Könnte ich Autismus haben?

6 Antworten

Ja, es könnte sein, dass du Autistin bist. Wie sieht es denn z.B mit dem Essen aus? Bist du in dieser Hinsicht eingeschränkt, weil du manche Texturen/Geschmacksrichtungen nicht vertragen kannst (und dadurch eine Reizüberflutung bekommst, welche eventuell sogar zu einem Meltdown und/oder Shutdown führt)?

Hast du manchmal Probleme damit, Signale deines Körpers zu bemerken? (z.B wenn dir zu warm/kalt ist, du auf die Toilette musst, du Hunger hast, dein Herzschlag sich verschnellert etc.)

Hast du Probleme mit dem Erkennen von Mimik, Gestik, dem Entziffern von Körpersprache? Ist deine eigene Körpersprache eventuell "komisch", ohne, dass du es selbst bemerkst?

Scriptest du in deinem Kopf vor jedem/"jedem" Gespräch dieses und wirst aus der Bahn geworfen, wenn dein Gegenüber von dem Script abweicht?

Bist du sehr wahrheitsliebend? (Lieber direkt und ehrlich als lügen.)

Hast du Angst vor Veränderungen? (Das kann auch nur etwas Kleines sein.)

Benötigst du eine bestimmte Routine im Leben bzw. im Alltag?

Hast du eine erhöhte oder verminderte Schmerzempfindlichkeit? (Ich hab z.B schon von Autisten gelesen, die nicht bemerkt haben, dass sie sich ein Bein gebrochen haben, weil sie die Schmerzen eben nicht gespürt haben.)

Hast du eventuell Probleme damit, deine eigenen Gefühle verständlich zu beschreiben?

Hast du Probleme damit, Ironie/Sarkasmus/Redewendungen/Sprichwörter zu verstehen/anzuwenden bzw. hattest du als Kind damit vermehrt deine Schwierigkeiten?

Was auch noch wichtig zu wissen wäre: Hattest du diese Anzeichen bereits vom Kleinkindalter an? Das können dir deine Eltern wohl am besten beantworten oder wer auch immer in deiner (frühen) Kindheit am meisten mit dir zu tun hatte.

Und: Solche Anzeichen könnten auch auf ein Trauma hindeuten. Zum Beispiel wenn deine Eltern oft mal sehr laut wurden, dich eventuell sogar geschlagen haben o.Ä, wäre es kein Wunder, dass du dadurch hypersensibel auf Lärm reagierst und keinen Körperkontakt zulässt. In diese Richtung hin ist nichts passiert?

Für eine endgültige Diagnose ist ein auf Autismus spezialisierter Neurologe/Psychiater die richtige Anlaufstelle. Dort gibt es dann auch Fragebögen für sowohl dich, als auch deine Eltern. (Eventuell auch für deine Klassenlehrerin/deinen Klassenlehrer, falls du noch zur Schule gehst. Da bin ich mir nicht mehr ganz sicher. Meine Diagnose ist bereits über 13 Jahre her.)

Auch eine Differenzialdiagnostik wird ausgeführt werden (müssen). Um zu schauen, ob deine Anzeichen nicht doch einen anderen Ursprung haben.

Ich habe bisschen Angst davor, und wenn ja, ist das was schlimmes?

Nein, das ist absolut nichts Schlimmes. Autismus ist eine neurologische "Störung". Dein Gehirn würde dann einfach anders funktionieren, aber dadurch wird es nichts, was schlechter ist. Anders ≠ schlecht(er).

Was muss ich dann machen?

Müssen musst du nichts. Für deine eigenen Nerven wäre es dann jedoch schonend, dich von allen Leuten - so gut es geht - zu trennen, die nicht mit deiner Diagnose klarkommen sollten.

Du könntest einen SBA (Schwerbehindertenausweis) beantragen. Ob du den bekommst, welchen Grad (GdB - Grad der Behinderung), welche Merkzeichen und welche Nachteilsausgleiche du damit hättest, ist von Person zu Person sehr individuell. Solch ein Ausweis kann sehr hilfreich sein, aber natürlich ist der nicht für jeden notwendig. Das ist kein Muss.

Falls du noch zur Schule gehst, könntest du mit einer Diagnose einen Nachteilsausgleich beantragen. Eventuell gibt es auch einen Autismusbeauftragten/eine Autismusbeauftragte auf deiner Schule. Wäre in dem Fall mal interessant, das direkt anzusprechen.

Selbstverständlich kannst du auch eine Therapie machen, wenn du denkst, dies seie nötig. Allerdings sollte es keine sein, die versucht, dich "weniger autistisch" wirken zu lassen/zu machen. Das würde auf Dauer nur zu Masking führen und Masking führt häufig zu Dingen wie Identitsverlust, emotionalem Stress, Angst, autistische Burnouts, Depressionen, Suizidgedanken etc. Den Pfad würdest du wirklich nicht einschlagen wollen, selbst, wenn es im ersten Moment so aussehen mag, als wäre dies die einzige bzw. die richtige Lösung. Eine gute Therapie wird dir Methoden zeigen, wie du gewisse Dinge besser bewerkstelligen kannst, ohne dabei deine eigenen Grenzen zu übergehen. Es gibt viele Hilfsmittel für Autisten.

Aber müssen ... Müssen tust du nichts. Autismus ist nichts, was geheilt werden kann oder geheilt werden müsste. Von daher.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich bin diagnostizierte Autistin (Keine Selbstdiagnose)👽
soleil258 
Fragesteller
 31.08.2022, 19:51

Manches davon habe ich, manches nicht. ZB. mit Essen habe ich keine Probleme oder Ironie verstehe ich sehr gut. Aber manche Sachen treffen sehr gut zu. Ich bin zum Beispiel sehr wahrheitslieben und kann Menschen nicht anlügen oder hasse Veränderungen. Ich weiß es halt nicht. Normalerweise verhalte ich mich nicht wie eine Autistin (also sie verhalten sich zwar auch normal aber meistens fällt es ja auf) aber so viele Anzeichen treffen zu

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Zitruseulchen  31.08.2022, 23:53
@soleil258

Verstehe, das hört sich zumindest danach an, als wäre eine Autismus-Untersuchung nicht verkehrt. Ist natürlich kein Muss. Die Diagnose ist zu 100% freiwillig. Vielleicht hilft es dir auch einfach nur, zu wissen, was es ist. Damit das Kind - eventuell - einen Namen hat.

Die Sache mit dem Essen und das mit der Ironie spricht auch nicht unbedingt gegen Autismus. Man muss nicht jedes einzelne Kästchen abhaken können, um die Diagnose zu bekommen. Das kann kein Autist/keine Autistin. Das ist unmöglich. Es geht darum, mindestens den Cut-Off zu erreichen. Bei einer Autismus-Diagnose wird auch immer erstmal geschaut, ob die Ursache für die Anzeichen nicht doch woanders liegen. Alles wird sozusagen ausgemustert, bis am Ende nur noch Autismus oder Autismus plus noch eventuell sowas wie AD(H)S etc. übrig bleibt. Oder Depressionen. Wer Autismus hat, hat nämlich eine relativ hohe Chance auf eine sogenannte "Komorbidität". Zwei Links dazu hier: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC8085719/

https://autismus-kultur.de/autismus-weitere-diagnosen/

(also sie verhalten sich zwar auch normal aber meistens fällt es ja auf)

Ja, das sind nicht selten die Autisten, die Masking betreiben. Leider müssen das viele tun, um nicht aufzufallen. Dadurch wird versucht, sowas wie Ausgrenzung und Mobbing zu vermeiden. Dabei sind die Folgen verheerend. Komplexes Thema. Ich will nur, dass du weißt, dass dieses "normal Verhalten" mit einem sehr hohen Preis - der eigenen, psyschichen Gesundheit - gezahlt werden muss und alles andere als leicht ist. Kein Autist maskiert sich einfach so. Masking ist eine Reaktion auf Trauma.

Ich denke - wie bereits erwähnt -, dass eine Diagnose hilfreich sein könnte. Zumindest mal schauen, ob es überhaupt in die Richtung Autismus gehen könnte.

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Welche Test hast du gemacht? Es gibt Webseiten, welche ein paar Test mehr haben. Z.B. einen Augenlidertest oder einen EQ-Test. Es gibt natürlich den bekannten Autismus Selbsttest. Es gibt auch eine Reihe von Typischen Merkmalen beim Autismus. Die kannst du gucken, welche bei dir Zutreffen. Aber Vorsicht. Bei den meisten Menschen treffen ein paar dieser Merkmale zu und gewisse autistische Züge haben sehr viele.

Wenn bei die der Verdacht verstärkt wird, kannst du dich auch von einem Experten testen lassen. Dazu kannst du das nächste Autisten Therapie Zentrum kontaktieren. Die haben die notwendigen Kontakte und können dir helfen einen Termin für die Diagnose zu machen. Jedoch ist die Wartezeit oft lang. Wartezeiten von über einem Jahr sind keine Seltenheit.

Es ist nichts schlimmes Autismus zu haben. Es ist einfach eine Art anderes zu sein. Du hast einfach etwas andere Stärken und Schwächen.

Verbindest du irgendwelche Probleme bei dir mit Autismus? Wenn ja, dann hast du die Möglichkeit anzuhören wie andere Autisten damit umgehen. Wenn du keine Probleme hast, dann ist doch alles gut.

Gewisse Punkte deuten auf Autismus hin. Es könnte auch AD(H)S dabei sein. Hier nur eine Vermutung von mir.

Autismus ist nichts Schlimmes.

Eine Diagnostik erfolgt am besten beim Psychiater mit Autismuskenntnis, der sich auch mit AD(H)S auskennt.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – ASS-Diagnose mit 50 / über 20 Jahren im Thema

Hallo

Erstmal musst Du keine Angst haben, Autismus ist nicht schädlich oder dergleichen.

Du bist eben nur anders, Deine Schilderungen deuten wirklich darauf hin.

Gewissheit bringt Dir eine medizinische, psychische Befragung, in denen Du auch spezielle Tests machst.

Dann weißt Du es bestätigt.

Was musst Du machen, Du bekommst Hilfe. Lernst mental mit Menschen umzugehen, wirst später gelerntes Wissen anwenden!

Viel Erfolg

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Hi ich habe alles was du beschreibst auch, aber ich bin keine Autistin soweit ich weiß. Du bist nicht alleine damit!

soleil258 
Fragesteller
 28.08.2022, 23:44

Danke weil ich habe darüber viel recherchiert und man meint, das sehr viele Autismus haben können und es selber nicht wissen, weil das sehr sehr häufig ist.

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