Könnt ihr ein Teleskop für einen 8 jährigen empfehlen?
Der Weihnachtswunsch meines Sohnes ist ein Teleskop um Sterne und den Mond zu sehen....ich habe mich auf die Bewertungen bei Amazon verlassen und ein Teleskop bestellt.
Leider funktioniertes es so gar nicht und war eher ein besseres Fernglas....und es ging retoure
Nun wollte ich hier mal fragen ob es Empfehlungen gibt
3 Antworten
Vor ein paar Monaten habe ich einem 12-Jährigen ein Teleskop geschenkt. Sein Interesse ist riesig, aber seine Geduld reicht einfach nicht, um das Teleskop sauber aufzubauen und zu justieren. Fazit: Er liebt es, kann aber bis heute keine Planeten beobachten. Selbst gezielte Erdbeobachtungen scheitern daran, dass er das gewünschte Objekt mangels exakt ausgerichtetem Sucher nicht ins Blickfeld bekommt.
- Ich empfehle deshalb für einen 8-Jährigen ein Teleskop, das schnell und leicht aufgebaut werden kann. Ich denke, eine GoTo-Montierung ist hier die erste Wahl: Ein Computer richtet das Teleskop über zwei kleine Motoren auf jedes gewünschte Objekt aus und hält es im Blickfeld (was man sonst alle paar Sekunden manuell machen muss, weil sich die Erde dreht). Das ist saupraktisch, aber auch sauteuer.
- Das zweite Kriterium heißt „Öffnung“: je größer der Spiegel- oder Linsendurchmesser, desto mehr Details (Saturnringe, Polkappen auf dem Mars, ...) erkennt man. Unter 70mm (Linse) bzw. 114mm (Spiegel) reicht es gerade mal für ein paar Mondkrater; d.h. Finger weg! Je größer die Öffnung, desto teurer und schwerer wird es. Ein 150mm-Spiegelteleskop wiegt mit Montierung schon über 20 kg. Mehr würde ich einem 8-Jährigen nicht zumuten.
- Linse (Refraktor) oder Spiegel (Reflektor)? Hier scheiden sich die Geister. Ich empfehle einen Newton-Reflektor, weil er einfach konstruiert ist und man vorn seitlich reinschaut. So bekommt man mehr Öffnung fürs Geld, und man muss sich nicht krumm legen, um nach oben in den Himmel zu schauen. − Achtung: Maksutov-Reflektoren sind kompakter als Newtons, weil sie zusätzliche Linsen verbaut haben, die sehr empfindlich sind. Das ist nichts für Anfänger.
- Das Ganze sollte möglichst robust sein: Wenn das Bild bei jedem Windstoß und jeder Berührung wackelt oder sogar verrutscht, vergeht einem ganz schnell der Spaß. Allerdings kostet ein gutes Stativ deutlich mehr als das Teleskop, das darauf montiert ist. Deshalb ist es in Komplettangeboten gern recht knapp dimensioniert. Wenn alles schon auf dem Angebotsfoto filigran aussieht, lass die Finger davon.
- Das beiliegende Zubehör (Okulare u.a.) ist meistens von bescheidener Qualität, besonders, wenn ganz viel davon mitgeliefert wird. Idealerweise liegen nur zwei Okulare für den Anfang dabei. Wenn das Budget noch reicht, würde ich ein einfaches Zoomokular empfehlen. Damit kommt man als Anfänger besonders leicht zurecht. Hochwertige Weitwinkelokulare sind fein, aber teuer. Damit würde ich warten, bis man genau weiß, was man haben will.
Fazit:
- Suche nach GoTo-Teleskopen bis 600€ und ignoriere dabei alle Maksutovs − dann bleibt nicht mehr viel Auswahl.
- Von diesen Angeboten nimm das Newton mit der größten Öffnung, aber nur, wenn es stabil aussieht.
Teleskop-Express verkauft derzeit ein 130mm-Newton mit GoTo für 516€. Das ist sicher kein Schrott. Es könnte natürlich sein, dass es irgendwelche Macken hat, aber das findest Du nur heraus, wenn Du alle Bewertungen dazu im Netz durchliest, oder es einfach kaufst und ausprobierst. Dazu würde dann dieses Zoomokular für 55€ passen.
Ein Preisvergleich lohnt sich aber immer: Manchmal gibt es etwas Vergleichbares auf astroshop, fernrohrland, amazon oder ebay deutlich billiger. Ein schneller Blick sagt mir eben, dass das gleiche Gerät auf astroshop.de momentan 6€ billiger ist (dafür kostet das Zoom dort 5€ mehr), und es gibt dort noch zwei weitere ähnliche Angebote. Den Kundenmeinungen nach ist das Skywatcher allerdings mit Abstand die beste Wahl.
Ups. Ich bin eigentlich ein Fan von Maks, weil man die nicht justieren muss und sie super kompakt sind. Allerdings habe ich auch erst als Erwachsener eins gekauft und da passt man schon mehr auf die Optik auf.
Aus eigener Erfahrung: Man kann einem Kind kein Teleskop hinstellen, ohne sich selbst damit zu befassen. Wie will ein 8jähriges Kind in der Lage sein, sich am Himmel zu orientieren und die Optik des Geräts verstehen, wenn das niemand immer wieder mit ihm macht? Noch dazu muss man oft in klaren Winternächten kalte, dunkle Orte aufsuchen, um dort optimale Sichtbedingungen zu haben. Das macht ein Kind nicht von selbst.
Ich weiß noch, dass ich mit 6 Jahren ein kleines Taschenteleskop hatte und zu meinem siebten Geburtstag einen Klemmhalter für ein Stativ bekommen habe. Zumindest konnte ich mit dem Teil relativ bald lernen, wie man damit Landschaftsbeobachtungen macht, fokussiert und was man von einem Teleskop erwarten kann. Die Sterne waren mit dem Teil lange Zeit unattraktiv, weil es nur 30x vergrößert und sehr lichtschwach ist. Erst mit Anfang 20 (das Teleskop lag jahrelang ohne Beachtung im Schrank rum und war schon ziemlich lädiert), als ich angefangen habe, mich ernsthaft für Astronomie zu interessieren, die Planetenbahnen erlernt hatte und wusste, wie man sie aufsucht und wie sie sich bewegen, habe ich das Ding mal wieder rausgeholt und auf Planeten gerichtet. Diese Eindrücke waren dann tatsächlich auch brilliant genug, um die Saturnringe oder die Monde von Jupiter zu erkennen.
Ansonsten ist meine Empfehlung, kein Amazon-Billigteil für das Kind zu kaufen sondern ein "Hausteleskop", mit dem sich vorrangig die Erwachsenen beschäftigen (mit dem entsprechenden technischen Hintergrund). Dann kann man ruhig das Kind auch immer durchgucken und auch mal mit Anleitung Objekte suchen lassen. Am Ende kann man, wenn das Interesse bestehen bleibt, das Teleskop immer noch dauerhaft dem Kind übergeben, wenn es etwas älter ist. Ich selbst besitze inzwischen ein recht kompaktes Maksutov von Skywatcher (ist so ein bisschen eine Billigmarke unter den richtigen Teleskopen - billig aber nicht schlecht für den Anfang. Ich selbst habe das mit mechanischer Montierung, die macht das Set teurer, hilft aber ungemein, ein Verständnis für die Himmelsbewegungen zu entwickeln). Damit kann man schon auch mal sinnvoll auf > 200 fach vergrößern und hat immer noch eine passable Lichtausbeute.
Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch die richtige Literatur, d.h. ein Himmelskalender für die veränderlichen Objekte, ein Atlas für die Fixsterne und eine Sternenkarte für die Saison. Insbesondere Kalender und Sternenkarte sind essenziell, um überhaupt mal zu wissen, was man da oben so angucken kann. Und wenn man das weiß, reicht am Anfang echt schon ein Feldstecher oder ein Taschenteleskop. Dass ein 8jähriges Kind sich diese Literatur mit vielen Tabellen und auch die Funktionsweise einer drehbaren Sternenkarte nicht selbständig erschließt, dürfte auch klar sein.
Meine Lieblingsantwort zu dem Thema, was gleichzeitig eine Gegenfrage ist:
Was ist das Buget?
Das Problem beim Thema Teleskop ist, das es in der Preisklasse unter 400€ viel Müll gibt. Es braucht ein stabiles Stativ, eine anständige Optik (aka das Teleskop selbst) und dann noch Okulare. Und da hört es nicht auf, eine Sternkarte darf auch nicht fehlen um sich zurecht zu finden.
Das läppert sich sehr schnell.
Bevor ich was empfehle, würde ich deswegen gerne die Preisspanne wissen um dir quasi ein "komplettpaket" schnüren zu können.
Grundsätzlich würde ich in die Richtung Dobson (holzmontierung) mit einem Newton tendieren. Die bieten ein gutes Preis/Leistungsverhältnis.
Noch etwas zum schluss:
Astronomie ist durchaus anspruchsvoll. Allein wo man was und wie findet erschlägt am Anfang und Frust ist kaum vermeidbar. Gerade in dem Alter, empfehle ich das jemand das Hobby mit ihm zusammen macht, damit das Ding nicht nach nem Monat in der Ecke versauert. Auch hier zahlt sich etwas höherwertiges, abseits der Aldi Qualität aus. Diese kann man nämlich gebraucht gut verkaufen, während teleskope von Aldi und Co ebay geradezu überfluten. Schlechte Qualität frustriert und bringt viele zum abbrechen.
Liebe Grüße
Das Problem ist, je günstiger man wird, umso mehr Abstriche muss man machen, bis Fernglas Niveau landet.
Nicht falsch verstehen, das ist kein Vorwurf. Wenn man als neueinsteiger nicht weiß was und wo man suchen muss, dann locken halt manche werbeversprechen, war bei mir nicht anders.
Aber nun zum Teleskop selbst. 600€ sind ein Tolles buget für den Einstieg. Die folgenden Links folgen zu dem Shop meines vertrauens. Dort gibt es gute Beratung und Service und ein paar sehr nützliche einsteigerguides.
Zu aller erst wäre eine Sternkarte sehr empfehlenswert. Die hilft dabei sich am Himmel zu orientieren und zurecht zu finden. Auch viele Deepsky Objekte, gerade die aus dem Messier Katalog sind so zu finden.
https://www.astroshop.de/sternkarten/kosmos-verlag-drehbare-kosmos-sternkarte-xl-34cm/p,64680 (30€)
Diese verschafft einen guten Überblick. Wer tiefer eintauchen will, bzw. für später, gibt es diese Sternkarte auch noch wesentlich detailliert. Für den Einstieg nicht nötig, aber fals das Interesse weiter steigt, sein Geld wert:
https://www.astroshop.de/himmelsatlanten/oculum-verlag-deep-sky-reiseatlas/p,12942 (30€)
Nun zum Teleskop.
Ein Dobson ist ein Teleskop auf einer Holzmontierung. Diese ist stabil aber günstig, was gerade im Einstieg es ermöglicht, den Großteil des Budgets auf die wichtigste Komponente zu konzentrieren: das Teleskop selbst.
Beim Teleskop wird es ein Newton, bzw. Spuegelteleskop. Die benötigen zwar eine regelmäßige justage, aber die ist einfach zu erledigen:
Der justierlaser:
https://www.astroshop.de/justier-laser/omegon-justier-laser-newton-1-25-mit-sichtfenster/p,4577 (60€)
Wie man ihn benutzt:
So, nun aber zum teleskop:
https://www.astroshop.de/teleskope/skywatcher-dobson-teleskop-n-200-1200-skyliner-classic-dob/p,4440 (500€)
Skywatcher setzt eine gute Balance zwischen Preis und Qualität.
Worin unterscheiden sich die beiden außer im Preis?
In der Öffnung. Je größer die Öffnung, umso 'tiefer' können wir ins Weltall blicken und auch lichtschwache Objekte beobachten.
Eine Kernkomponente eines Teleskops sind die Okulare. Bei jedem Teleskop liegen Okulare dabei, welche aber meist von sehr einfacher Qualität sind. Das sollte das erste sein, was nachträglich 'upgegradet' wird. Hier empfehlen sich Okulare von Omegon. Hier empfiehlt sich ein Satz von drei Okularen (Stück Preis ca 50-70€). Bei Interesse geh ich da gerne auch nochmal drauf ein. Aktuell würde es den Preisrahmen aber wahrscheinlich 'sprengen'.
Was auch noch interessant wäre eine aufbewahrungstasche für zb. Das Teleskop und eine Rotlicht Taschenlampe. Rotlicht ermöglich es die Karte zu lesen ohne das die Augen sich danach wieder neu an die Dunkelheit gewöhnen müssen.
Ich hoffe tatsächlich das ich nichts vergessen habe, aber das wichtigste ist dabei.
Bei Fragen bitte nicht zögern, ich helfe gerne beim Einstieg.
Liebe Grüße
Eine Ergänzung zum Thema Okulare:
Diese bestimmen je nach Brennweite (in mm) die vergrößerung. Je kleiner die mm umso größer die vergrößerung. Dabei muss man aber beachten das jedes Teleskop einen idealen vergrößerungsbereich hat. Darüber hinaus zu vergrößern ist meist sinnlos.
Wenn du dich für eins entschieden hast oder einfach neugierig bist, geh ich da gerne ausführlich drauf ein.
Einen guten Guide findest du hier:
https://www.astroshop.de/magazin/praxis/tipps-und-tricks/so-finden-sie-die-richtigen-okulare-/i,1078
Ich hoffe tatsächlich das ich nichts vergessen habe, aber das wichtigste ist dabei.
Das Allerallerwichtigste hast Du vergessen:
eine Bügelhilfe / Stehilfe / Sitzhilfe (≈30€)
:-)
Ich danke dir für deine ausführliche Antwort. Da er sich schon sehr lange mit Astronomie beschäftigt und auch meinen Mann mittlerweile angesteckt hat, würde wir auch bis zu 600€ ausgeben wollen. Leider hat mein Mann derzeit keine Zeit für Recherche und bat mich dies zu tun. In meiner Unwissenheit bestellte ich ein Teleskop für 150€ was bis auf 2,3 Bewertungen nur positiv war. Fazit war, das man gerade mal den Mond etwas sah...was aber eben auch mit den Fernglas zu sehen war.
Also totaler Reinfall....