Kann mir jemand helfen, dieses Gedicht von Erich Fried zu interpretieren?
Verstehe das gedicht nicht ganz und muss dazu eine Interpretation schreiben
Meine Aufgabe :
Schreiben Sie eine Interpretation zu dem Gedicht „Die Maßnahmen“ von Erich Fried (1957). Berücksichtigen Sie dabei insbesondere die ironische Haltung des lyrischen Sprechers.
Fried, Erich:
Die Maßnahmen
Die Faulen werden geschlachtet
die Welt wird fleißig
Die Häßlichen werden geschlachtet
die Welt wird schön
Die Narren werden geschlachtet
die Welt wird weise
Die Kranken werden geschlachtet
die Welt wird gesund
Die Alten werden geschlachtet
die Welt wird jung
Die Traurigen werden geschlachtet
die Welt wird lustig
Die Feinde werden geschlachtet
die Welt wird freundlich
Die Bösen werden geschlachtet
die Welt wird gut
3 Antworten
Fried kritisiert und ironisiert damit das Denkmuster des bewertenden Dualismus und die Konsequenzen daraus. Das Denken in Gegensätzen wie faul-fleißig, närrisch-weise, hässlich-schön usw, wobei das eine als Ideal gilt und das andere als abzuschaffender Mangel.
Konsequent weitergedacht führt das zur Vernichtung (dem "Schlachten") von Menschen, denen die schlechten Eigenschaften angedichtet werden. Real geschehen im Faschismus ( zB Euthanasie), aber auch anderen machtbesessenen Regimen.
Damit äußert Fried auch Zweifel am Nutzen von Idealen und betont ihre Gefährlichkeit.
Für mich spricht er den Umgang mit den Menschen an, die nicht der Norm entsprechen bzw. anderen vermeintlich zur Last fallen.
- die einen andere Moral haben
- die anders aussehen
- die anders denken
- die alt sind
- die anders arbeiten wollen
- die “behindert“ sind
- …
Der Satz »Die Welt wird …« deutet für mich an, dass das ein Trugschluss ist. Die Welt wird nicht jung, wenn wir die Alten in Altenheime stecken.
Das nur so als Anregung. Es ist mein subjektive Sichtweise. E. Fried könnte sich etwas ganz anderes dabei gedacht haben, wer weiß?
Gruß Matti
Geh es mal von der Seite an:
hinterfrage - wer bleibt am Ende der Maßnahmen noch übrig? ;)
Guter Denkansatz!😉LG