Ist Putin wirklich so ein schlechter Mensch?

4 Antworten

Wirklich gutes hat er jedenfalls nicht gebracht!

Er hat wohl, nach dem Zusammenbruch der UdSSR und der chaotischen Zeit danach, etwas 'Stabilität' ins Land gebracht. Aber gut entwickelt wurde es nicht! Das Geld wandert in private Taschen von Politiker und Oligarchen. Vor allem geht es ihm um seinen Machterhalt, den er nur mit Unterdrückung und Angst schafft. Statt echter gesellschaftlicher Fortschritte, wird auf die Großartigkeit des Landes und zB der Armee, oder WeltraumTechnik verwiesen, wie schon zur Zeit der UdSSR.

Er selbst wird sich sicherlich nicht für einen schlechten Menschen halten weil er anscheinend nicht in der Lage ist, das unermessliche Leid der Menschen nachzuvollziehen, welches er mit dem Ukrainekrieg (und auch anderen Kriegen) angerichtet hat. Er wurde von der Sowjetzeit geprägt, bewarb sich, zunächst erfolglos, selbst beim Geheimdienst und wurde als KGB-Offizier so zu einem dieser Ost-West-Feindbild-Betonköpfpe aus dem kalten Krieg. Der Zerfall der Sowjetunion war für Putin die schlimmste geopolitische Katastrophe überhaupt. Jelzin hatte es nicht geschafft, aus Russland eine fortschrittliche, erfolgreiche Nation zu machen und so hat Putin für sich wohl die Mission gesehen, wieder eine starke, nationalistische Großmacht, möglichst nahe an der alten Sowjetunion bzw. dem Zarewnreich wieder aufzubauen. Er selbst hält sich wahrscheinlich eher für einen Erlöser statt für einen bösen Menschen. Er hat meiner Meinung nach Angst davor, schwach zu sein, was auch auch seinen frühen Kindheitserlebnissen erklärbar sein dürfte. Er orientierte sich für die Erreichung seiner Ziele sehr an die anscheinend probaten Mittel die er kennt.

Wie die Machtstrukturen Putins funktionieren hat der ehem. Bundespräsident Joachim Gauck in einer Sendung von Markus Lanz vom 13.07.2022 gut erklärt, was ich folgend als wörtliches Zitat wiedergebe.

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„… und bei Putin war mir von Anfang an klar dass bestimmte Elemente die den KGB-Offizier wie den ‚homo sowjetikus‘ überhaupt geprägt haben, neu wieder da sind.

  1. Lenin hat gelehrt, wenn du die Macht einmal hast, gib sie nie wieder auf.
  2. Um das zu erreichen schaffe die Herrschaft des Rechtes ab und mache dir das Recht untertänig. Das Recht als Gehilfe der Macht.
  3. Erlaube keine kritische Öffentlichkeit. Das freie Wort und die freien Medien und die freie Forschung, dass muss runtergedimmt werden und muss einstimmig werden.
  4. Verschaffe Denjenigen die um ihre Rechte kämpfen, etwa als Arbeitnehmer, keine eigenständigen Kampforganisationen sondern zähme die Gewerkschaftsbewegung. Mache sie zu einem Organ der Staatsmacht unter den Interessen des Staates.
  5. Wenn das nicht ausreicht schaffe ein System dass jederzeit bereit ist, großflächig Angst zu verbreiten. Dazu brauchst du einen Angstapparat, einen Geheimdienst der den Leuten Angst machen kann und so ihre potentiellen Möglichkeiten runterdimmt.“

So…, alle diese kommunistischen Möglichkeiten finden wir in dem nicht kommunistischen Russland wieder. Alle. Und deshalb ist es eine Kontinuität der organisierten ‚Ohnmacht der Vielen‘. Und das ist das interessante, dass das Demokratiemodell den Vielen so fremd vorkam, dass sie im Grunde mit einer… ja… manchmal… nationalistischen aber auch manchmal nur mit einer Minimalloyalität den Führer folgen. Und jetzt ist das Interessante dass Du im Grunde das, dass Du als ‚homo sowjetikus‘ gelernt hast, du schraubst das Firmenschild ‚Kommunismus‘ ab und jetzt schraubst du ein neues Firmenschild an, es ist die ‚Größe Russlands‘, das nationale Interesse. Und übrigens sind wir eine Großmacht, ein Imperium und schon kannst du mit einer neuen Begründung als der klassischen marxistischen, kannst du im Grunde diese Daueraufrechterhaltung der ‚Ohnmacht der Vielen‘ und der ‚Macht der Wenigen‘ fortsetzen und das ist das wirklich Beängstigende.“

(Zitat von Joachim Gauck aus der Sendung Markus Lanz vom 13. Juli 2022)
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Die Beurteulung ob du das jetzt als 'gut' oder 'böse' ansehen willst bzw. ob Putin ein 'schlechter Mensch' ist, überlasse ich jetzt Dir, da es eine subjektive Bewertung ist. Für mich ist Putin mit seinen Ansichten einfach humanistisch, ökologisch und ökonomisch gesehen einfach 'auf dem falschen Dampfer' und schadet insgesamt der Weltgemeinschaft mehr als er ihr nützt.

In tödlicher Gefahr lebt offenbar, wer eng mit dem russischen Gasmonopolisten Gazprom zu tun hat, der „Kalaschnikow“ in Putins Arsenal ökonomischer Waffen, die er seit langem auf uns richtet. Mindestens fünf Manager im Gazprom-Umfeld sind in den letzten Wochen unter dubiosen Umstän-den gestorben. Zuletzt wurde Juri Woronow tot im Pool seiner Villa in einem St. Petersburger Vor-ort aufgefunden, der Logistikunternehmer wollte Gazprom bei Arktis-Projekten helfen. Im Januar wiederum hatte man, im gleichen Wohnort, den Ex-Gazprom-Manager Leonid Shulman ebenfalls tot im Badezimmer seines Hauses gefunden. In derselben Gegend kam dann im Februar Alexander Tjuljakow, stellvertretender Generaldirektor von Gazprom, ums Leben: erhängt in seiner Villa. Im April starben der frühere Vizechef der Gaz-prom-Bank, Wladislaw Awajew, mitsamt Frau und Tochter – angeblich ein erweiterter Suizid. Und im Mai schließlich stürzte Andrej Krukowski bei einer Wanderung von einer Klippe in den Tod. Er managte das von Gazprom betriebene Skiressort Krasnaja Poljana. Die polnische Denkfabrik „War-saw Institute“ glaubt, es sollten Spuren vernichtet werden, die zu Gaunereien zwischen Kreml und dem Staatskonzern führen könnten.


Ontario  07.08.2023, 17:01

Wie sich doch die Vorkommnisse ähneln. Da könnte man auf die Idee kommen, dass es sich hier um ausgesuchte "Freunde" Putins handelt, die so unerwartet sich vom Leben verabschiedeten.

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Dann kann man nur beurteilen, wenn man definiert, was ein schlechter Mensch ist.

Ich würde sagen, er ist verblendet.

Das Label "schlechter Mensch" hilft meist überhaupt nicht weiter. Es ist aber gut, wenn man einen gefährlichen Menschen erkennt und das ist Putin.