Krankenschwester Krankmeldung Situation Belastung Stress?
Hallo, ich bin 24 Jahre alt und Krankenschwester.
Ich arbeite seit 4 Jahren auf dieser Station. Zu Beginn war es noch entspannt und wir waren ein Team. In den Jahren hat sich die Situation immer weiter verschlechtert ( wir haben eine weitere Fachrichtung bekommen - jetzt also IM, VCH +/und Kardio). In dem letzten halben Jahr hat die ca. Hälfte des Teams (7 Leute) gekündigt. Wir hatten viele Zeitarbeiter und Aushilfen. Die Patienten wurden (werden) auch immer respektloser und "dümmer". Oft stand ich fassungslos im Schwesternzimmer und war überfordert und hab geweint. 35 Patienten - mit einem Helfer und einer Praktikantin - nicht die Regel aber sehr oft. Wir haben 3 neue Pflegekräfte aus dem Ausland bekommen. Eine sehr pfiffig und eine wahre Hilfe, die anderen beiden leider nicht (z.B. Nadeln im normalen Müll, keine Pflege gemacht und dann sagen "ja habe ich gemacht" ich könnte noch viel mehr erzählen...). Die neue Abteilungsleitung seit 2 Monaten ist ein kleiner General, sagt wir sollen uns auf die Arbeit am PC konzentieren. Aber wie geht das? PC oder Patient? Was ist wichtiger? Ein großer Konflikt, denn für beides fehlt leider die Zeit. Zu Beginn war ich noch sehr motiviert und hab 110% gegeben, aber ich merke wie ich immer gleichgültiger werde, nach dem Motto "dann halt nicht". In meiner letzten Nacht hat eine 20 jährige Desinfektionsmittel getrunken, das hängt mir im Kopf. (sie lebt) ...
Corona macht unserer Station aktuell wenig zu schaffen, die Corona Fälle liegen auf einer anderen Station.
Ich kann nicht mehr richtig schlafen, wenn ich nachhause komme hängt die Arbeit mir weiter im Kopf - ich kann nicht abschalten. Ich bin müde und antriebslos. Heute habe ich eig. Spätdienst und morgen Frühdienst. Ich habe mich krank gemeldet. Ich bin schon gestresst, wenn ich nur kurz an die Arbeit denke.
Morgen geh ich zum Arzt für eine Krankmeldung. Was soll ich ihm erzählen?
Mir ist es unangenehm zu sagen, dass mich die Arbeit so mitnimmt. Ich würde lieber sagen ich habe Magen-Darm. . . und dann ist auch noch Ostern & Corona. Da werden Pflegekräfte ja gebraucht, aber ich kann nicht mehr.
Eigentlich weiß ich das ich die Stelle wechseln muss, aber ist es anderswo besser? Unserer Station wurde ein " Strukturmanager " versprochen, dieser sollte eigentlich Anfang März kommen, aber wegen Corona wurde es erstmal verschoben.
Bringt dieser Strukturmanager etwas?
4 Antworten
Hi,
Was soll ich ihm erzählen?
Es bietet sich an, einfach offen und ehrlich die Lage zu schildern, wie sie ist - auch wenn die Wahrheit manchmal hart ist. So werden jedenfalls auch die Weichen für eine weitere Hilfe in Zukunft gestellt, falls sie benötigt wird.
Denn: die Krankschreibung jetzt wird dir höchstens ein Paar Tage "Ruhe" einbringen und gar nichts am zugrundeliegenden Problem ändern.
Bringt dieser Strukturmanager etwas?
Es wäre zumindest mal das Potential zur Veränderung dar - und es wurde scheinbar auch von höherer Ebene erkannt, dass es Missstände auf der Station gibt.
Aber: tiefgreifende Änderungen, wie sie scheinbar nötig sind, brauchen Zeit. Und das heißt nicht Tage oder Wochen, sondern mehrere Monate. Und da ist die Frage, ob "ausharren und abwarten" eine Option für dich darstellt.
Im Grunde genommen hast Du nicht so viele Optionen
- das wie erwähnte Ausharren und Abwarten, wie sich die Situation ändert - kann etwas bringen, wenn Änderungen zeitnah und nachhaltig die Situation so verbessern, dass sie für dich wieder tragbar ist. Eine Garantie für's Funktionieren gibt es aber nicht.
- ein Arbeitsplatzwechsel, entweder hausintern (wenn es Sinn macht) oder in ein anderes Haus - kann etwas bringen, wenn die dortige Situation besser ist
- Flucht nach vorn - Fachweiterbildung machen und in Abteilungen oder Funktionsbereiche mit anderer Arbeitsbelastung wechseln. Dauert und erfordert durchaus noch einmal Lernaufwand
- Berufs- oder Branchenwechsel.
Und eine dieser Optionen wirst Du ohnehin wählen. Die Frage ist nur welche...
LG
Nein, das habe ich auch schon mehrfach erlebt. Die Misere liegt allein am Personalmangel. Die Krankenhausleitung möchte ihr gewolltes Sparen auf die Angestellten abschieben und weiterhin nicht für zusätzliches Personal Sorgen (was es aber auch - wegen dieser Zustände - nicht gibt).
Änder was an der Situation.
Ob eine neue Stelle Besserung bringt, oder ob nur ein neuer Beruf hilft kannst dann nur du beurteilen.
Aktuell bringt es nichts sich da durchzuzwingen. Melde dich krank und denke auch über einen Besuch beim Therapeuten nach. Vertraue dich jemandem an und ergründe für dich woran es liegt.
Der Beruf an sich ist schön, manchmal haben wir auch "ruhige" Tage - dann macht es Spaß mit der richtigen Kollegin zu arbeiten. Wenn es immer so wäre, wäre es perfekt.
Ein neuer Beruf, habe ich auch überlegt, aber welcher? Wenn man Geld nicht zum "normalen" Leben bräuchte, würde ich gerne was mit Tieren machen. Aber nicht im Zoo o.ä.
Je bewusster ich werde und mit offenen Augen durch das Leben gehe, erdrückt mich diese Unmenschlichkeit einfach. Tierleid, Egoismus, Müll der einfach weggeworfen wird, fehlender Respekt und Empathie. Das ist so schwer mit anzusehen.
Erzähle dem Arzt alles offen, ehrlich und wahrheitsgemäss, nur so kann er dir helfen. Burnout ist in Pflegeberufen aus eben genannten Gründen sehr häufig. Ich rede aus Erfahrung.
Es kann durchaus in diese Richtung gehen! „Ich bin schon gestresst, wenn ich nur kurz an die Arbeit denke.“ Wie willst du das sonst nennen? Es wird in dieser Arbeitssituation nicht besser werden, da kommen zuviele Probleme zusammen. Du solltest dies auf jeden Fall mit deinem Arzt besprechen!
ja du hast wohl recht und ich will es nicht wahrhaben. Vlt. wird es Zeit für eine Veränderung.
Die Arbeitssituation, so wie du sie beschreibst, ist aber auch echt übel!
Ja, ich denke Veränderung wäre gut! Braucht immer etwas Mut, aber ist meistens hilfreich.
Ich kenn sie mittlerweile nur noch so, einige erzählen "woanders ist es auch so" und andere sagen " woanders ist es besser". Ich mag die Chirurgie - aber mit den Kardio´s zusammen ist es grausam.
Es ist an manchen Orten so, aber nicht überall! Es lohnt sich etwas zu suchen, und wenns nicht klappt, weiter zu gehen. Stellen gibt es reichlich, da darf man ruhig etwas wählerisch sein.
Hast du auch die Antwort von mir unter der anderen Antwort gelesen? Wenn ich wechsele wohin? Was könnte ich sonst arbeiten? Ich hätte so gerne etwas das mich erfüllt und "glücklich" macht.
Jetzt habe ich sie gelesen. Ja, es ist nicht einfach. Ich habe aus ähnlichen Gründen recht bald mal in „Nischenjobs“ ins „Sozialpädagogische“ gewechselt. So habe ich z.b. 17 Jahre lang! „Gassenarbeit“ gemacht, Krisenintervention, war auch „Leiter Betreuung“ eines Krankenheimes usw. da war mir oftmals wohl bei der Arbeit.
aber ich bin doch erst 24 - Burnout? :(