Kann man sich selbst therapieren oder nicht?
Ich finde viele Therapeuten ziemlich langweilig und bin mir sicher, dass sie nich nicht verstehen werden. Die Psyche eines Menschen ist nicht theoretisch erfassbar.
Ich habe einen Ordner auf meinem Handy erstellen (mit dem Namen Selbsttherapie) und habe meine Gedanken aufgeschrieben. Habe beispielsweise geschrieben, dass ich mich auf meine Stärken fokussieren soll, mich auf meine Ziele fokussieren soll, niemand von allen gemocht wird, selbst Baerbock und Scholz beleidigt werden usw.
Denkt ihr, dass ich mich dadurch selbst therapieren kann, wenn ich mir diesen Ordner regelmäßig anschaue?
6 Antworten
Ich bin überzeugt davon, dass man sich selbst therapieren kann. Man braucht nur ein gutes Maß an Selbstreflexion und etwas Wissen davon, wie die Psyche funktioniert.
Dein Ansatz scheint aber eher Selbstoptimierung zu sein. Ein paar positive Affirmationen können zwar helfen, aber es geht bei einer Therapie nicht vordergründig darum immer leistungsstärker zu werden.
Das Ziel einer Therapie ist es meistens, sich besser kennenzulernen, sich so anzunehmen wie man ist, Emotionen so anzunehmen, wie sie sind und aus dieser tiefen Selbstliebe heraus zu agieren.
Sollte Selbsttherapie dein Ziel sein, würde ich dir empfehlen, dich mal mit Meditation und Achtsamkeit auseinanderzusetzen. Meiner Meinung nach baut man dadurch ein gutes Selbstverständnis auf und es bringt einem das bei, was man auch in vielen Therapien lernt (Annahme und Verarbeitung von Gedanken und Emotionen).
Da du schon erwachsen bist und anscheinend keine Psychotherapie erwägst, könnte es dich aber vielleicht interessieren wie sinnvolle effiziente Therapiegespräche ablaufen. Man erfährt in einer halben Stunde Lösungen für tiefsitzende psychische Probleme. Daraus könntest du einen Nutzen für dich selbst bekommen. Man kann als online-Zuschauer bei solchen Gesprächen zuhören. Das ist keine Unterhaltungsshow, sondern gedacht für Leute, die sich wirklich weiter entwickeln wollen. Deshalb kostet es ein kleines bisschen, aber wenn du es möchtest schreibe ich dir den Link.
Hey,
erstmal danke für deinen ehrlichen Beitrag. Es berührt, wie reflektiert du mit dir umgehst – und dass du dir selbst einen Raum geschaffen hast, um innere Prozesse zu sortieren und zu begleiten. Allein das ist schon ein Ausdruck von Stärke und Selbstverantwortung.
Dass du Therapeuten oft als langweilig oder wenig hilfreich empfindest, kann viele Gründe haben – manchmal stimmt die Chemie nicht, manchmal fehlen Erfahrung oder Tiefe, und manchmal ist es einfach nicht der richtige Zeitpunkt. Und ja, du hast recht: Die Psyche eines Menschen lässt sich nicht vollständig theoretisch erklären. Das Leben fühlt sich an – nicht nur in Worten oder Konzepten.
Zur Frage: Kann man sich selbst therapieren?Teilweise: ja.
Viele Themen lassen sich durch Selbstreflexion, Journaling, positive Selbstansprache oder das bewusste Erinnern an eigene Ressourcen durchaus beeinflussen.
Dein Ordner ist da ein wertvolles Instrument – er hilft dir, dich zu stabilisieren, dich zu erden, Perspektive zu gewinnen. Und wenn du ihn regelmäßig nutzt, kann er dir wirklich helfen, gewisse innere Muster zu erkennen und neu auszurichten.
Das ist kein Ersatz für Therapie, aber sehr wohl ein hilfreicher Baustein auf deinem eigenen Weg.
Aber: Manche Prozesse brauchen mehr.
Gerade wenn es um tiefer liegende Verletzungen, frühe Bindungserfahrungen, Scham, Trauma oder Beziehungsmuster geht, dann reicht es oft nicht, sich selbst zu motivieren oder „umzuprogrammieren“.
Hier braucht es manchmal echte Resonanz – ein Gegenüber, das dich sieht, mitfühlt, dich aushält in deiner Tiefe. Das kann ein Mensch sein, der therapeutisch arbeitet – oder auch jemand im privaten Umfeld mit viel Empathie.
Vielleicht ist dein Gefühl gerade auch ein Schutz?Der Gedanke „Mich versteht sowieso niemand“ kann auch ein Schutz sein – davor, enttäuscht zu werden, sich verletzlich zu zeigen oder gar zu hoffen. Und das ist okay.
Wichtig ist nur: Es bedeutet nicht, dass niemand dich jemals verstehen könnte. Manchmal dauert es einfach, bis man jemanden findet, der wirklich passt.
Fazit:
Du gehst bereits einen wichtigen Weg. Du musst ihn nicht aufgeben – vielleicht nur offen bleiben für die Möglichkeit, dass es Themen gibt, die mehr brauchen als dein Ordner. Nicht, weil du „nicht genug“ wärst – sondern weil manche Heilung über Beziehung geschieht, nicht über Einsicht allein.
Ich wünsche dir, dass du deinen inneren Weg weitergehst – mit Selbstachtung und vielleicht irgendwann auch in Resonanz mit anderen.
Alles Gute dir 🌱
Nein. Zudem schreibst du viel, was du alles sollst. Aha... das kann jeder. Aber was ist, wenn du schreibst: Ich soll mich,... aber ich kann es nicht.
eine Therapie handelt weniger von dem, was man soll - das wissen die meisten selbst, sondern von dem, was einen hindert, das zu tun, was man tun sollte-
Das kommt darauf an, was du therapieren möchtest.
Nicht alles kann man selbst therapieren. Egal on psychisch oder körperlich.
Also ich habe ein geringes Selbstwertgefühl. Das ist mein Hauptproblem.