Leichte Agoraphobie nach Übelkeit in der Öffentlichkeit?
Hey,
Ich bin w/15 und mir wird seit ca. Oktober 2019 immer mal wieder schlecht. Mir ging es jedoch selten länger als 15 Minuten schlecht und ich dachte auch selten, dass ich mich Übergeben muss.
Nach der Corona Schulpause war mir am ersten Schultag direkt nach dem Aufwachen auch wieder etwas schlecht. Ich dachte mir nichts bei und habe mich fertig gemacht, gefrühstückt und bin dann zum Bus gegangen. Die Übelkeit hat da nachgelassen.
Als ich dann jedoch im Bus saß, habe ich mir gedacht, dass mir hoffentlich nicht schlecht wird. Aber genau passierte dann: Mir wurde kurzzeitig wirklich sehr schlecht und mir wurde etwas schummerig (vielleicht kennt ihr dieses Gefühl kurz vor dem Erbrechen).
Ich bin dann ausgestiegen und nach Hause gelaufen. Dort ging es mir die nächsten 10 Minuten auch gut, doch dann wurde mir wieder ganz dolle schlecht. Das hielt diesmal ca 2-3h an.
Das ging dann die nächste Woche so weiter, es wurde aber immer besser. Nach 6 Tagen ging es mir wieder komplett gut, allerdings nur Tags. In der Nacht habe ich kein Auge zugetan und saß bis um 9 Uhr morgens im Bad beim Klo, musste mich aber (leider) nicht Übergeben. Ich habe dann 1 1/2 Brötchen gegessen und konnte endlich einschlafen, weil es mir besser ging. Das Prozedere ging erneut los: es wurde von Tag zu Tag besser.
Und das bis heute (das ist jetzt ca. eine Woche her mit der schlimmen Nacht). Vor 5 Tagen habe ich mich nicht mal alleine raus getraut (außer in unseren Garten). Jetzt traue ich mich zum Glück wieder spazieren.
Allerdings traue ich mich nicht wirklich Bus zu fahren (was ich muss, denn nur so komme ich zur Schule). Ich war noch kein einziges Mal in der Schule seit dem Lockdown, weil ich immer Angst habe, dass mir schlecht wird im Bus/ im Unterricht. Achtung, Selbst-Diagnose!!
Ich schätze, ich habe eine leichte Argophobie entwickelt. Ich habe wirklich Angst, dass die für immer bleibt.
Nun meine Frage an euch: Weiß jemand, was mir hier helfen könnte? Ich bin in zwei Wochen bei einer Psychologin. Vielleicht kann die mir ja helfen. Aber ich würde am liebsten nicht noch zwei Wochen warten müssen, dass es mir wieder richtig gut geht und ich überall ohne Bedenken hingehen kann.
Falls du Tipps (vielleicht sogar aus eigenen Erfahrungen) hast, wär ich sehr dankbar, wenn du sie mit mir teilen könntest.
Liebe Grüße :)
3 Antworten
Hey,
Ich kenn das. Mir geht es immer so, etwa 1 bis 2 Wochen, bevor ich meine Tage bekomme. Könnte es eventuell daran liegen?
Hey, Danke für deine Antwort :)
Also tatsächlich bekomme ich in ein paar Tagen meine Tage, aber ich nehme auch die Anti-Baby Pille. Vielleicht liegt es ja wirklich daran. Ich beobachte das mal, Dankeschön :)
Hey ich weiß nicht ob du das Problem immer noch hast aber ich weiß ganz genau wie du dich fühlst, da es mir seid Januar genauso geht bei mir aber durch Zugfahrten ausgelöst. Habe am Anfang gedacht ich werde verrückt aber es gibt Übungen mit denen man solche Phobien bekämpfen kann.
Ich hatte viel Erfolg mit kognitive Restructuring wo man zuerst lernt die Panik loszuwerden um die Situation entspannt zu erleben (Es ist keine Übelkeit. Die kommt als Reaktion auf deine Panik). Ist ne Menge zu schreiben aber wenn du immer noch Hilfe brauchst antworte einfach.
Habe es zwar immer noch aber dank der Übungen deutlich schwächer und erträglicher ;) .Jeder hat sowas Mal aber dir meisten reden nicht drüber. Und viele fassen es als etwas auf was es nicht ist ...
Viele Grüße :)
Hey, freut mich das du geantwortet hast. Ich merke schon das es bei dir deutlich schlimmer ist als bei mir aber das ist erstmal kein Problem. Wenn das was ich hier habe genau so gut bei dir funktioniert dann hast du schonmal einen kleinen Schritt hinter dir. Ich kann jetzt sagen das es bei mir fast komplett weg ist ABER sollte betonen das immer ein wenig da bleibt.
Am besten fange ich erstmal simpel an :D. Was du am Anfang verstehen solltest ist was wirklich in deinem Kopf passiert und es darüber angehen. Damit meine ich auch wirklich welcher Teil deines Kopfes was genau macht. Ich bin zum Glück sehr an dem Thema interessiert gewesen und habe zu der Zeit viel über Fear conditioning gelesen. Was bei uns da oben abläuft ist Psychologisch gesehen völlig normal und man könnte es als Panikstörung bezeichnen.
Kurz gesagt egal was dein Körper für ein Signal wahrnimmt oder welche Situation. Dir fällt auf das etwas anders ist, dein Körper reagiert mit Stress, du versuchst dich zu behruhigen aber es steigert sich nur bis du wirklich Übelkeit hast und weg willst. Das war mein Standardverlauf. Bei mir hat schon ein kleiner Kloß im Hals oder der Gedanke das meine Augen nicht in die richtige Richtung schauen könnten das ausgelöst.
Bei dir kann es natürlich ein anderer Gedanke sein aber was wahrscheinlich bei dir auch der Fall ist, ist das du weißt das diese Gedanken und Reaktionen nicht normal sind.
kannst du das so bestätigen :D?
(Ist viel zu schreiben deswegen mache ich da erstmal Pause)
Viele Grüße
Hey,
Ja, ich weiß selber, dass meine Reaktion nicht normal und eigentlich auch „nicht angebracht“, also halt einfach überflüssig ist, weil ich ja auch weiß, dass es nichts schlimmes ist, in die Öffentlichkeit zu gehen oder Bus zu fahren etc.
Mit dem, was in in unserem Kopf was steuert, kenne ich mich leider so gar nicht aus und wenn ich ehrlich bin, glaube ich auch nicht, dass es mich persönlich sonderlich interessiert, aber wenn’s hilft, dann schaue ich mir das auf jeden Fall mal an :)
Das mit dem Kloß im Hals, nur bei dem Gedanken, zum Beispiel Bus zu fahren, kenne ich auch ganz gut.
Und auch nochmal danke, dass du dir die Zeit nimmst, um einer dir völlig fremden Person zu helfen. Das ist wirklich lieb :)
Happy to help :) . Was wir erstmal klarstellen sollten ist das es sich bei deinem Problem wahrscheinlich nicht um Übelkeit handelt. Was du spürst ist der Stress der am Ende eine Übelkeit hervorrufen kann (Was übrigens komplett normal ist da der Körper sich darauf vorbereitet verzulaufen und Balast los zu werden)
Ursache deiner Angst:Ich bin mir sicher du kennst den Satz "Menschen haben Angst vor dem was sie nicht verstehen".
Wir haben Angst vor unserem Stress und der Übelkeit und wir wissen nicht warum.
Menschen haben ein bestimmten Teil im Gehirn der nur dafür da ist Angst auszulösen. Was bei dir und mir passiert, ist das wir selbst merken "Hey ich komme in diese Situation" was sofort eine Reaktion in diesem Bereich triggert. Das Ergebnis ist Stress.
Jede Reaktion wo man sich denkt "das könnte ich nicht mehr schaffen" oder wo du dir sorgen machst wird über dieses kleinen Teil des Gehirns ausgelöst weswegen dieses Ding auch eigentlich gut Sinn macht.
Das Problem das wir Menschen haben ist aber das es keine einzige Nervenverbindung gibt um diesem kleinen Organ (heißt amygdala) zu sagen "Just kidding, du kannst dich wieder entspannen".
Wie verstärkt sich unsere Angst:Es gibt 2 Arten wie wir gestresst werden können. Entweder unterbewusst wo unser Kopf eine bestimmte Situation bemerkt und von alleine eine Reaktion triggert UND durch unsere eigenen Gedanken. Da das erste das schwächere ist und eine Reaktion in unseren Gedanken hervorruft sind es die eigenen Gedanken die wir zuerst stilllegen müssen da diese sich am Ende in die Situation herein steigern.
Was wir beide leider machen/gemacht haben, ist unseren Kopf immer weiter mit Angst und Gedanken gefüttert zu haben bis wir die Symptome des Stresses nicht mehr aushalten konnten.
Hört sich erstmal alles komplex an aber ich hoffe du kannst mir folgen.
Was muss sich am Anfang ändern:Was dir erstmal klar werden muss ist das du dich deiner Angst stellen werden musst. Es gibt da keinen weg herum.
Das wichtige ist das du das hier alles als Möglichkeit ansehen solltest dich besser zu fühlen. Was man damit bezwecken will ist das du von einem negativen Denkpfad auf einen Positiven wechselst. Als Gedanken kann man sich das so vorstellen:
Negative Gedanken:
"Ich stehe das durch und muss das unter kontrolle bringen"
Negative Gedanken (Symptom):
"Ohoh was ist denn los in meinem Hals das könnte Übelkeit sein.... Ganz ruhig"
Positive Gedanken:
"Ich verstehe das ich mich so fühle und akzeptiere es. Es ist gut das ich mich so fühle und ich will mich so fühlen. Diese Gefühle werden mich stärker machen"
Positive Gedanken (Symptom):
"Aha da ist meine Zwangsstörung schon wieder die mir dieses Gefühl gibt."
Bei dem Beispiel merkst du das man sich am Anfang auf das Gefühl konzentriert und sich fragt was es sein könnte. Das führt aber zu stress weil wir es direkt in verbindung mit unserem Problem bringen.
Was wir stattdessen wollen ist ein Fokus darauf das unser Kopf dieses Gefühl hervorruft weil wir es uns halt durch unser erstes Erlebnis so eintrainiert haben (Fear Conditioning)
Akzeptiere es das du dieses Gefühl hast denn ist ist leider für dein Kopf normal geworden. Es ist außerdem gut das du es hast. Denn am ende wirst du durch deine Akzeptanz stärker.
Das reicht erstmal ;)Viele Psychiater wollen dir helfen Methoden zu finden, solche Situationen durchzustehen aber wenn man nicht vorher deine Gedanken auf einen anderen Pfad bringt hilft da leider nicht viel.
Ich habe jetzt recht viel geschrieben und ließ dir das am besten alles mal durch. Ich kann dir auch über die PMs hier noch ein paar Videos senden die mir das alles erklärt haben. (Durch die fühle ich mich deutlich besser :D ).
Sei vorsichtig und sei nicht niedergeschlagen wenn mal irgendetwas nicht funktioniert. Deine eigene Einstellung ist sehr wichtig und selbst wenn eine Situation nicht soooo gut gelaufen ist. Es wird dich stärker machen dw. Sag dir das auch immer mit Enthusiasmus.
Viele Grüße :)
Entweder liegt es an mir, oder es gibt keine Argophobie. Und nach einer Agoraphobie klingst eher weniger
Hey,
Erstmal Danke für deine Antwort. Es ist ganz gut zu wissen, dass ich damit nicht alleine bin :)
Also ja, ich habe immer noch mit dem Problem zu kämpfen und es wurde auch deutlich schlimmer. Die schlimmsten Tage waren so dolle, dass ich nicht mal mehr von meinem Haus weggehen konnte. Also es wurde auf meinen kompletten Alltag übertragen und das Busfahren ist nur noch eine kleine Kategorie davon. Da ich das jetzt aber auch schon seit ca 3 Monaten habe, geht’s mir jetzt auch wieder etwas besser. Stand heute ist, dass ich endlich z.B. zur Fahrschule gehen kann ohne Panik zu bekommen.
Danke für den Tipp! Ich werd mir das auf jeden Fall mal anschauen, denn das mit dem Bud steht zwar nicht mehr im Vordergrund, ist aber trotzdem noch da (ich träume auch mindestens einmal in der Woche davon, Bus zu fahren und immer wieder wundere ich mich dann im Traum, wieso mir nicht schlecht wird. Irgendwie weird)
Ich war auch bei meinem Arzt und der meinte auch, dass das jeder irgendwie mal hat. Irgendwie kanonisch mir das nicht so ganz vorstellen, aber die meisten werden das dann ja wohl nicht so schlimm haben🤔
Sorry für den Roman ':) Falls du noch irgendwelche anderen Tipps für mich hast oder so, würde ich mich auch sehr freuen :)
Liebe Grüße :D