Mehr Raumhöhe gewünscht Querbretter auf dem Dachboden entnehmen, Statiker hat abgenommen, trotzdem wie wieder stabilisieren, evtl. gleich Rigips-Vorbereitung?


17.11.2024, 13:22

Anbei noch die Statik wie sie mindestens ist, wir haben festgestellt das einiges massiver umgesetzt ist.

3 Antworten

Moin,

zu guter erst möchte ich mal erklären, wie der Dachstuhl aktuell funktioniert. Denn die Balken dort einfach zu entfernen scheint mir gemäß den Bildern eine gefährliche Maßnahme zu sein.

Die langen Schrägen Balken links und rechts liegen auf den Außenwänden auf, und tragen die Last des Daches auf diese ab. Diese Balken nennt man Sparren. Die Sparren liegen oben auf der Firstfette auf. Wenn du einmal eine der so entstehenden Rippen mit Zahnstochern nachbaust, und dann mit dem Finger oben drauf drückst, wirst du merken, dass die unteren Enden der Zahnstocher Auseinanderrutschen, und die Konstruktion zerbricht. Um das zu verhindern wird unter der Firstfette ein Kehlbalken von Sparren zu Sparren eingebaut. Der gerät dann bei Belastung des Dachs von oben auf Spannung und verhindert so, dass die Konstruktion an der Fette zerbricht.

Die Balken, die du entfernen möchtest, sind also ein wichtiger Bestandteil des Dachstuhls. Und die einfach zu entfernen halte ich für brandgefährlich.

Man könnte die Konstruktion alternativ auch zusätzlich in der Mitte abstützen, wie es jetzt ja auch schon an einer Stelle der Fall ist. Diese Abstützung würde die Auflast des Dachs dann direkt ableiten, und die Kehlbalken Obsolet machen.

Was der Statiker da vorschlägt zielt darauf ab, die Zugbelastung der Kehlbalken auf andere Weise aufzunehmen. Ich kann mir vorstellen, dass man. Das mit Stahlbändern hinbekommen könnte. Was dafür aber genau einzusetzen ist, muss der Statiker dann auch berechnen und vorgeben. Auf keinen Fall solltest du einfach irgendetwas dort einbauen, was du noch so herumliegen hast. Das alles sollte genauestens vom Statiker geplant werden. Und dabei müssen auch Zwischenzustände während des Umbaus berücksichtigt werden.

Daher mein Rat: mache das nicht selbst! Suche dir eine Fachfirma, und lass die planen, wie man dort mehr Hohe herausholen kann, und lasse die Sache dann auch durch diese Firma ausführen.

Gruß m0rz

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – B Sc. Architektur / Bauleiter seit 2019

alskqpwo 
Beitragsersteller
 17.11.2024, 13:23

Hi, Danke für deine ausführliche Rückmeldung zu meinem vorhaben und auch die Kritik.

Du hast recht ich bin mittlerweile auch etwas skeptisch, ob das was 3 Statiker, 5 Sanierungsexperten/ Baubegleiter/-Leiter und 2 Zimmermänner mündlich gesagt haben – „diese ergeben kein Sinn und können entfernt werden“

Das Problem ist es gibt Pläne welche wir zur Dachkonstruktion haben, aber letztendlich wurde alles massiver gebaut wie es in diesen Plänen ist. Die ursprünglichen Pläne habe ich im Ausgangsthread angehangen.

Mit den Statikern habe ich bisher nur schlechte Erfahrungen gemacht. Die lassen sich 4 Monate Zeit, man fragt jede zweite Woche nach und zu guter Letzt haben sie ein Haufen Geld verlangt. Dazu selbst seine Expertise haben sie bei uns und auch bei Freunden eins zu eins kopiert und mit den gleichen Auflagen, identischer Benennung und Schreibfehlern versehen. Es kann ja nicht sein das das Haus, was eine alte Scheune war und dann unser sehr massiv gebautes Haus dieselben Stahlträger bei Durchbrüchen benötigt.

Naja wie dem auch sei, vielleicht kannst du mit den Bildern im Ausgangsthread mehr erkennen, dafür wäre ich dir natürlich dankbar um nochmal eine Meinung.

PS: Die ganze Konstruktion ist z.b. schon 3x abgestützt und die Decke hat 20 cm Durchmesser. Genauso sind Handwerker wieder von der Baustelle geflohen, weil sie an der Massivität des Hauses gescheitert sind. Der Bauherr war damals ein Baunternehmer der sehr massiv sein Eigenheim gebaut hatte.

Grüße & danke Dir schonmal

M. Huelkenberg  17.11.2024, 15:34
@alskqpwo

Moin,

an meiner Einschätzung ändert sich nichts. Die Schnitte bestätigen eher, dass die Balken notwendig sind. Auch die Benennung als "Kehlgebälk" macht mich dann etwas stutzig. Ich würde die Dinger nicht einfach so entfernen.

Dass du dir erst einmal einen Statiker zur Seite geholt hast ist ja richtig, aber vielleicht suchst du dir einfach eine Firma, und stellst die Aufgabe inklusive Statik an diese Firma. Eine gute Dachdecker- oder Zimmermann-firma sollte das machen. Also schau dich mal um, ob es da eine Firma in der Nähe gibt, die einen guten Ruf hat. Die allermeisten Zimmermänner haben so ihre Statiker an der Hand, und sind dann ja eben auch gewillt, ein gutes Ergebnis zu erreichen. Denn am Ende übernimmt dann die Firma die Verantwortung für ihr eigenes Werk inklusive Statik. Das Ergebnis muss dann also stimmen, und du musst dich nicht mit den Sorgen herumschlagen. Das kann ich dir also nur raten, damit du dann auch besser schlafen kannst. Andernfalls wirst du nur der Prellbock zwischen Statiker und Dachdecker sein. Besser alles aus einer Hand und gut ist.

Gruß m0rz

alskqpwo 
Beitragsersteller
 17.11.2024, 22:40
@M. Huelkenberg

Ok, Danke Dir erneut für deine a. Antwort.

Im Wiki steht: "Der Kehlbalken ist Teil der waagerechten Balkenlage im Sparrendach, dass dann auch Kehlbalkendach genannt wird.

Dabei werden waagerechte Balken zwischen gegenüberliegende Sparren verbaut um besonders bei großen Sparrendächer eine gegenseitige Stützfunktion der Sparren zu ermöglichen. Dadurch werden Sparrenquerschnitte klein gehalten. Die Kehlbalkenlage dient ebenfalls häufig als Tragkonstruktion einer Geschossdecke für ein zweites Dachgeschoss."

Das verstehe ich nun auch. Ich werde mal wie du vorgeschlagen hast, ein Zimmermann Betrieb versuchen mit dem ganzen zu beauftragen.

Ich bin überaus vorsichtig was das ganze angeht, bin auch bei mir im Betrieb Sicherheitsbeauftragter etc., und lass mir eigentlich auch alles schriftlich bestätigen. Leider ist auch der eine oder andere Handwerker davon genervt und meldet sich gar nicht mehr zurück, da ich sämtliche Handlungen schriftlich festgehalten haben will und wenn es sein muss auch mit einer Preisrichtung. Dennoch denk ich spätestens wenn man dieses Kehlgebälk einfach nach oben an der Firstfette mit stabilen Winkeln befestigt, sollte da nix mehr passieren können!?

So mein ich:

https://ibb.co/ygT5Fkv

  1. aktueller Stand
  2. angedachter Sägeschnitt
  3. versetzte Montage nach oben

Die Rigipsplatten hätten auch gleich eine entsprechende Befestigungsmöglichkeit.

PS: Was mir noch einfällt, einer der Experten war der Meinung die haben die Balken nur reingemacht, dass in der damaligen Zeit dies nicht als vollwertige Geschosshöhe bei der Gemeinde angerechnet wird. Es läuft baurechtlich obwohl 3 Stockwerke nur unter unterkellertes Erdgeschosshaus, da in Hang reingebaut.

M. Huelkenberg  17.11.2024, 22:54
@alskqpwo

So wie in deinem Bild vorgeschlagen kann das funktionieren, ja. Aber die Balken werden bei der Konstruktion auf Zug belastet. Sobald die Balken durchtrennst, können die sehr viel schlechter mit dieser Beanspruchung umgehen. Je höher die Balken sitzen desto höher wird dabei auch noch die Belastung. Die Verbindungsmöglichkeit, die du dann seitlich an der Firstfette wählst, muss also vor allem Zugkräfte in der horizontalen aufnehmen können. Und das wird im klassischen Zimmermannshandwerk schwierig.

Aber ja. Die Vorsicht hier ist sicher nicht fehl am Platz. Am Ende kann das nur jemand bewerten, der ein paar Berechnungen anstellt und sich die Substanz vor Ort genau anschaut. Ein Zimmermann wird da schon wissen wo er hinschauen, und welche Berechnungen er anstellen lassen muss.

Wenn du die Balken ohnehin einkürzen und nach oben setzen willst, dann kannst du auch gleich ein Zugband aus Stahl druntersetzen. Stahl kann bei kleineren Querschnitt viel größere Zugkräfte aufnehmen als Holz.

Und die Theorie, dass die das damals gemacht haben, um die Bauordnung auszutricksen bezweifle ich eigentlich. Der Raum ist ja im aktuellen Zustand gar nicht als Aufenthaltsraum nutzbar, und interessiert die Bauordnung dann wenig. Zumal es dann ja auch noch ein Dachgeschoss ist, das eh selten angerechnet wird.

ZWenn ein Statiker das abnickt, dann frag genau diesen Statiker nach der genauen Ausführung.

Laut Statiker ist das kein Problem.

Hast du das als schriftliche Stellungnahme vorliegen, nachdem er die Konstruktion untersucht und nachgerechnet hat, oder war das nur eine lapidare mündliche Aussage?

Was denkt ihr ansonsten darüber

Für mich klingt das alles sehr nach unprofessioneller Bastelei. Diese Zangen wurden sicher nicht aus Spaß dort eingebaut. Die stabilisieren das Dach und stützen die Sparren gegeneinander ab. Wahrscheinlich kann man die Konstruktion auch umbauen, dann würde ich mir von dem beauftragten Statiker aber klare schriftliche und zeichnerische Angaben machen lassen, mit welchen Maßnahmen die Funktion der Kehlzangen zu kompensieren ist.

Auch würde ich solche Arbeiten keinesfalls als Laie selbst ausführen, sondern durch eine seriöse Zimmererfirma machen lassen. Wenn du keine entsprechende Ausbildung oder zumindest Erfahrung hast, kannst du nämlich überhaupt nicht sicher einschätzen, mit welchen Eingriffen du möglicherweise die Standsicherheit gefährdest.

bevor ich alles mit Dämmmaterial und Rigipsplatten zu kleister

Übrigens ist auch das eine Sache, wo man sich als Laie sehr genau überlegen muss, ob man sich das wirklich zutrauen will, sowas selbst zu planen und auszuführen. Hoffentlich hast du dich ausreichend mit der Bauphysik im Hinblick auf den hygrothermischen Feuchteschutz beschäftigt. Fehler in dem Bereich können fatal sein, so dass ggf. nach ein paar Jahren massive Fäuleschäden an der Tragkonstruktion auftreten können.


alskqpwo 
Beitragsersteller
 17.11.2024, 13:29

Hi, auch Dir Danke für deine ausführliche Rückmeldung zu meinem vorhaben und auch die Kritik.

Dazu habe ich mich schon bei @m0rz97 mit einem Kommentar geäusert, vielleicht kannst du dich hier mit einklinken ;-)

Ansonsten die Dämmung ja da waren auch einige Experten der Meinung, "Dampfsperre ist nach außen intakt, Dämmung rein und Platten drauf."