Kann man sich als kleiner Handwerk-Laden noch über Wasser halten?
Ich dachte mir als Kind immer, dass ich gerne später was handwerkliches machen möchte. Aber eher im Sinne von Schuhmacher, Hutmacher, Spielwaren herstellen usw. :D Und dann hat man eine kleine Werkstatt hinten im Laden oder sonst wo und produziert alles selbst.
Haben sich die Zeiten aber wirklich so stark geändert, dass sich sowas heutzutage gar nicht mehr finanziell lohnt? Hat es sich früher definitiv finanziell gelohnt?
7 Antworten
Grundsätzlich geht das schon, aber nur, wenn man gut ist und den Kunden etwas Besonderes bietet oder schlicht zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist. Es kommt auch auf Nischen an - ebenso auf Durchhaltevermögen: Es rechnet sich frühestens in ein paar Jahren, wenn man ein Handwerk anbietet und gerade "kreative" Berufe wie z.B. Hutmacher oder Spielwarenhersteller haben es richtig schwer - da braucht man die Kundschaft für und muss zudem profitabel sein, was meist kaum gelingt - ich kenne jemanden, der es in einem solchen Bereich versucht hat und zwar das Geschäft erhielt, aber objektiv gescheitert ist, weil der Laden mehr oder weniger ein (niedlicher und netter) Krämermarkt ist und kein Atelier. Nach dem Motto - Operation gelungen, Patient tot.
Ich rate am Ende davon ab, sich in solchen Bereichen selbstständig zu machen - und wer wirklich z.B. einen Hut oder erlesenes Kunstangebot oder Spielzeug vom Besonderen kaufen möchte, schwört meist auf gute alte Namen und geht nicht zu einem Newcomer.
Ich berate und begleite Menschen, die sich selbstständig machen möchten auf ihrem Weg und beobachte dabei immer wieder:
Kleine Handwerksläden haben heute mehr Chancen als je zuvor, wenn sie es richtig anstellen. Klar, einfach nur eine Werkstatt aufmachen und hoffen, dass genug Leute vorbeikommen, funktioniert nicht mehr so wie früher. Aber wer sein Handwerk mit einer klugen Strategie verbindet, kann richtig durchstarten. Der Trick ist, das Beste aus beiden Welten zu nutzen: die Qualität und Einzigartigkeit von handgefertigten Produkten mit den Möglichkeiten der modernen Vermarktung. Stell dir vor, du bist Hutmacher und hast eine kleine Werkstatt mit angeschlossenem Laden. Wenn du nur darauf wartest, dass jemand zufällig vorbeischlendert, wird es schwierig. Aber stell dir vor, du würdest deine Hüte in coolen Fotoshootings inszenieren, Kunden ermutigen, ihre Käufe mit einem Hashtag zu posten und vielleicht sogar personalisierte Hüte mit individuellen Stickereien anbieten. Zack, schon bist du nicht nur ein Laden um die Ecke, sondern eine gefragte Marke für Menschen, die etwas Besonderes wollen. Kunden suchen heute nach Produkten mit Charakter, nach etwas, das nicht von der Stange kommt. Sie lieben Nachhaltigkeit, Individualität und das Gefühl, mit ihrem Kauf etwas Gutes zu unterstützen. Das bedeutet: Handgemachtes kann richtig gefragt sein, wenn es gut erzählt und clever vermarktet wird. Früher musste ein Schreiner hoffen, dass sich genug Leute aus der Nachbarschaft für seine Möbel interessieren. Heute kann er durch gezieltes Branding, eine professionelle Website und Social Media genau die Menschen ansprechen, die Wert auf hochwertige, handgefertigte Stücke legen. Vielleicht verkauft er nicht nur Esstische, sondern zeigt auf YouTube, wie er sie baut, bietet DIY-Kurse an oder macht limitierte Kollektionen aus besonderen Hölzern. Kurz gesagt: Handwerksläden können sich nicht nur über Wasser halten, sondern richtig erfolgreich sein, wenn sie ihr Können mit einer smarten Strategie verbinden. Es geht nicht mehr darum, darauf zu warten, dass Kunden vorbeikommen. Es geht darum, sich sichtbar zu machen, seine Geschichte zu erzählen und die richtigen Leute zu begeistern. Dann wird aus einer kleinen Werkstatt schnell eine Marke, die Menschen lieben.
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Und das Beste daran? Als kleiner Handwerksbetrieb hast du einen riesigen Vorteil gegenüber großen Unternehmen: Du bist flexibel, kannst dich blitzschnell anpassen und direkt mit deinen Kunden interagieren. Während eine große Firma erst mal wochenlang Meetings abhält, kannst du heute eine neue Produktidee haben, sie morgen testen und übermorgen schon online verkaufen.
Nehmen wir mal das Beispiel eines Spielzeugmachers. Früher hätte er seine handgefertigten Holzspielzeuge in einem kleinen Laden verkauft, mit der Hoffnung, dass genug Eltern oder Großeltern vorbeikommen. Heute kann er einen TikTok-Account starten, wo er zeigt, wie er ein Spielzeug schnitzt, warum es schadstofffrei ist und welche besonderen Details es hat. Eltern, die nach nachhaltigen Alternativen zu Plastikspielzeug suchen, werden das feiern, und direkt bestellen. Oder stell dir eine kleine Seifenmanufaktur vor. Klar, handgemachte Seife gibt’s überall, aber wenn du zeigst, wie du sie mit regionalen Kräutern herstellst, deine Community in die Duftauswahl einbindest oder eine „Monats-Edition“ mit einer besonderen Geschichte launchst, machst du sie unwiderstehlich. Plötzlich geht es nicht mehr nur um Seife, sondern um ein Erlebnis.
Das alles funktioniert, weil Menschen nicht nur ein Produkt kaufen wollen, sie kaufen die Idee dahinter, das Gefühl, Teil von etwas Besonderem zu sein. Und genau das können kleine Handwerksläden perfekt nutzen. Die Zeiten, in denen NUR riesige Marken Erfolg haben, sind vorbei. Heute kann ein einzelner Hutmacher mit einer cleveren Strategie mehr Reichweite und Kunden haben als ein lang etablierter Modekonzern. Natürlich bedeutet das nicht, dass alles von allein läuft. Gute Produkte allein reichen nicht, du musst sie sichtbar machen. Aber mit den richtigen Kanälen, einer authentischen Geschichte und einer Community, die hinter dir steht, kannst du dein Handwerk nicht nur überleben lassen, sondern richtig erfolgreich machen. Also, wenn du schon immer davon geträumt hast, eine kleine Werkstatt mit angeschlossenem Laden zu haben, dann vergiss den Gedanken, dass das nicht mehr geht. Es geht und zwar besser als je zuvor. Du musst nur das Beste aus Tradition und Moderne kombinieren, deine eigene Handschrift entwickeln und den Mut haben, dein Handwerk nicht nur auszuüben, sondern es der Welt zu zeigen. Dann kommen die Kunden nicht nur zu dir, sie erzählen es auch weiter.
Und genau da liegt die Magie: Wenn du es schaffst, dass deine Kunden nicht nur kaufen, sondern begeistert über dich sprechen, dann hast du gewonnen. Ein gut gemachter Social-Media-Post, ein persönlicher Newsletter oder eine einfache „Behind-the-Scenes“-Story kann mehr bewirken als jede teure Werbeanzeige. Menschen lieben es, Dinge zu entdecken, die nicht jeder hat. Sie erzählen ihren Freunden von der kleinen Bäckerei, die das beste Sauerteigbrot macht, vom Goldschmied, der einzigartige Ringe entwirft, oder vom Schreiner, der aus altem Holz neue Lieblingsmöbel zaubert. Und wenn du dein Handwerk mit einem cleveren Verkaufsmodell kombinierst, kannst du dir ein stabiles, planbares Einkommen aufbauen. Anstatt nur darauf zu warten, dass jemand zufällig in deinen Laden kommt, kannst du Abo-Modelle anbieten: Der Seifenmacher verkauft seine Naturseifen im monatlichen Abo, die Keramikkünstlerin bietet eine exklusive „Tassen des Monats“-Edition, und der Hutmacher entwirft einmal im Quartal ein neues Design für seine Stammkunden. So sorgst du für regelmäßige Einnahmen und eine starke Kundenbindung. Ein weiteres riesiges Potenzial liegt in Kooperationen. Warum nicht als Spielzeugmacher mit einem Kinderladen zusammenarbeiten, als Hutmacher mit einem Modelabel oder als Buchbinder mit einer Buchhandlung? Solche Partnerschaften bringen dich direkt an deine Zielgruppe, ohne dass du Unmengen in Werbung investieren musst. Und das Beste: Du entscheidest selbst, wie groß dein Business werden soll. Vielleicht willst du bewusst ein kleines, feines Atelier führen, in dem du jeden Kunden persönlich kennst. Vielleicht willst du wachsen und dein Handwerk in die Welt tragen. Beides ist möglich, solange du dein Handwerk mit einer klaren Strategie verbindest. Die alten Zeiten, in denen man als Handwerker „nur so über die Runden kam“, sind vorbei. Wer sein Können mit einer guten Vermarktung verknüpft, wer sich traut, kreativ zu sein und sein Produkt in die Welt hinauszutragen, kann nicht nur überleben, sondern richtig erfolgreich sein. Und das, ohne dabei seine Seele an große Konzerne oder Massenproduktion zu verkaufen. Also, wenn du eine Leidenschaft für Handwerk hast, dann trau dich. Zeig der Welt, was du kannst. Erzähl deine Geschichte, nutze die Möglichkeiten des Internets und baue eine Community um deine Arbeit herum auf. Das Handwerk hat Zukunft, wenn du es mit einem modernen Blick angehst.
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Viel zu viele talentierte Handwerker verstecken sich hinter falscher Bescheidenheit. „Ach, das ist doch nichts Besonderes“, doch, ist es! Wenn du mit deinen Händen etwas erschaffst, das es so kein zweites Mal gibt, dann ist das etwas, worauf du stolz sein solltest. Und wenn du es schaffst, diesen Stolz mit einer klugen Vermarktung zu kombinieren, dann wird dein Handwerk nicht nur gesehen, sondern geschätzt, und gekauft. Vergiss auch nicht die Macht der Geschichten. Menschen lieben es, sich mit Dingen zu verbinden, die eine Geschichte haben. Ein einfacher Holzstuhl? Nett. Aber ein Holzstuhl aus altem Eichenholz, das aus einem 200 Jahre alten Bauernhof gerettet wurde, mit traditionellen Handwerkstechniken gebaut, das hat Persönlichkeit! Und Persönlichkeit verkauft sich besser als jedes „jetzt 30 % Rabatt“-Schild.
Natürlich braucht es Zeit, bis sich ein Handwerksbetrieb herumspricht. Aber wenn du dranbleibst, dich online sichtbar machst und mit deinen Kunden in echten Kontakt trittst, dann wirst du merken: Die Leute kommen nicht nur einmal, sie kommen wieder. Und noch besser, sie bringen Freunde mit. Ein Handwerksladen ist also keine romantische Idee aus alten Zeiten, sondern eine echte Chance. Wer sich mit der richtigen Strategie aufstellt, mit modernen Werkzeugen arbeitet (und damit meine ich nicht nur Hobel und Hammer, sondern auch Instagram und Online-Shops), kann ein erfolgreiches Business aufbauen, das langfristig besteht. Am Ende geht es darum, dein Handwerk nicht nur als Job, sondern als Marke zu sehen. Du bist nicht einfach nur ein Schreiner, du bist der Schreiner, der exklusive Maßmöbel fertigt. Du bist nicht nur eine Töpferin, du bist die Künstlerin, die Keramik mit einzigartigen Glasuren herstellt. Wer diese Denkweise verinnerlicht, hat schon den ersten Schritt in Richtung Erfolg gemacht. Also, Schluss mit den Ausreden, dass sich Handwerk nicht mehr lohnt. Es lohnt sich, wenn du es zeitgemäß angehst. Und wenn du jetzt das Feuer in dir spürst, dann fang an. Deine Kunden warten schon auf dich, sie wissen es nur noch nicht.
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Und es muss ja nicht beim reinen "Handwerk" und der "Werkstatt" bleiben. Man kann nebenbei ja auch noich den Schritt ins 21.Jahrhundert machen.
Siehe dazu auch meinen Beitrag:
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Haben sich die Zeiten aber wirklich so stark geändert, dass sich sowas heutzutage gar nicht mehr finanziell lohnt? Hat es sich früher definitiv finanziell gelohnt?
Das hat sich auch früher nicht 'definitiv' gelohnt. Heute KANN es sich lohnen, doch grade wenn du was kleines herstellst würde ich da weniger einen stationären Handel draus machen, sondern mir die Werkstatt ggf. zu Hause einrichten und dann schauen, was sich online draus machen lässt.
Du sparst du dir mit dem Entgelt für Laden und Werkstatt schonmal eine große finanzielle Last.
Gute Schuhmacher sind rar geworden. Wer Wert legt auf Qualität und Nachhaltigkeit, hat mittlerweile Probleme, sein Schuhwerk reparieren oder orthopädisch anpassen zu lassen. Im richtigen Viertel könnte so jemand durchaus willkommen sein.
Wer kennt sie nicht die reichen Schuhmacher, Hutmacher und Spielwarenhersteller.
Das hat sich wohl nur vor der Industriellen Massenproduktion gelohnt.
Je weiter diese vorran geschritten ist, desto mehr wurden diese Berufe verdrängt.
Heutzutage gibt es sicherlich noch einige die Gut sind, aber der Bedarf an ihre Leistungen ist in der Masse eben auch gesunken.
Heute gönnen sich, oder können sich diese Handwerkliche Arbeit nicht mehr viele Menschen leisten.