Hey,
erstmal danke für deinen ehrlichen Beitrag. Es berührt, wie reflektiert du mit dir umgehst – und dass du dir selbst einen Raum geschaffen hast, um innere Prozesse zu sortieren und zu begleiten. Allein das ist schon ein Ausdruck von Stärke und Selbstverantwortung.
Dass du Therapeuten oft als langweilig oder wenig hilfreich empfindest, kann viele Gründe haben – manchmal stimmt die Chemie nicht, manchmal fehlen Erfahrung oder Tiefe, und manchmal ist es einfach nicht der richtige Zeitpunkt. Und ja, du hast recht: Die Psyche eines Menschen lässt sich nicht vollständig theoretisch erklären. Das Leben fühlt sich an – nicht nur in Worten oder Konzepten.
Zur Frage: Kann man sich selbst therapieren?Teilweise: ja.
Viele Themen lassen sich durch Selbstreflexion, Journaling, positive Selbstansprache oder das bewusste Erinnern an eigene Ressourcen durchaus beeinflussen.
Dein Ordner ist da ein wertvolles Instrument – er hilft dir, dich zu stabilisieren, dich zu erden, Perspektive zu gewinnen. Und wenn du ihn regelmäßig nutzt, kann er dir wirklich helfen, gewisse innere Muster zu erkennen und neu auszurichten.
Das ist kein Ersatz für Therapie, aber sehr wohl ein hilfreicher Baustein auf deinem eigenen Weg.
Aber: Manche Prozesse brauchen mehr.
Gerade wenn es um tiefer liegende Verletzungen, frühe Bindungserfahrungen, Scham, Trauma oder Beziehungsmuster geht, dann reicht es oft nicht, sich selbst zu motivieren oder „umzuprogrammieren“.
Hier braucht es manchmal echte Resonanz – ein Gegenüber, das dich sieht, mitfühlt, dich aushält in deiner Tiefe. Das kann ein Mensch sein, der therapeutisch arbeitet – oder auch jemand im privaten Umfeld mit viel Empathie.
Vielleicht ist dein Gefühl gerade auch ein Schutz?Der Gedanke „Mich versteht sowieso niemand“ kann auch ein Schutz sein – davor, enttäuscht zu werden, sich verletzlich zu zeigen oder gar zu hoffen. Und das ist okay.
Wichtig ist nur: Es bedeutet nicht, dass niemand dich jemals verstehen könnte. Manchmal dauert es einfach, bis man jemanden findet, der wirklich passt.
Fazit:
Du gehst bereits einen wichtigen Weg. Du musst ihn nicht aufgeben – vielleicht nur offen bleiben für die Möglichkeit, dass es Themen gibt, die mehr brauchen als dein Ordner. Nicht, weil du „nicht genug“ wärst – sondern weil manche Heilung über Beziehung geschieht, nicht über Einsicht allein.
Ich wünsche dir, dass du deinen inneren Weg weitergehst – mit Selbstachtung und vielleicht irgendwann auch in Resonanz mit anderen.
Alles Gute dir 🌱