Können Sterbende kurz vor ihrem Tod rational reflektieren?
Mein sterbender Vater flüsterte wenige Minuten vor seinem Tod: „Was für eine jämmerliche Welt“. Danach hatte ich den Eindruck, dass er sich abwandte und auf etwas ausgerichtet war als würde er etwas beobachten oder lauschen. Seine Gesichtszüge waren entspannt, an seinem Mund war ein leichtes Lächeln wahrnehmbar. Kurz darauf starb er.
Ich frage mich seit 30 Jahren ob er etwas erfahren hat, eine qualitativ andere Dimension als unser Leben, das er darauf als Jammertal bezeichnet hat. Das würde bedeuten, dass er kurz vor seinem Tod noch in der Lage war, „das Andere“ als solches wahrzunehmen und dem bekannten Leben vergleichend gegenüberzustellen, woraus seine Einschätzung des Lebens als ein „Jammertal“ resultierte, die ihm mitzuteilen kurze Zeit (vielleicht 2 - 3 Minuten) noch gelang.
3 Antworten
Eben Alexander kann man wohl glauben.
Auch C.G. Jung hatte in den 50er Jahren ne AusserhausErfahrung.
Hoch bewusst, Nirwana mit erlernter Hellsichtigkeit, merkt man auch im.Dasein hier schon die Verbundenheit mit allem/allen, aus der geistigen Welt.
Die letzten Erklärungen, für alles was geschieht, seit nun schon 18 Jahren, fand ich bei Steiner.



Gut möglich. Vielleicht hat er das Leben als solches als jämmerlich empfunden, als er sein Leben Revue passieren liess. Vielleicht liegst du richtig. Wir kennen deinen Vater und sein Leben ja nicht.
Egal mit wie viel Glück wir uns betäuben, wenn man tiefsinnig über das Leben nachdenkt, erkennt man doch sehr wohl, wie problematisch es ist. Es ist nicht fair, es ist nicht gerecht, es ist zu vielen Menschen sehr hart. Die Realität kann sehr grausam sein. Und auch wenn es einem selbst gut geht, muss man anerkennen, dass jede Sekunde ein erheblicher Teil der Menschheit leidet.
Verstehe. Versetz dich in seine Situation, du empfindest über unbestimmte Zeit ein Leiden und du kannst nichts dagegen tun. Wir Menschen leben mit der Vorstellung, wir hätten alles im Griff. Denn wenn wir diese Vorstellung aufgeben würden, würden wir uns mit der Realität befassen müssen: Wir sind ein Sandkorn in der Galaxie, sogar noch viel weniger und ob wir morgen aufwachen, entscheiden Kräfte, denen wir in keiner Weise gewachsen sind. Wir sind weniger als Federn im Wind.
Und ich glaube, dass man - wenn man an der Schwelle zum Tod steht - dieses Bewusstsein auf einer so tiefen Ebene erlangt, dass das Fazit nur das deines Vaters gewesen sein kann. Alles was er getan hat, hat ihn zu diesem Ergebnis geführt.
Würde ich seine Worte interpretieren wollen, würde ich ihn so verstehen und ich würde es absolut nachempfinden können. Das muss nicht mal traurig verstanden werden, es ist einfach die Realität.
Ich bin ein religiöser Mensch. Als solcher könnte ich mir natürlich vorstellen, dass er eine Ebene erreicht hat, die ihn verstehen lässt, wie unfassbar unbedeutend oder klein das Leben doch war. Wer weiss.
Mein Vater war ein „Macher“, ein Streber durch und durch. Es leuchtet mir ein, dass er womöglich nicht eine andere Dimension als qualitativ besser einschätzte, sondern die Vergeblichkeit menschlichen Strebens im Leben.
Natürlich können sie das noch vorher, ich habe selbst bei meiner Großmutter erlebt die vorher eigentlich schon ziemlich dement war. Plötzlich sehr wach in in der Lage zu reflektieren und sich zu verabschieden. In der Medizin sagt man dazu z.B. terminale Geistesklarheit.
Auf seine Erkrankung bezogen mag er sein Leben in der finalen Phase als jämmerlich empfunden haben. Ansonsten hatte er ein erfülltes Leben.