Leitpfosten überfahren was kommt auf mich zu?

1 Antwort

Hallo XXLeo904,

mal kurz vorweg:

... einen Leitpfosten überfahren, da ich ins Schleudern gekommen bin ... mit 80 um die Kurve gefahren bei erlaubten 50 ...

Und jetzt versuch, Dir selber die Frage zu beantworten, warum in dieser Kurve die Höchstgeschwindigkeit auf 50 begrenzt sein könnte ... .

... ist niemand zu schaden gekommen ...

Das macht Deine Fahrweise um keinen Millimeter besser, sondern in diesem Fall lediglich deutlich folgen-ärmer. Wenn genau da eine Gruppe von Kindern mit Fahrrädern unterwegs gewesen wäre und Du mit Deinem Auto und mehr als die Hälfte überschrittener Geschwindigkeit in die rein geschleudert wärst, dann hättest Du jetzt im schlimmsten Fall ein paar junge Leben auf dem Gewissen, riesige Straf-Prozesse sowie Zivilklagen am Hals und kein Auto und keinen Führerschein mehr; von Deinen eigenen schlaflosen Nächten und dem "Bruch" Deines bisherigen Lebens ganz zu schweigen... .

Da Du noch in der Probezeit bist: Du hast in der Fahrschule anscheinend nicht alles ganz richtig verstanden: Geschwindigkeitsbeschränkungen sind keine "Empfehlung", sondern eine Vorschrift, und wenn Du die erlaubte Höchst (!) -Geschwindigkeit derart gravierend überschreitest, dass Du mit Deiner Karre eben mal einen Abflug machst (bei dem in diesem Fall nur durch verdammtes Glück lediglich ein geringer Flurschaden entstanden ist), dann stimmt mit Deiner Fahrweise irgendwas ziemlich erheblich nicht. Falls - Gott bewahre - irgendwann doch mal was größeres passiert, dann kann Dir allein wegen überhöhter Geschwindigkeit selbst dann eine (Teil-)Schuld zugesprochen werden wenn Du eigentlich überhaupt nicht der Unfall-Verursacher wärst ... das allein schon solltest Du Dir mal bewusst machen.

Beim Autofahren kannst Du nicht gewinnen, noch nicht einmal Zeit: Wenn Du eine Strecke von 10 km konstant mit 100 fährst, dann brauchst Du dafür 6 Minuten. Wenn Du sie stattdessen mit einer überhöhten Geschwindigkeit von 120 fährst (also an der Kippe zum Bußgeld/"Probezeit-A-Verstoß" und um immerhin 20% zu schnell), dann brauchst Du dafür immer noch 5 Minuten, sparst Dir also nur lediglich 60 Sekunden ... . Mit weniger starker Überschreitung bzw. wenn Du nicht konstant 20% überhöht fahren kannst, dann entsprechend noch weniger. Es bleibt also selbst auf 10 km (!) Distanz rein im Sekunden-Bereich, was Du mit immerhin erheblichen Überschreitungen vielleicht rausfahren kannst – wenn überhaupt.

Dafür verlängert sich bei 120 km/h Dein Gesamt-Bremsweg aber der Formel nach von 130m auf 180m (!) – fast 40% mehr, also knapp um die Hälfte länger – und sämtliche anderen Gefahren wachsen mehr oder weniger exponentiell; einschließlich dass Du bei Unfällen eben eine Teilschuld bekommst und – nicht zu unterschätzen – wegen des neuen Straftatbestands des "illegalen Autorennens" belangt wirst; denn dazu brauchst Du nicht mal mit einem anderen Fahrer ein Rennen fahren, sondern es reicht, wenn Du allein "Rennen" fährst.

Beim Autofahren kannst Du nur verlieren: Dein Geld, Deinen Führerschein, Dein Auto, Deinen Ruf (!), Dein Ansehen, Deine Gesundheit, Dein Leben. Oder andere verlieren ihr Leben wegen Dir. Kein einziges km/h zuviel und keine einzige Sekunde schneller ist auch nur eines dieser Dinge wert.

Ich bin übrigens einer von denen, die in der Nacht bei Schneeregen und Sturm als Einsatzkraft (Führungskraft) etliche Stunden draußen an der Unfallstelle mitten zwischen den ganzen Schrott-Teilen stehen, wenn's Tote gibt und die Unfallfahrer dann geschockt rumheulen, dass sie nie gemeint hätten, dass ihnen jemals was passieren würde, weil sie ja so toll fahren können, und dass sie sowas nie gewollt hätten. Ich hab selber seit über 30 Jahren Führerschein CE, wenn Dir das was sagt, keinen Punkt in Flensburg, bin in der höchsten Schadenfreiheitsklasse der Versicherung (also geringster Beitrag), und bin beruflich Vielfahrer; d.h. fahre so im Schnitt jede Woche mal durch eine Geschwindigkeits- oder Abstandsmessung durch, ohne dass ich irgendwas zahlen brauche. Ich bin beim Autofahren sicher kein Kind von Traurigkeit, sondern gut motorisiert und z.B. durchaus überholfreudig; aber alles stets ausschließlich im legalen Bereich. Insbesondere weiß ich eben, wo die Grenzen sind (egal ob physikalisch, also wo man ins Schleudern kommt, oder gesetzlich, also wo man nicht so schnell fahren darf, damit man eben nicht ins Schleudern kommt).

Oder anders gesagt: Das soll alles kein Vorwurf an Dich sein, sondern Du kannst mir tatsächlich jedes Wort glauben, was ich Dir schreibe ... also arbeite jetzt mal gründlich an Dir und stell Dich möglichst jetzt gleich vom Rallye-Fahrer um auf den souveränen und tiefenentspannten Autofahrer.

Nach diesem kurzen Vorwort jetzt zu Deiner konkreten Frage: Du hast einen Fremdschaden verursacht, da kommt Schadenersatz auf Dich zu (neuer Pfosten plus die Arbeitszeit, die es für die Instandsetzung braucht - wenn die Bodenverankerung intakt geblieben ist und der einfach nur wieder reingesteckt werden kann, ist das schnell vorbei; wenn Boden-Arbeiten und eine evtl. neue Verankerung dazu kommen, dann dauert's natürlich länger und wird's teurer; die Rechnung schickt Dir bzw. dem Fahrzeug-Halter dann irgendwann die Straßenmeisterei).

Dass Du die Polizei verständigt hast, war völlig richtig von Dir. Immerhin hast Du einen Unfall mit Fremdschaden verursacht, auch wenn's glücklicherweise ein völlig glimpflicher Bagatellschaden ist. Weiterfahren ohne Deinen Unfall mit Fremdschaden zu melden wäre Fahrerflucht gewesen; und bei "Fahrerflucht" sind die Strafen völlig zurecht enorm. Die Polizisten hätten Dir vor Ort eine gebührenpflichtige Verwarnung aussprechen können (Du musst stets so fahren, dass Du Dein Fahrzeug sicher beherrschen und nötigenfalls rechtzeitig zum Stehen kommen kannst, damit nichts passiert); evtl. könnte eine solche gebührenpflichtige Verwarnung noch kommen, aber ich schätze mal eher nicht.

Dass Dir die Polizei so nicht nachweisen kann, wie schnell Du in Wirklichkeit dran warst, ist korrekt. Aber Du darfst Dir sicher sein, dass die verdammt viel Ahnung und Augenmaß haben, und wenn Du in's Schleudern kommst, hinterlässt Du unweigerlich Spuren auf und neben der Fahrbahn, und allein das reicht den Polizisten, um ganz genau zu wissen, dass Du sie anlügst. Wenn's um Verletzte oder höhere Schadenssummen gehen würde, dann würde ein Gutachter gerufen, der anhand der Spuren ganz genau rausfinden kannst, wie schnell Du in Wirklichkeit dran warst, da würde Dir keine Lüge der Welt helfen. In Deinem Fall dürftest Du damit aber so davon kommen.

Aber wie oben schon gesagt: Das alles macht Deine Fahrweise um keinen Millimeter besser, sondern in diesem Fall lediglich deutlich folgen-ärmer. Es hätte ganz anders ausgehen können und Du hast einfach nur unfassbares Glück gehabt, dass in diesem Moment außer Dir keiner da war. Wie gesagt habe ich mehr als mir lieb ist mit anschaun müssen, wo sowas ganz furchtbar ausgegangen ist, und ich weiß, wovon ich schreibe, sei es beim Straßenverkehr oder bei Unfällen.

Daher nochmals mein wirklich gut gemeinter Tipp: Ändere ganz rasch Deine Fahrweise und fahr immer so, dass man Dir dann, wenn irgendwann wirklich mal passiert, nicht das Geringste an Fehlverhalten und Schuld zusprechen kann, denn dann wird garantiert nach allem gesucht, was Du evtl. falsch gemacht haben könntest. Billiger als auf diese Weise kannst Du es nicht lernen; andere haben das viel bitterer lernen müssen. Die dümmste Art zu lernen ist übrigens die, wenn man erst aus Schaden klug wird. Das solltest Du Dir selber und allen anderen absolut ersparen.

Allzeit gute Fahrt und eine sichere Ankunft, liebe Grüße 🙂