Kann wirklich jeder Abitur machen?
Es entsteht ja immer wieder der Eindruck, dass jeder Abitur machen kann. Kann wirklich jeder Abitur machen? Ich besuchte eine Förderschule mit dem Schwerpunkt "Geistige Entwicklung". Ich denke nicht, dass ich die Möglichkeit gehabt hätte, Abitur zu machen. Meine Schule bot ja noch nicht einmal an, überhaupt einen Abschluss zu machen - nach der Förderschule ging es zur WfbM.
6 Antworten
Natürlich kann nicht jeder Mensch Abitur machen. Das ist aber nicht eine Frage bezogen auf die bisher besuchte Schule sondern es geht hier um gewisse intellektuelle Fähigkeiten, die man für den erfolgreichen Besuch etwa eines Gymnasiums benötigt. In unserem Schulsystem gibt es jedoch sehr viele Wege, auf denen insbesondere praktische Begabungen gefördert werden. Wer solche Wege nutzt, kann später auf dem Arbeitsmarkt durchaus sehr erfolgreich sein (auch im Hinblick auf den Verdienst).
Also ich kenne jemanden der war auch auf einer Förderschule, und hat später Abitur gemacht. Er hat sich durch jeden Abschluss bis dahin gekämpft, aber er war auch kein Mensch mit extremen Lernschwierigkeiten, sondern mit extremen ADHS und deswegen auf dieser Schule
Ich selbst habe auch mein Abi geschafft, obwohl ich eine schwere Dyskalkulie habe. Aber das bedeutete für mich nur, das ich mehr lernen musste als alle anderen, Nachhilfe brauchte und ständig gearbeitet habe, um ungefähr das selbe Niveau zu haben, das heißt nicht das es unmöglich ist
Also ich kenne jemanden der war auch auf einer Förderschule, und hat später Abitur gemacht.
Das ist echt eine Leistung, die höchsten Respekt verdient — von der Förderschule zum Abitur!
Mindestens 80% würde ich mal tippen, zumindest wenn du den zweiten Bildungsweg und die Gesamtschulen-Abiturienten hinzu zählst und ihnen finanziell (vor Allem durch Nachhifle) und zeitlich genug ressourcen gibst.
Manche Personen (Fetales Alkoholsyndrom, Trisomie21, diverse Entwicklungsstörungen) sind halt krank und es ist schwer, jedoch nicht ausgeschlossen!
Praktisch gibt es beivielen Einschränkungen, z.B. durch instabiles Elternhaus, was vielen unverschuldet Steine in den Weg legt. Meine Eltern sind beide Handwerker, konnten mir in der 5. Klasse bereits nicht mehr in der Schule weiterhelfen, am Wochenende ging es aufs Feld zum arbeiten. Mir wurde erst von einer anständigen Uni beigebracht wie man richtig lernt (Texte liest und effektive Notitzen sich macht). So hatte ich wesentlich schlechtere Karten, als die Ärzte- und Juristenkinder, denen vom Elternhaus am Wochenende Museumsbesuche machen, im Urlaub Sprachreisen und Austauschprogramme machen können.
Das System als solches ist prinzipiell durchlässig. Sprich man könnte theoretisch auf einer Förderschule anfangen und mit dem.Abi enden. Das dies beim Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung gelingt, dürfte aber die absolute Ausnahme sein und wenn Leute betreffen, die dort eigentlich schon falsch waren. Und selbst dann ist es schwer. Das zeigte der Fall Nenad M, der lange fälschlicherweise eine Schule mit dem Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung besucht hat und später seinen Hauptschulabschluss gemacht hat. (Ich weiß gerade nicht ob er auch Mittlere Reife gemacht hat). Das ganze ging durch die Presse und es gibt auch Dokus zu dem Fall. Denn wie du richtig schreibst, es fehlen viele Dinge. Unterrichtsstoff, der auf einer Förderschule mit diesem Schwerpunkt nie Thema gewesen wäre. Wenn überhaupt müsste der jenigen also früh aus diesem Förderschwerpunkt raus oder es in mühevoller Arbeit später als Erwachsener nachholen. Aber auch dann...wer das schafft, war dort mit hoher Wahrscheinlichkeit eigentlich vorher schon falsch.
Anders sieht es bei anderen Förderschwerpunkten aus, die prinzipiell auf dem Unterrichtsniveau von z.B. Haupt- oder Realschule unterrichten.
Die Oberstufe ist zwar nicht unbedingt eine riesige Leistung. Aber ein wenig anspruchsvoll ist sie schon. Es kann def. nicht jeder das Abi schaffen und das wäre auch Unsinn. Ich bin damals nach der 12 mit Fachhochschulreife ab und habe es z.B. nie bereut.
Rückblickend wäre ich übrigens nach der 10 entweder auf eine FOS oder ein berufliches Gymnasium. Vermutlich sogar eher FOS. Ich hätte mir nämlich mehr Praxis gewünscht. Geschafft hätte ich das Abi übrigens def. Hatte keine schlechten Noten. Jeden zum Abi zu "prügeln" wäre absolut sinnfrei.
Es kann definitiv nicht jeder Abitur machen. Manche schaffen "nur" die Fachhochschulreife, weil die Allgemeine Hochschulreife schon mehr abverlangt. Fachhochschulreife ist sozusagen eine erweiterte Mittlere Reife, aber Abitur ist dann wirklich nochmal ein Stück ,,oben drauf".