Meeresbiologie - wo kann ich das neben dem Beruf studieren?
Hallo ihr Lieben, ich habe eine Ausbildung in der Hotellerie gemacht und schließe in ein paar Monaten mein Studium im internationalen Hotelmanagement ab. In den letzten Jahren habe ich mich nebenbei immer wieder mit den Weiten unserer Ozeane beschäftigt und finde das so interessant, dass ich das auch gerne studien möchte. Leider bin mittlerweile zu alt (27) um nochmal ein Vollzeitstudium von vorne zu beginnen... Was kann ich machen um meinen Traum irgendwann in der Wissenschaft im Bereich Meereskunde mitzuarbeiten? Fernstudium ist in diesem Bereich wohl eher nicht möglich.. :-/ Vielen Dank schonmal für eure Antworten :) LG Kerstin
4 Antworten
Hej Kerstin,
wie Du an meinen Kommentaren zu anderen Antworten sehen kannst, stimme ich nicht allen hier bisher geäußerten Einschätzungen zu.
Mit 27 bist Du keineswegs zu alt, um eine weitere Ausbildung zu beginnen, und Deinen Traum solltest Du Dir nicht allzu leicht zerstören lassen.
Erst mit 29 habe ich nach einer vorherigen praktischen Ausbildung und einem Studium in zwei unterschiedlichen technischen Fachrichtungen und mehreren Jahren beruflicher Tätigkeit begonnen Biologie mit anschließender Spezialisierung in drei aquatischen Linien, darunter die Meeresbiologie, zu studieren.
Schon vor meinem Vordiplom, heute als Bachelor geführt, habe ich bei Forschungsprojekten mitgearbeitet. Ohne nachfolgende Promotion arbeitete ich anschließend erst in meinem Fachbereich an der Uni und nun seit mehr als 20 Jahren als Selbstständiger in diesem Beruf.
Auch keiner meiner Kollegen hat einen Doktortitel, der/die eine oder andere noch nicht einmal einen Abschluss in der Biologie und dennoch haben wir schon „richtige“ Forschungsprojekte durchgeführt.
Jeder von uns ist aufgrund seiner besonderen Kenntnisse und/oder Fähigkeiten zu unserer Gruppe gestoßen. Wir kannten uns zuvor nicht. Wir trafen uns zufällig, z. B. bei einer Fete, beim Tauchen, im Hafen oder im Urlaubsflieger, oder hörten von anderen, dass es jemanden gäbe, der gut zu uns passen könnte.
Wie Du wohl auch konnte ich es mir finanziell nicht leisten, ohne eine Ganztagsarbeit an einer Uni zu studieren. Ein Fernstudium wurde damals in dieser Fachrichtung nicht angeboten, da die Ausbildung nicht rein theoretisch erfolgt, sondern mit umfangreichen Labor- und Freilandpraktika verbunden ist.
Im Vorwege zu dieser Antwort habe ich vorsichtshalber noch einmal recherchiert. Ein Studium der Meeresbiologie online scheint auch aktuell weltweit nicht möglich zu sein. Es gibt zwar an der Heriot Watt University in Edinburgh, Scotland, zu dieser Fachrichtung ein Hybrid Degree Program mit dem Abschluss „Master of Marine Biology and Biological Oceanography“, doch ist dieses eher technisch ausgerichtet (Engineering Materials Design and Applications).
worldwidelearn.com/education-advisor/questions/hybrid-programs.php
universitiesabroad.com/program-details/heriot-watt-university/engineering-materials-design-and-applications-137976
Es ist aber durchaus möglich, bestimmte zertifizierte Kurse online zu buchen. Hier ein Beispiel aus den USA:
education-portal.com/articles/OnlineMarineBiologySchoolsandCollegesHowtoChoose.html
Wenn Du aber einen Bachelor oder gar Master anstrebst, wirst Du an einer „campus“-Ausbildung teilnehmen müssen und zwar beginnend mit der Biologie an sich. Erst anschließend kannst Du Dich um einen Masterstudienplatz in Kiel, Rostock, Bremen und ggf. schon in Köln bewerben oder Dein Glück im Ausland, z. B. in Wien oder Odense (DK) versuchen.
Dieses Dilemma kannst Du mit Deiner jetzigen Ausbildung aber vielleicht ähnlich wie ich damals lösen. Das wäre möglich, wenn Du Dir das theoretische Wissen im Selbststudium aneignest und nur an den obligatorischen Praktika, Exkursionen und ggf. Seminaren teilnimmst, wenn das die heutigen Studiengänge überhaupt noch erlauben. Das erfordert auch, dass Du einen Arbeitsplatz findest, der Dir die dafür erforderliche Flexibilität bietet. ... und natürlich viel Kraft, um das durchzuhalten, und einen verständnisvollen Partner.
Ob Du dann irgendwann einmal in diesem neuen Beruf Deinen Traum erfüllen kannst, ist nicht abzusehen. Du wirst vielleicht etwas Glück brauchen, aber Deine Chancen verbessern sich, wenn Du es suchst.
Ein Traum ist den Versuch wert, ihn zu leben.
Liebe Grüße, z. Z. aus DK
Achim
Lies dich ein und werde Hobbyforscher. Es gibt neue Techniken (Kamerafallen z.B.), die du am besten einsetzen kannst, wenn du in Strandhotels unterwegs bist...Da es deine Leidenschaft ist, wirst du Fragestellungen finden. Studieren kann man immer alles, was man will. Ob es zum Beruf wird, ist eine andere Frage. Es ist ohnehin schwierig, einen "Beruf" zu finden. Es reicht oft, Experte zu werden.
Nochmals hej,
bei dieser Einschätzung täuscht Du Dich allerdings gewaltig.
Mein ehrenwerter alter Freund Reinhard Diercking ist als Nichtbiologe nicht nur einer der beiden Autoren des "Artenschutzprogrammes Fische und Rundmäuler in Hamburg" (Umweltbehörde 1991), sondern auch zusammen mit Peter Glöer Verfasser des "Atlases der Süßwassermollusken" (BSU Hamburg 2010).
Seine umfangreichen ehrenamtlichen Untersuchungen genießen höchste Anerkennung nicht nur in Fachkreisen und sowohl Behörden als auch Unternehmen, die sich mit der Gewässerökologie auseinandersetzen müssen, sind dankbar, wenn sie auf sein Wissen und mit Glück auch auf einen Teil seiner über Jahrzehnte erfassten Daten zurückgreifen dürfen.
Reinhard ist nur ein Beispiel. Ich kenne in Deutschland und vielen anderen Ländern sogenannte "Nichtfachleute", die mit ihrem Wissen und ihren Kenntnissen viele der zertifizierten Fachleute mit Links in die Tasche stecken.
Wieder mit Grüßen
Achim
Ich fürchte das wird wohl überhaupt nichts! Um in der Forschung mitzuarbeiten musst du nämlich nicht nur deinen Bachelor und dann deinen Master machen, sondern danach auch noch promovieren.
Das war jetzt nicht meine erhoffte Antwort ;) aber vielen Dank dafür... ich dachte ich kann das meinste davon die nächsten Jahre neben dem Job machen (Fernstudium) und mich dann irgendwann vollzeit damit beschäftigen...
Das Problem der Meeresbiologie ist, dass es da außerhalb der Forschung praktisch keine Jobs gibt und um in der Forschung zu arbeiten braucht man leider eine Promovation.
Nicht wirklich, ich studiere aber selber Biologie und ich weiß noch das damals in der Einführungswoche von den Dozenten gesagt wurde das eine Anstellung in der Forschung üblicherweise nur mit einer Promotion möglich ist.
Wenn du Nebenbei einen Tauchlehrer Lehrgang machst, kannst gut sein, dass du neben unternehmungslustigen Touristen auch mit massenhaft Biologiestudenten zu tun hast.
Ansonsten brauchst du für Meeresbiologie idR einen Bachelor Biologie (auf dem fast alle erweiterten Fachrichtungen der Biologie aufbauen) oder eine Verwandtes, das Meer betreffendes Fach. zB Fischereitechnik, ich hab mal etwas derartiges gelesen und mich dann über Dosentunfisch lustig gemacht (ja, betrunkene Biologen sind seltsam! :D).
In Australien kann man Meeresbiologie auch direkt als Bachelor studieren. Macht wohl auch Sinn, ein derartiges Fach an der Nord- und Ostsee anzubieten wäre meiner Meinung nach extrem unspektakulär.
Ich wollte ursprünglich auch in Richtung Meeresbiologie, werde mich aber jetzt wahrscheinlich eher auf Mikrobiologie oder Pflanzenphysiologie + Synthetische Biologie versteifen, da ich dort das meiste greifbare Potential sehe. Natürlich würde ich immer noch im Dreieckspringen, wenn man mir anbieten würde mit in eine Tiefseekapsel zu steigen.
Hej Quappe,
den Bachelor in dieser Fachrichtung kann man auch in Europa erreichen, z. B. UK oder DK. Ein Tauchglockeneinsatz gehört sicherlich nicht zum Alltag der meisten Meeresbiologen weltweit.
Deine Einschätzung, dass man mit einer Spezialisierung in der Mikro- und Synthetischen Biologie sowie als Pflanzenphysiologe leichter einen Job findet, teile ich.
Liebe Grüße
Achim
Kein seriöses Unternehmen und erst recht keine Behörde würde auf einen Amateur zurückgreifen, wenn sie Daten haben wollen.
Für naturwissenschaftliche Fächer sollte mindestens ein Master drin sein. (Mathematik mal ausgenommen, Banken reißen sich ein Bein aus, wenn ihnen irgendwer vorrechnen kann, ob ihre Finanzmarktverbrechen sicher sind).