Jagd(-schein) nach Forstwirtschaft-Studium ein Muss?
Hey,
ich überlege Forstwirtschaft zu studieren nach dem Abitur, weil ich mich mit dem Wald seit Kindesbeinen sehr verbunden fühle und ich glaube, dass der Job zu mir passen könnte. Mein Papa hat selbst auch Forstwirtschaft studiert und jagt auch - arbeitet jedoch nicht als Förster oder im Forstamt etc. Ich frage mich jetzt, ob ich als leitender Forstwirt z.B. jagen muss.
Generell bin ich eigentlich eher gegen die Jagd, weil ich der Meinung bin, dass sich die Bestände/Populationen an Tieren in der Regel selbst regulieren können. Ich lasse mich aber auch gerne eines besseren belehren. Umweltschutz und Sachen wie Baujagd oder Drückjagd zu verbinden fühlt sich für mich jedoch, Stand jetzt, falsch an.
Danke im Voraus!
2 Antworten
Hallo,
Gerade aufgrund deiner Fragen würde ich dir das Studium empfehlen! Und ich werde jetzt hier meine Meinung zu Sinn und Unsinn der Jagd gar nicht zum besten geben, weil das ein Themenfeld ist, in dem du im Studium sowieso ausgiebig unterwegs wärest, da brauch ich jetzt meinen Senf gar nicht dazuzugeben. Nur soviel ganz kurz: der Zusammenhang zwischen Jagd und Waldbau ist ein sehr enger!
Zu deiner Frage im engeren Sinn: der Erwerb oder bereits Besitz des Jagdscheines ist im Studium heute zumindest nicht überall obligatorisch, auch wenn man sich intensiv mit der Jagd auseinandersetzt. Einfach um mitreden zu können würde ich dir, auch wenn du tatsächlich auf gar keinen Fall aktiv jagen wolltest, den Erwerb dieser Qualifikation nahelegen. Und wenn du anschließend tatsächlich den Forstberuf ergreifst, dann wird der Jagdschein in vielen Fällen gefordert werden. So ist das zB bei mir, um nach dem Studium in diese Forstverwaltung zu kommen, war auch der Besitz des Jagdscheines Voraussetzung. Dienstlich habe ich heute mit aktiver Jagdausübung gar nichts mehr zu tun. Die Verpflichtung, den Jagdschein zu haben, besteht formal immer noch, aber ich weiß von Kollegen (ich nenne keine Namen!) dass sie ihr nicht mehr nachkommen. Ich selbst jage privat noch ein bisschen, aber nicht mehr sehr aktiv.
Und von deinem Papa weißt du sicherlich, dass es auch streng forstliche oder verwandte Berufsbereiche gibt, in die man mit diesem Studium kommt ohne mit Jagd irgendetwas zu tun zu haben.
Ich kann mich meinen beiden Vorrednern nur anschließen - und ich kann auch dich verstehen. Vor meinem Forststudium war ich derselben Ansicht, ja sogar eigentlich auch Jagdgegner. Auch ich war der Meinung, die Natur würde das schon selbst regeln. Tatsächlich aber haben wir zu sehr eine Kulturlandschaft, als dass das funktionieren würde.
Ich habe damals gesagt, ich werde nie den Jagdschein machen, denn ich hatte auch Angst vor allem, was dazugehört - mal ein Tier ausnehmen beispielsweise. Die nächste Stufe war dann "Ich mach den Jagdschein, aber jagen geh ich nie" (denn wie Pomophilus schon schrieb, ist der Jagdschein in vielen Fällen auch eine Einstellungsvoraussetzung)... und heute bin ich dann doch Jäger. Es läuft sicherlich vieles falsch in der Jagd, aber überflüssig ist sie nicht.
Es ist also grundsätzlich die Frage, welchen Beruf du ergreifen willst.
Ich empfehle dir aber: Unabhängig davon, ob du selbst einmal jagen gehen willst, bringt dir der Jagdschein sehr viel Wissen und sehr viel Verständnis über die Zusammenhänge zwischen Wald, Wild und Mensch. Das Wissen muss man auch haben, wenn man Forstwissenschaft studiert hat, denn das ist essentielles Grundwissen. Also mach den Jagdschein :)
Je nachdem, wo du studierst, ist er im Studium sogar inklusive bzw. nur mit einigen wenigen Zusatzmodulen zu dem regulären Studienplan erreichbar. An den beiden Hochschulen in Freising etwa ist der Jagdschein im Studium zu kriegen.
Später im Berufsfeld schadet der Jagdschein nicht. Sollte man ihn auch nicht zwingend als Einstellungskriterium brauchen, so ist es doch durchaus hilfreich, wenn man bei anderen Forstleuten und Jägern mitreden kann. Sonst kann es durchaus sein, dass man nicht ernstgenommen wird oder einfach fachlich einen Nachteil hat.
Wer Wald bewirtschaftet, sollte schon wissen, welche Effekte Jagd hat und wie man sie einsetzen muss und wo man auch Schaden damit machen kann. Wenn man selbst jagt, kommt dazu auch noch sehr viel Erfahrung. Und je nachdem, wo man beruflich landet, kann auch die Organisation, Koordination und Durchführung von Jagd und Gemeinschaftsjagden dazugehören - da sollte man schon wissen, was man tut.
Wenn dich das Berufsfeld interessiert, dann ergreife das Studium! Es ist unglaublich vielseitig, es steckt sehr viel Naturwissenschaft drin, aber auch Betriebwirtschaft, Recht und Dinge wie Kommunikation, Gesellschaftsanalysen und Öffentlichkeitsarbeit gehören dazu, ebenso wie die IT-Felder in der Branche immer bedeutender werden. Da ist wirklich für fast jeden etwas dabei. Und es ist schon schön, den Wald zu verstehen.
Alles Gute!
ichbinich2000