Lessing zu Fabeln?

1 Antwort

Das ist nicht Lessings interessanteste Aussage zur Fabel, aber gut.

Hier will er nur rechtfertigen, warum Tiere in seinen Fabeln vorkommen: Tiere oder "noch geringere Wesen" schaffen eine Distanz, die es ermöglicht, Mitleid zu erregen, ohne Identifizierung (Tiere = das sind wir doch nicht!) und somit ohne Leidenschaften zu bewirken.

Nun aber zur "Erkenntnis", die nicht "verdunkelt" werden soll - da wird es interessanter.

In seine Fabeln bezieht sich Lessing auf antike Vorlagen (vor allem Äsopus), aber die unterschiedliche Behandlung ist da entscheidend: Während Äsopus genau beschreibt, wie die Moral aussieht, spart sie Lessing aus. Im Einklang mit seinem "dynamischen" Wahrheitsbegriff ist der Text so angelegt, dass der Leser selbst die jeweilige Moral ausmachen soll (diese Moral ist dann die Wahheit, die auf seine Zeit zutrifft).

Eine solche geistige Leistung erfordert tatsächlich, dass das Erkennntnisvermögen des Lesers nicht durch "Leidenschaften" "verdunkelt" wird.