc...
z.B. bei einem ähnlich veranlagten Kind hat ein System mit Steinen als Gut- und Schlechtpunkte gewirkt: brav = ein Steinmehr (für kleine sachen, die er gut leisten kann), nicht brav = ein Stein weggenommen, 10 Steine einlösbar in eine schöne Aktivität...
bei einem ähnlich veranlagten Kind war die Lehrerin zu chaotisch, so dass er eigentlich nicht verstanden hat, dass "ihr dürft" in Wirklich "ihr müsst" bedeutet... zu viel Freiheit, so dass er sich immer gedrückt hat...
Grundsätzlich ist das ein Problem, das dich wahrscheinlich durch seine ganze Schulzeit hindurch begleiten wird, und wo du dich wirklich einsetzen musst, um Lernformen/Schulen/Klassen/Lehrer zu finden, mit denen er kompatibel ist...
..und grundsätzlich wichtig ist, dass du dich nicht auf machtkämpfe mit ihm einlässt und dich über ihn nicht ärgerst (ich weiss, das ist schwer)...
Aber du solltest immer cool bleiben, auf der einen Seite Lob und Belohnung nicht zu hoch hängen,damit er nicht entmutigt wird, auf der anderen Seite ihn aber auch in Situation versetzen, wo er in Zugzwang ist und spürt, dass er ganz konkret gegen seine eigenen Interessen ("ich will jetzt lieber spielen gehen als vor den Aufgaben sitzen") handelt, wenn er nicht spurt. Das ist ziemlich schwierig,..
Tja und sonst gibt es auch Ritalin... geh zum Arzt, mach eine Abklärung, vielleicht empfiehlt er das... Es gibt mittlerweile aber auch schon andere Übungen und lernformen, um die Konzentration zu fördern.
Summa sumarum ist es viel Knochenarbeit für dich, und iiiiimmer ruuuuhig bleiben, aber trotzdem autorität ausstrahlen...
Danke für die tolle Antwort. Er hat Wahrnehmungsdefizite und kann sich auch schlecht konzentrieren. Das spielt alles eine sehr große Rolle und hat nicht immer nur mit Erziehung zu tun, wie hier so oft geschrieben wird.
oder er soll sich Kopfhörer bei schriftlichen Arbeiten aufsetzen, um nicht gestört zu werden. Oder man schmeisst ihn aus der klasse, wenn er stört. Oder man gibt schriftliche Aufgaben, sobald er über die Stränge schlägt...>
Bei nem 6jährigen in der ersten Klasse?
Kopfhörer aufsetzen???
Rausschmeißen geht gar nicht!
Schriftliche Aufgaben??? Ne Seite voll AAAAAAs schreiben oder was?
eine lehrerin wird auf dauer mit solch einem verhalten in der klasse einfach nicht fertig werden. er wird also bald eine noch größere sonderrolle innehaben als jetzt schon.... solche sachen können nicht in der schule aufgefangen werden. es sollte wirklich eine untersuchung stattfinden, ein einschalten desjugendamtes, um erziehungshilfe zu geben und...leider, wenn nötig eine diagnose seiner verhaltensauffälligkeiten. man steckt ihn zwar damit in eine schublade, das ist nicht schön, aber es ermöglicht in unserem land dann die beantragung von weiteren hilfen, wie z.b. einen schulbegleiter usw. er erhält dann einfach mehr förderung und ist somit in der lage mehr an der umwelt, dem unterricht und überhaupt allen angeboten zu haben.
Und das bei 13 (dreizehn!) Kindern in der Klasse? Besser gehts doch kaum!
Seit mehreren hundert Jahren sind Kinder in der Schule und das hat ganz gut gefunzt!
Was bleibt denn für ne Alternative? Privatunterricht für jedes Kind? Gern, aber nicht auf unsere Kosten. Das sollen die Eltern mal schön selbst bezahlen.