Können Antidepressiva abhängig machen?

8 Antworten

Antidepressiva führen zu keiner körperlichen Abhängigkeit oder Sucht in diesem Sinne.

Es ist jedoch normal, dass wenn die Medikamente abgesetzt werden, dass es zu vorübergehenden Beschwerden Schlaflosigkeit und Unruhe kommen kann.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Klinische Sozialarbeit

Antidepressiva machen grundsätzlich nicht abhängig. Nach längerer Anwendung und abruptem Absetzen kann es jedoch zu Absetzsymptomen kommen. Diese können sich beispielsweise durch Schwindel, Empfindungsstörungen, Stimmungsschwankungen etc. äussern. Betroffen davon sind in erster Linie Konsument*innen von SSRI und SNRI Antidepressiva, also der am häufigsten verwendeten Gruppe dieser Klasse. Durch eine langsame Reduktion der Dosis können Absetzsymptome in der Regel auf ein Minimum reduziert werden. Ein aktives Verlangen nach der Substanz im Sinne einer Sucht existiert zu keinem Zeitpunkt. Mehr zu SSRI und SNRI Antidepressiva hier.

Lediglich zwei Antidepressiva bilden dabei eine (wenn auch seltene) Ausnahme:

  • Tianeptin ist ein atypisches Antidepressivum welches zur Behandlung von Depressionen zugelassen ist. Im off-label use (Anwendung ohne offizielle Zulassung) wird es auch bei therapieresistenten Angstzuständen eingesetzt. Tianeptin hat ein einzigartiger Wirkmechanismus und ist in der Regel deutlich besser Verträglich als SSRI/SNRI-Antidepressiva. Allerdings kann Tianeptin in "gelegentlichen" Fällen abhängig machen. Gelegentlich heisst, dass rund 0.1-1% der Konsument*innen abhängig werden. Mehr zu Tianeptin hier.
  • Tranylcypromin ist auch unter seinem Markennamen Jatrosom bekannt. Es handelt sich um ein Antidepressivum aus der Gruppe der MAO-Hemmer. Faktisch wird es wenn überhaupt dann nur noch bei schwersten behandlungsresistenten Depressionen eingesetzt. Wie viele MAO-Hemmer weist auch Tranylcypromin lebensgefährliche Wechselwirkungen mit einer grossen Anzahl anderer Arzneimittel (auch frei erhältlichen) sowie einigen handelsüblichen Nahrungsmitteln auf. Tranylcypromin macht in seltenen Fällen (0.01-0.1%) abhängig. Mehr zu Tranylcypromin hier.

Seit wann kann der Patient sich aussuchen, welches Antidepressiva er haben will.

Das entscheidet der Arzt, weil der deine Symptome kennen sollte und dementsprechend sucht er die dafür passenen Zusammensetzungen.

Kann auch sein, dass du mehrere probieren musst, bis du das richtige für dich gefunden hast.

Es können zehn Leute dasselbe Mittel nehmen und bei jedem wirkt es anders.


Minulinsi20 
Fragesteller
 07.01.2022, 08:42

Doch, ich konnte mich zwischen Tabletten entscheiden.

0

Alle Antidepressiva machen abhängig, mehr oder weniger stark ausgeprägt

Es ist aber nicht so, dass man sich beim richtigen Absetzen wie ein Junkie fühlt.

Bei den leichteren merkst Du anfangs eine Unruhe oder Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren, das geht aber relativ flott vorbei. Wie es bei den stärkeren ist, kann ich Dir leider nicht sagen. Es ist sehr wichtig, dass man langsam absetzt und nicht plötzlich.

Ja, das tun sie fast alle. SSRI-Antidepressiva sind sehr schwer abzusetzen, das SSRI-Absetzsyndrom beschreibt Entzugserscheinungen. Dasselbe kann auch bei trizyklischen Antidepressiva beobachtet werden. Besser sieht es mit den atypischen Medis aus, da sind Abhängigkeitsentwicklungen eher die Ausnahme.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung