Erfahrung mit Antidepressiva?

5 Antworten

Johanniskraut ist zwar bei ausreichend hoher Dosierung eine pflanzliche Alternative zu chemischen Antidepressiva, allerdings nur bei leichten und mittelschweren Depressionen. Bei der Diagnose "schwere Depression" kommt dann Johanniskraut nicht mehr in Frage.

Die zwei Säulen bei der Behandlung von Depressionen sind Psychotherapie und Medikamente. Nicht jede Depression muss medikamentös behandelt werden. Das hängt (auch) vom Schweregrad ab.

Antidepressiva werden von Ärzten verschrieben (z. B. Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie), denn psychologische Psychotherapeuten dürfen keine Medikamente verschreiben. Antidepressiva wirken, was die antidepressive Wirkung betrifft, nicht sofort, sondern nach mindestens 1-3 Wochen. Es kommt gar nicht so selten vor, dass das erste Antidepressivum noch nicht wirkt und mehrere erst einmal ausprobiert werden müssen.

Ich hatte 2011/12 eine mittelschwere Depression. Antidepressiva haben mir nicht geholfen, zumindest nicht was die antidepressive Wirkung betrifft. Ein sehr häufiges Symptom von Depressionen sind Schlafstörungen und hier hatten mir Antidepressiva sehr geholfen. Über die Wirkung von Antidepressiva kann man keine pauschale Aussagen machen, da sie bei jedem anders wirken.

Hilfreich war für mich die Erfahrung, dass Sport ein Antidepressivum ersetzen KANN. Die antidepressive Wirkung von Sport ist durch Studien belegt.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

hab 2 Antidepressiva genommen.

Das erste hat gar nicht gewirkt (Fluoxetin) und mir ging es dadurch schlechter.

Nach ca 9 Monaten bin ich auf Sertralin umgestiegen und es geht mir wirklich gut. Ich hätte nicht gedacht, dass mir ein Medikament so helfen kann.

Du hast am Anfang noch Nebenwirkungen, die meistens nach ein paar Wochen weg sein sollten.

Durch das Antidepressivum geht dein Antrieb und deine Stimmung in die Höhe.

Die Menge vom Antidepressivum wird mit der Zeit immer soweit erhöht, wie du es für nötig hältst.

Meine Ärztin meinte zu mir, dass ich das jetzt erstmal ein paar Jahre nehmen würde und wir dann gucken, ob ich in der Zeit so stabil geworden bin, dass ich ohne das Medikament leben kann.

Deshalb ist eine Therapie während der Einnahe des Medikaments auch eigentlich sehr wichtig.

Manche Leute meinen ja, dass deine Persönlichkeit durch das Medikament ändert, ich kann nicht wirklich beurteilen ob das stimmt, aber ich denke ohne mein Antidepressivum hätte ich das alles nicht überlebt.

Du musst selbst einschätzen, wie schlimm das bei dir ist und auch auf die Ärzte etc hören.

Ich wünsch dir viel Glück weiterhin

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Um Depressionen feststellen zu können bedarf es einer Untersuchung durch eine Fachperson (Psychiater oder Psychologe). Diese scheint bereits erfolgt zu sein. Zur Diagnose werden meist mehrere Fragebögen (z.B. BDI-II, HAM-D etc.) sowie die offiziellen Diagnosekriterien des ICD-10 herangezogen. Letzteres findest du hier.

Steht eine Diagnose bespricht man zusammen mit einer Fachperson die Behandlungsstrategie. Sind Medikamente eine Option so muss man zu einem Psychiater bzw. einem Arzt. Ein Psychologe kann keine Medikamente verschreiben jedoch eine psychotherapeutische Behandlung durchführen was einer der Grundpfeiler jeder Strategie ist.

Zur medikamentösen Behandlung von Depressionen stehen mehrere Arzneimittel zur Auswahl. Mit Abstand am häufigsten werden Antidepressiva aus der Gruppe der SSRI und SNRI eingesetzt. Sie weisen das günstigste Wirkungs-/Nebenwirkungsprofil auf.

Grundsätzlich gilt für alle Antidepressiva, dass sie täglich konsumiert werden müssen. Eine antidepressive Wirkung ergibt sich nach ca. 2-4 Wochen (vorausgesetzt das Medikament schlägt an). Allerdings gibt es auch diverse Probleme im Bezug auf eine Behandlung mit Antidepressiva...

  • Nebenwirkungen: Unerwünschte Effekte treten vor allem zu Beginn der Behandlung auf und lassen in den darauffolgenden Wochen nach. Einige Nebenwirkungen können jedoch für die ganze Behandlungsdauer bestehen bleiben. So beispielsweise sexuelle Funktionsstörungen (wenn man davon betroffen ist).
  • Mangelnde Wirksamkeit: Antidepressiva wirken im Bezug auf Depressionen häufig nur unzureichend. Nur eine Minderheit der Konsument*innen spricht positiv auf das erste Antidepressivum an welches ihnen verabreicht wird. Viele müssen mehrere Medikamente durchprobieren bis eines gefunden wird das hilft. Oftmals wird dabei nur eine Teilwirkung erzielt. Eine weitere Minderheit erweist sich diesbezüglich als behandlungsresistent bzw. spricht generell nicht auf Antidepressiva an.

Der zweite Punkt hat zur Folge, dass vielfach ganze Medikamentenkombinationen durchprobiert werden müssen. Dazu werden mehrere Antidepressiva und Zusatzmedikamente (z.B. Lithium, Lamotrigin, Quetiapin, Aripiprazol etc.) kombiniert. Jedes Medikament hat weitere Nebenwirkungen.

Vielfach werden von Antidepressiva urealistische Hoffnungen geweckt. In der Realität sind diese Medikamente jedoch weder Wundermittel noch Glückspillen, können aber ab einem gewissen Leidensdruck das kleinere Übel sein.

Grundsätzlich wirken Antidepressiva wenn überhaupt dann nur bei klinisch relevanten Depressionen. Gegen soziale Probleme wie Einsamkeit oder Familienstress sind sie völlig unwirksam.

Hier findest du eine Übersicht mit Detailinformationen über sämtliche Arzneimittel (Antidepressiva sowie Zusatzmedikamente) welche bei Depressionen eingesetzt werden.

Mit Antidepressiva ist es leider nicht so einfach, wie man sich das mitunter vorstellt. Es gibt ein sehr breites Angebot an Wirkstoffen jeder dieser Stoffe wirkt bei jedem Menschen unterschiedlich gut wenn überhaupt. Wenn du dich auf Medikamente einlassen willst, stell dich auf einen langen Weg ein, bis ein passendes Medikament gefunden ist.

Die meisten Psychiater haben ihre Lieblings-Antidepressiva, über deren Nebenwirkungen oft nicht aufgeklärt wird. Beispielsweise wird Mirtazapin sehr gern von Psychiatern verwendet, weil es zwar sehr gut wirkt, dafür aber schwere Nebenwirkungen hat, vor allem Gewichtszunahme. Das gilt rundweg für die klassischen trizyklischen Antidepresssiva wie Doxepin, Trimipramin und viele andere mehr.

Es gibt aber auch sehr gute und vor allem nebenwirkungsarme Stoffe, die oft von den Ärzten falsch eingeschätzt werden. So habe ich sehr von einem Antidepressivum, Tianeptin, profitiert, das unter Psychiatern lange Zeit als völlig wirkungslos abgetan wurde.

Probier es mal aus, vielleicht ist gleich ein Volltreffer dabei. Leider dauert es in der Regel mehrere Wochen, bis die Wirkung der Antidepressiva einsetzt und man die Wirkung sieht. Aber behalte immer im Hinterkopf, dass das Absetzen bei vielen Antidepressiva nahezu unmöglich ist, weil man ordentlich in den Entzug gerät.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Wirken nach etwa 3 bis 4 Wochen, am Anfang eher Nebenwirkungen. Verschreiben tut sie ein Psychiater oder zumindest ein Arzt. Psychotherapeuten sind ja meist keine Ärzte.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung