Könnten Sie mir bitte erklären, wie die Wendung 'etwas jemandem zu verdanken haben' grammatisch genau funktioniert??
Ich versuche zu verstehen, wie sie ihre Bedeutung durch diese spezielle Struktur erhält.
Example:Das Auge hat sein Dasein dem Licht zu danken. Aus gleichgültigen tierischen Hilfsorganen ruft sich das Licht ein Organ hervor, das seinesgleichen werde, und so bildet sich das Auge am Lichte fürs Licht, damit das innere Licht dem äußeren entgegentrete. [Zur Farbenlehre, Goethe]
4 Antworten
Es heißt:
"Jemandem etwas zu verdanken haben."
und wird heute fast nur noch im Zusammenhang mit Personen gebraucht. (Es gibt ein paar Ausnahmen). Goethe war ja in erster Linie Dichter und das merkt man auch an seinen anderen Schriften manchmal. Er hat hier "das "Licht" personifiziert, also wie eine Person in seinem Satz benutzt - ein Stilmittel bei der Erstellung von Texten.
Für weitere Beispiele kannst du hier schauen:
Ohne Licht könnte ein Auge nichts sehen.
Ohne Licht wäre es dunkel.
Deswegen hat das Auge es dem Licht zu verdanken, dass es sehen kann.
"Jemandem etwas zu verdanken haben" bedeutet, dass man einer Person für etwas dankbar ist oder eine Schuld bei ihr hat. Es kann sich auf eine konkrete Hilfe, einen Gefallen oder eine allgemeine Dankbarkeit für eine Handlung oder einen Beitrag beziehen.
Ich würde nicht gerade Goethe als Beispiel nehmen. Die Sprache ist veraltet und seine Ausflüge in die Wissenschaften waren regelmäßig ein Griff ins Klo.
Es ist ja nicht so, dass sich auf Verdacht Organe gebildet haben, die dann durch Einflüsse zu Augen oder Ohren wurden. Evolution lässt sich nicht durch Nachdenken und Geschwafel verstehen.
Beim Verdanken gibt es 3 Beteiligte:
- Einen Vorteil
- Eine Person, die den Vorteil bekommt
- Eine Person, die das Bekommen bewirkt oder fördert
Beispiel: Ich suche einen Job. Du erzählst deinem Chef, ich sei ein fähiger, zuverlässiger und fleißiger Mensch. Dein Chef ruft mich an, bietet mir einen Job an, ich nehme den Job. Dann habe ich (2.) dir (3.) den Job (1.) zu verdanken.
Kannst du mir mal erklären, wie das hier mit der zu+Infinitiv-Struktur funktioniert? Ich frage mich, wie die zu ihrer idiomatischen Bedeutung kommt. Also, was ist da die Logik dahinter, sowohl grammatikalisch als auch von der Wortherkunft her?
Die einfache Version ist in meinem Beispiel Ich verdanke dir meinen Job. Da wird einfach die Tatsache festgestellt.
Die Wendung "haben zu" ist eine Form des Imperativs. Statt "an einer roten Ampel musst du waren" kann man auch schreiben "an einer roten Ampel hast du zu warten".
Ich habe dir meinen Job zu verdanken hebt so meine Pflicht hervor, dir dankbar zu sein. Allerdings tritt bei solchen festen Redewendungen die Grammatik auch etwas zurück, man sagt das halt so und denkt sich nicht viel dabei.
Wie Thomas schon geschrieben hat, das ist eine Redewendung, ein idiomatischer Ausdruck. Da gibt es nicht viel zu analysieren.
Man hat einfach aus "ich verdanke ihm" - eine Infinitiv-Konstruktion gemacht: "ich habe ihm zu verdanken" gemacht. EInfach hinnehmen "un gut iss" sagt man bei uns.
Die alte und auch neuere Deutsche Amtssprache ist voll von solchen "geschraubten" Wendungen.
Ich habe etwas geschafft.
Jemand hat mir dabei geholfen.
Ohne seine hilfe hätte ich es wahrscheinlich nicht geschafft.
Ich bin ihm deswegen dankbar
Könnten Sie erläutern, auf welcher grammatikalischen bzw. etymologischen Grundlage diese zu+Infinitiv-Konstruktion ihre idiomatische Semantik entwickelt? Mich interessiert insbesondere die Funktionsweise und Genese dieser Struktur.