Kann man belegen, dass die Zeit nicht rückwärts läuft?
In einem theoretischen Szenario, in dem zwar wie gehabt die Ursache (in der Jahreszahl) vor der Wirkung stattfindet, aber nur die Zeit rückwärts läuft, also etwa so:
Ursache & Wirkungsreihenfolge unverändert:
Jahr 2020: Wirkung
Jahr 2000: Ursache
aber:
Jahr 2020: passiert zuerst , z.B. eine Person wird 20 Jahre alt
Jahr 2000: passiert später, z.B. eine Person wird geboren
In dem Fall müsste es, selbst wenn die Zeit rückwärts von 2020 nach 200 läuft, es jedem so vorkommen, als ob die Zeit von 2000 nach 2020 gelaufen ist, weil man zu jedem spezifischen Zeitpunkt sich nur an die Dinge einer vorherigen Jahreszahl erinnern kann.
Man beobachtet etwas (= Ursache)
Man erinnert sich daran (= Wirkung)
Nach meiner bisherigen Überlegung fällt mir kein Experiment ein, was eine umgekehrte Zeitrichtung widerlegt. Habe ich irgendwo einen Denkfehler? Und wie könnte man die Zeitrichtung beweisen?
9 Antworten
Soweit ich weiss muss Zeit auf mikroskopischen Level nicht nur in eine Richtung gehen - es gibt kein physikalisches Gesetzt dass das verbietet.
Aber auf makroskopischem Level nehmen wir nur eine Richtung wahr, weil das Zunehmen von Entropie wahrscheinlicher ist, und unendliche Moeglichkeiten bietet, die wir nicht verarbeiten koennen.
Ein grobes Beispiel:
Wenn du ein zerbrochenes Ei siehst, weisst du dass es mal heil war - einfach.
Wenn du ein Ei siehst, weisst du nicht was seine Zukunft sein wird: wird es ausgebruetet, gefressen, zerbricht es, wird es gekocht und landet auf deinem Tisch... es gibt sehr viele Moeglichkeiten.
Aber muss die wahrgenommene makroskopische Zeitrichtung mit der tatsächlich existierenden übereinstimmen?
Nein, aber ich glaube wir werden auch nie die Moeglichkeit haben das nachzupruefen.
Ich denke auch, dass es schwer wird, das nachzuprüfen.
Finde es nur interessant, sich zu veranschaulichen, wie viele grundlegende Dinge wir einfach als 100%igen Fakt ansehen, ohne uns klar zu sein, dass es nur eine Vermutung und nicht bewiesen ist.
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Bis jetzt schreiben viele nur "das ist unmöglich" oder "die Entropie lässt das nicht zu", ohne zu wissen, dass Kausalität & Entropie analog funktionieren würden. :)
Ich bin aber gespannt auf alle Antworten. Vielleicht kennt ja schon jemand einen richtigen Beweis für eine von vorne bis hinten laufende Zeit und ich irre mich. Das wäre klasse und sehr interessant zu hören!!!
In New Scientist war letztens ein guter Artikel darueber, aber das kann man nur mit Abo lesen, sorry
Temperaturabnahmen würden umgekehrt keinen Sinn machen. Wenn Temperatur steigt, muss Energie hinzugeführt werden. Das passiert nicht, wenn man das Szenario der Temperaturabnahme einfach rückwerts abspielt.
Selbst wenn Zeitlich 12 Uhr vor 11 Uhr sein würde, erscheint es dem Beobachter, als wenn 11 vor 12 Uhr stattfindet, weil er zum Zeitpunkt 12 Uhr sich nur an Sachen von 11 und 10 Uhr erinnert. Nicht aber an Dinge, die 13 Uhr passieren.
Hallo, Profijodler!
Naja doch, oder habe ich einen Denkfehler (wenn ja, wo?):
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10 Uhr: Herdplatte ist heiß = Ursache
11 Uhr: Herdplatte ist abgekühlt & wir beobachten es = Wirkung
12 Uhr: Wir haben uns gemerkt, dass die Herdplatte erst heiß & dann kalt war = 2. Wirkung
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Nach dem Prinzip würde es immer noch einen kausalen Zusammenhang zwischen der Ursache (ein Objekt hat größere Wärme und gibt diese ab) und der Wirkung (die kältere umgebende Luft nimmt Wärme auf) geben. Nur würde der Prozess rückwärts ablaufen, ähnlich wie bei einem Video, dass man rückwärts abspielt.
Ja und das würde dann dem ersten Hauptsatz der Thermodynamik wiedersprechen.
Wenn die Herdplatte von sich aus heiß wird und dann erst das Heizelement eingeschaltet wird, würde das System Energie aus der Umgebungsluft aufnehmen um wärmer zu werden. Der erste Hauptsatz verbietet das weil die Umgebungsluft die Platte nicht auf eine höhere Temperatur aufheizen kann.
Mein Argument war nicht, dass die Heizplatte von sich aus heiß wird! Die Einschaltung vom Heizelement ist immer noch die Ursache! Genau wie die Thermodynamik es vorgibt.
Nur der Zeitverlauf ginge rückwärts und die Ursache würde nach der Wirkung geschehen. Das wäre also immer noch möglich
Natürlich wärs möglich aber eben Akausal. Wenn die Wirkung vor der Ursache da ist würde vieles anders ablaufen als wir es beobachten.
Kausal bedeutet die Wirkung kommt zeitlich nach der Ursache.
Und genau dafür hätte ich gerne ein gutes Beispiel. Was würde anders ablaufen, wenn überall & immer die Wirkung vor der Ursache geschehen würde?
Wenn du ein unwiderlegbares Beispiel findest, würde es eine umgekehrte Zeit widerlegen! Bin sehr gespannt!!
Die Herdplatte würde auf magische Art und Weise eben heiß werden bevor man das Heizelement aufdreht.
Ja, weil Entropieänderung, würde ich sagen.
Hallo Humilein, kannst du dies beweisen?
Also klar, der Zeitpunkt, in dem Wirkungen für jetzt geschehende Ursachen passieren, den wir also umgangssprachlich als "später" bezeichnen, hat eine höhere Entropie. Soweit die Thermodynamik, die ich nicht im geringsten anzweifele.
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Ich greife vielmehr das Konzept des kontinuierlichen Zeitverlaufs vom Zustand der Ursache hin zum Zustand der Wirkung an. Wie psychonautik oben gut formuliert hat, ist die ganze Idee, das Zeit überhaupt verläuft, geschweige denn in eine bestimmte Richtung, lediglich ein Konzept und muss überhaupt nicht mit der Realität übereinstimmen.
Ich habe in Antwort auf den Kommentar von Eagle101 das anhand eines Tassenbeispiels formuliert. Selbst wenn die Zeit nicht wie man erwarten würde vorwärts, sondern rückwärts verlaufen würde, so würde es unserem Beobachter im Tassenbeispiel nicht einmal auffallen können.
Hallo,
das muss man doch gar nicht.
Du meinst ja nicht die Zeit, sondern die Zeitzählung und die ist doch Menschengemacht, also so festgelegt.
Dehalb gibt es ja auch unterschiedliche Zeitzählungen, genauso wie unterschiedliche Zahlensysteme.
Grüße aus Leipzig
Hallo Leipziger :)
Die Zeitzählung wollte ich damit nicht ansprechen. Die Uhrzeiten & Jahreszahlen dienen lediglich der Veranschaulichung. Gemeint ist der tatsächliche verlauf der Zeit im Kontrast zum wahrgenommenen Zeitverlauft. Also quasi die Richtung, in der die Zeit verläuft.
Dann ist die Frage sinnlos, denn was Du nicht messen kannst, kannst Du auch nicht nachweisen! Also in dem Falle auch die voranschreitende Zeit nicht! Ganz einfache Logik. Sowas fällt dann unter Glauben!
Das kann man tatsächlich gut als glauben definieren, FALLS es wirklich keine Möglichkeit gibt, einen Zeitverlauf nachzuweisen oder zu widerlegen. Meine Frage ist so entstanden, dass ich mir Gedanken gemacht hab, OB man es nachweisen oder widerlegen kann?
Viele denken ja einfach, dass der wahrgenommene Zeitverlauf zwingend dem tatsächlichen entsprechen muss, ohne sich klar zu sein, dass das gar nicht so eindeutig überprüfbar ist.
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Vielleicht ist es ja irgendwie nachweisbar und ich weiß nur nicht wie :). Danach suche ich hier.
Das geht schon, glaube ich. Man beobachtet ein unumkehrbares Ereignis...
Zusammengefasst.
Dass die Wirkung eine Folge der Ursache ist, ist klar, dass ist ja auch sprachlich so definiert.
Das Konstrukt der Zeit ist nun eben so definiert (von Menschen wohlgemerkt) dass die Ursache immer vor der Wirkung liegt. Der Zeitfluss ist also definitionsgemäß von Ursache zu Wirkung.
Das was sich allerdings zeigen lässt ist, dass die Zeitrichtung nicht umkehrbar ist.
Also egal in welche Richtung du deinen Zeitpfeil definierst so müssen eben immer Dinge wie eine Energieerhaltung usw gelten. Mit der Definition der Zeit von Ursache nach Wirkung ergeben sich dann eben die bekannten Definitionen, der Hauptsätze der Thermodynamik.
Kann man überprüfen, ob dieses Konstrukt auch tatsächlich die Realität beschreibt?
Die Gesetze der Thermodynamik müssten ja unabhängig von der Zeitreihenfolge gelten, solange man z.B. immer die Wirkung vor die Ursache setzt und dabei die Zeitrichtung nicht "zwischendrin" umkehrt.
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Die Frage, die dann aufkommt, ist, ob neben unserem wahrgenommen Zeitkonstrukt eine "natürliche" Zeit und Reihenfolge der Ereignisse existiert. Und ob es möglich ist, zu beweisen, dass aktuell nicht alle möglichen Zeitpunkte parallel existieren.
Es kommt drauf an wie man sie formuliert. So wie sie eben jetzt definiert sind nein. Hier ist Ursache und Wirkung nicht umkehrbar und genau so wenig kann alles gleichzeitig stattfinden.
Wie unten zB das Beispiel mit der Herdplatte. Diese kann eben nach diesen Gesetzen eben nicht heiß werden bevor man das Heizelement einschaltet, ebenso wenig kann sie jede Temperatur gleichzeitig haben.
Das Zeitkonstrukt ist immer das Wahrgenomme. Die Physik beschreibt ja auch nur unsere Wahrnehmung. Die Physik sucht am Ende ja nur ein Mathematisches Modell welches unsere Beobachtungen beschreibt.
Wenn wir zB Photonen hernehmen, dann sagt die Physik ja nicht, dass diese Funktionieren. Die sind eben ein Modell mit welchem wir unsere Beobachtungen des Lichts beschreiben können. Der Physik wärs auch egal wenn Photonen kleine Gnome wären die mit Lichtgeschwindigkeit im Äther hin und her laufen solange sie mit dem Konzept des Photons beschrieben werden können.
Hallo Steffile.
Das stimmt. Aber muss die wahrgenommene makroskopische Zeitrichtung mit der tatsächlich existierenden übereinstimmen?
Wenn Wirkung vor Ursache stattfinden würde, würde der Beobachter trotzdem den Eindruck haben, dass die Ursache vor der Wirkung stattfinden muss, weil er sich zb.:
12 Uhr an das um 11 Uhr zerbrochene Ei erinnert, welches 10 Uhr noch ganz war.
Daran würde sich ja nichts ändern, wenn 12 Uhr zuerst stattfindet.