Kann al andalus als muster für ein tolerantes miteinander gelten? Und warum?

7 Antworten

Nein, Toleranz im heutigen Sinne kann man den Menschen damals nicht unterstellten. Christen oder Juden hatten weniger Rechte als Moslems und zahlten auch Sondersteuern. Dafür durften sie dann ihre Religionen weiter ausüben, aber auch nur so, dass es die Moslems nicht stören durfte.

Ich würde es ehr als Pragmatismus bezeichnen. Die Leute wurden gebraucht.

Echte Toleranz in Glaubensfragen gab es damals schlichtweg nicht. Weder bei Christen, Juden oder Moslems. 

zetra  02.05.2017, 19:34

Du moserst an 800 Jahren mehr oder weniger an unterschiedlichen Religionen herum. 

Gibt es denn Heute Friede Eierkuchen unter den Religionen? Und was sagst du zu den 12 Jahren des Tausendjaehrigen Reiches, hier war doch der Teufel los, oder sehe ich das verkehrt?

Als das Maurenreich in kleine Kalifate zerviel, da waren ja schon die Bedingungen des Zusammenlebens unterschiedlich.

Achja, die Raeubertruppe von ueber 1 Tsd. Mann, die sich in einer Festung gemuetlich machte und Cordoba bald ausgeloescht haette. Diese war bestimmt nicht tolerant, sie zogen pluendernd durch die Vega von Andalusien und machten keinen Unterschied zwischen Mauren, Juden oder Christen.

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Wohl kaum.

https://de.wikipedia.org/wiki/Massaker_von_Granada

https://de.wikipedia.org/wiki/Dhimma#Regelungen_des_Status_von_Dhimmis_in_der_Rechtsliteratur

https://de.wikipedia.org/wiki/Dschizya

»Bernard Lewis weist dagegen darauf hin, dass in al-Andalus ebenso wie in anderen Teilen der islamischen Welt von einer Gleichberechtigung Andersgläubiger keine Rede sein konnte, da dies im islamischen Recht nicht vorgesehen ist.[15] Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt der spanische Mediävist Francisco Garcia Fitz, der „die Toleranz im islamischen Spanien“ als einen „multikulturellen Mythos“ bezeichnet: „Unbestreitbar hat es kulturelle Anleihen und Einflüsse und friedliche wirtschaftliche Beziehungen gegeben, aber keine Beziehungen auf der Basis von Gleichheit und voller Akzeptanz der
Unterschiede“.[16]«


https://de.wikipedia.org/wiki/Al-Andalus#Christen_und_Juden

earnest  02.05.2017, 12:05

Wo im Mittelalter gab es "Gleichheit und volle Akzeptanz"?

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Hegemon  02.05.2017, 12:22
@earnest

Das war nicht die Frage. Gefragt wurde nach einen "Muster für ein tolerantes Miteinander". Und hier hob sich Al Andalus nicht einen Milimeter positiv von anderen Staatsgebilden ab. Die infantil idealisierten Darstellungen sind reine Augenauswischerei.

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Hegemon  02.05.2017, 12:55
@earnest

Natürlich konnte man nicht alle unterworfenen "Kafir" umbringen. Jemand mußte ja schließlich das BIP erwirtschaften.

Ich halte es jedenfalls für einigermaßen naiv, zu glauben, eine Website, die nicht mal über ein Lektorat verfügt, erfülle enzyklopädische Maßstäbe. Was von dem Artikel zu halten ist,
kann man im letzten Beitrag der Artikel-Diskussion nachlesen:

"Die im Artikel gezeichnete Darstellung wirkt wie ein Drehbuch für
Disneys Aladin. Probleme, Unterdrückung, grausame Eroberungszüge, die im Zusammenhang mit dem Emirat stehen, werden gar nicht erwähnt."


Und hier kannst Du nachlesen, wie dieser Mythos entstand, und wie die Realität aussah:

http://www.weltwoche.ch/ausgaben/2005-35/artikel/das-land-wo-blut-und-honig-floss-die-weltwoche-ausgabe-352005.html

Aber falls Du eher auf Wikipedia stehst, kann ich Dir da auch einige
interessante Abschnitte raussuchen.

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earnest  02.05.2017, 13:36
@Hegemon

Mal wieder der für dich anscheinend unumgängliche Diskussionstil, der da am Schluss mit einem hämischen Seitenhieb durchschlägt?

So nicht, Hegemon. Du redest wortreich an dem vorbei, was ich schrieb.

Ich hatte mich explizit auf das Emirat von Córdoba bezogen und verabschiede mich hier mit einem Zitat aus deinem eigenen sehr kritischen Link:

"Eine kurze Periode einmaliger interreligiöser Duldsamkeit erlebte al-Andalus in der Mitte der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts..."

Ciao.

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Hegemon  02.05.2017, 14:33
@earnest

Dir gehen schon wieder beizeiten die Argumente aus, weshalb Du Dich auf Nebenschauplätze verlegst. Mal wieder das earnest-typische Nörgeln, weil Du andere Meinungen nicht erträgst?
Habe ich unter Deiner Antwort widersprochen oder Du unter meiner?

"So nicht?" Tatsächlich? Ausgerechnet Du fängst mal wieder die
Kontroverse an und willst mir auch noch Vorschriften machen? Was glaubst Du eigentlich, was außer Anmaßung Dich dazu qualifiziert?

Zu Deinem Zitat aus meinem Link: Du hast da einen wesentlichen Teil unterschlagen. Vollständig heißt es:

"Ein kurze Periode einmaliger und relativer interreligiöser
Duldsamkeit erlebte al-Andalus in der zweiten Hälfte des 10.
Jahrhunderts..."


Ich wundere mich, wie Dir das im Zeitalter von Copy&Paste passieren konnte. :-))

Du berufst Dich auf einen einmaligen Zeitraum von wenigen Jahrzehnten, in denen Dhimmis wohl etwas weniger unterdrückt wurden. Al Andalus - die islamische Fremdherrschaft über
Spanien bestand allerdings 800 Jahre.

Etwas weniger Unterdrückung und relative Duldsamkeit ist noch lange nicht gleichbedeutend mit Toleranz oder kann gar als Muster für tolerantes Miteinander dienen.

Aber das Lustigste ist natürlich die Pointe. Der Text benennt nämlich auch die Ursachen des kurzzeitigen Sinneswandels der noblen Kalifen:

"Der wirtschaftliche Aufschwung – nicht zuletzt bewirkt durch die Friedfertigkeit der christlichen Fürstentümer, welche die Heereskosten senkte, und durch eine aussergewöhnliche Serie ertragreicher Ernten – nahm etwas Druck von den Dhimmi weg,"

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earnest  02.05.2017, 14:45
@Hegemon

Das "und relativer" ist mir leider beim Notieren durch die Lappen gegangen - keine böse Absicht.

(So blöd bin ich nun auch wieder nicht, dir sehenden Auges ins bereitwillig gezückte Messer zu laufen.)

Aber, gerade im Vergleich von Epochen und Zeitabschnitten ist vieles eben nur "relativ". Niemand hat behauptet, es sei alles Friede, Freude, Eierkuchen gewesen.

Deine Unverschämtheiten und persönlichen Angriffe, ohne die es bei dir offensichtlich im Endeffekt nicht geht, kannst du dir im Übrigen gern an den Hut stecken.

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Al-Andalus wurde erst mit dem Schwert durch die Moslems erobert, und ca. 700 Jahre später mit dem Schwert von den Christen zurück erobert. 

Es war nicht wirklich "Friede".

Nachdem die Christen dort waren, tolerierten sie keine anderen Religionen.

Auch in Nordspanien, wo die Reconquista früher stattfand, tolerierten die katholischen Könige keine anderen Religionen.

Ich denke, in vielen afrikanischen Staaten und auch in Indien sieht man, dass Gruppen mit verschiedenen Religionen friedlich miteinander leben können.

Lies dazu zum Beispiel von Amadou Hampaté Ba: "Amkoullel, l'enfant peul", über Mali und Westafrika.

er schreibt, dass Bambara und Peul friedlich miteinander gelebt haben, und Peul (moslems) auch eine niedrige Einweihungsstufe bei den Bambara gemacht haben, weil sie sonst am Abend nicht auf die Strasse gehen könnten.

Die Idee, dass alle Menschen gleich sind, kommt erst aus der französischen Revolution (oder US-Unabhängigkeit).

Davor war normal, dass nicht alle Menschen gleiche Rechte haben. z.B. Adel darf nicht arbeiten, Bauern sind dumm, müssen nicht in die Schule, Pächter dürfen nicht weg von ihrem Hof, Frauen dürfen gar nichts, Schwarze sind nicht richtige Menschen.

earnest  02.05.2017, 13:40

DH.

P.S.: Deine Deutschkenntnisse haben inzwischen gewaltige Fortschritte gemacht, BeauNom. Ich gratuliere.

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BeauNom  02.05.2017, 13:49
@earnest

Danke. :-))

Es ist sehr schwer, eine Fremdsprache zu lernen und ich muss mich immer sehr anstrengen, keine Fehler zu machen.

Die roten Linien helfen mir ebenfalls sehr.

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earnest  02.05.2017, 14:02
@BeauNom

Aber klar doch.

;-)

Wir haben verstanden.

;-)

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BeauNom  02.05.2017, 14:05
@earnest

Danke für die Komplimente. Ich weiss, ich muss noch sehr viel arbeiten bis ich Deutsch wirklich kann.

Aber Komplimente ermutigen mich auf diesem sehr, sehr langen Weg.

Danke.

Ich hoffe, du bist nicht mehr böse.

Vorher, auf dem anderen Thread hatte ich Angst, du bist böse auf mich.

Wirst du leicht wütend?

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earnest  02.05.2017, 14:21
@BeauNom

Nein, BeauNom. Ich habe eine Engelsgeduld.

Und jede Menge Respekt für Menschen, die so lernfähig sind wie du. Dein Deutsch hier IST hier schon perfekt, ganz anders als in einem anderen Thread.

Kein Zusammenhang, aber ich habe hier ein interessantes Zitat gefunden, von dem ich hoffe, dass du es (als Französin oder Schweizerin?) verstehst und dass es dir gefällt:

https://www.brainyquote.com/quotes/quotes/a/abrahamlin110340.html

Freundliche Grüße!

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BeauNom  02.05.2017, 14:25
@earnest

Danke!!!!

Ich muss öfter auf Plattformen wie Gute Fragen gehen.

Ich habe noch nie so viele Kompliment für mein Deutsch bekommen.

Willst du sagen, mein Deutsch klingt wie Muttersprache??????????

Aber ich denke, mündlich könnte ich das nicht durchhalten, schon wegen meinem Akzent....

Aber trotzdem. Das ist ein Riesenkompliment.

Danke.

Das kompensiert mich für viele, viele Stunden harter Arbeit.

Den Spruch kannte ich schon, er gefällt mir sehr!

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earnest  02.05.2017, 17:12
@BeauNom

Ach, würden sich doch die Menschen immer so gut verstehen wie du und ich, BeauNom...

;-)

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zetra  02.05.2017, 14:14

Es waren 800 Jahre, die die Mauren in Spanien waren. Die Toleranz die dort herrschte war bemerkentswert, dass das die verschiedenen Religionen nicht die ganze Zeit Friede und Eierkuchen zusammen hatten, liegt in der Natur des Menschen.

Die Spanier allerdings waren dagegen Barbaren, nicht nur im eigenem Land, in Suedamerika waren sie an Grausamkeit nicht zu uebertreffen.

Unter diesem Gesichtspunkt waren die Mauren ein Segen ihrer Zeit. 

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BeauNom  02.05.2017, 14:18
@zetra

Ich denke, verschiedene Gruppen zu sein hat Vorteile und Nachteile.

Manche Leute verstehen unter "Toleranz" - "alle müssen gleich sein".

Zum Beispiel gab es in der Schweiz ein Problem, weil ein Schüler, Moslem, seiner Lehrerin nicht die Hand geben wollte.

Seine Religion verbietet, dass ein Mann eine Frau berührt oder eine Frau einen Mann berührt, ausser als Arzt oder so.

Viele Schweizer waren sehr empört. Warum?

Wenn sie tolerant sind, verstehen sie, dass die Religion verbietet, die Hand zu geben. Der Schüler hat es nicht böse gemeint.

Wer ist intolerant? Der Schüler, der die Hand nicht geben will? Oder die Schweizer, die ihn dafür bestrafen wollen oder zwingen wollen, die Hand zu geben, obwohl die Religion es ihm verbietet.

Diese Frage muss man diskutieren.

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zetra  02.05.2017, 14:24
@BeauNom

Das laeuft dann unter Unwissenheit. Die Mongolen reiben sich die Nasen usw. Also ist das alles nur eine Frage der Aufklaerung, Toleranz ist etwas anderes.

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BeauNom  02.05.2017, 14:26
@zetra

Toleranz - Kann man tolerieren, dass in unserem Land andere Menschen sich anders begrüssen und uns nicht so begrüssen wollen wie wir?

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https://de.wikipedia.org/wiki/Mauren

Ich fand diese 800 Jahre (mit Abstriche) der Mauren in Spanien als glanzvolle Zeit. Sie waren den Europaeern weit voraus, in der Bildung und auch in medizinischen Dingen. Die Toleranz unter den verschiedenen Religionen war einmalig und hat sich so nie widerholt.

Nein.

Seit 1990 gibt es  die Erklärung der Menschenrechte im Islam, und es wäre ein Irrtum anzunehmen, dass die in Cordoba gelebte Toleranz mit den die Schutzsteuer zahlenden Nicht-Muslimen wieder hergestellt werden könnte.