Ist Genderfluid/Bigender/Agender eine Persönlichkeitsstörung?

9 Antworten

Ich denke, die Leute, die wirklich sich als mehrere / kein /... Geschlecht identifizieren, sind nicht unbedingt gestört, allerdings geht leider der Trend ja schon dahin, sich selbst als irgendetwas zu identifizieren, was man nicht ist, um Aufmerksamkeit oder Zuneigung bestimmter Personengruppen zu bekommen. Ich kann aber die Leute, die sagen, dass es eine Störung ist, auch verstehen, genau aus dem Grund, dass sich so viele zur Zeit einbilden irgendetwas zu sein, was sie nicht sind und 'normale' Menschen dafür haten, dass sie 'normal' sind. Quasi bekämpfen sie die Beleidigungen mit stumpfen Beleidigungen zurück und ich glaub, ovh spreche für einen großen Teil der Menschen, wenn ich sage, dass uns diese dummen Debatten auf den Sack gehen. Jeder Mensch soll doch bitte machen, was er will, um Gottes Willen. Aber das interessiert niemanden und bitte behaltet es für euch, anstatt Probleme zu suchen, die es nicht gibt!

Um eine Persönlichkeitsstörung zu sein, müssten diese Geschlechtsidentitäten die Definition einer Persönlichkeitsstörung erfüllen, welche laut Wikipedia im ICD10 die Folgenden sind:

Klinisch wichtige, meist länger anhaltende Zustandsbilder

Ein anhaltendes Bild des Zustands findet sich definitiv, nämlich im Geschlechtsempfinden. Bei Genderfluidität ist es eben der anhaltende Wechsel. Ob es klinisch wichtig ist, bezweifle ich allerdings.

und Verhaltensmuster.

Eine genderqueere Person (ich verwende "Genderqueer" als Überbegriff für all diese Geschlechtsidentitäten, Quelle gern auf Nachfrage) hat pauschal kein anderes Verhalten als Männer oder Frauen.

Ausdruck des charakteristischen, individuellen Lebensstils,

Eine genderqueere Person lebt nicht anders als der Rest.

des Verhältnisses zur eigenen Person

Das Verhältnis zur eigenen Person ist definitiv anders als bei Cis-Männern und -Frauen. Allerdings findet sich ein ähnliches Verhältnis bei Trans-Personen, nämlich dass die Geschlechtsidentität nicht dem biologischen Geschlecht zu entsprechen scheint. Das kommt also eher Transidentität nahe, als einer Persönlichkeitsstörung.

und zu anderen Menschen.

Eine genderqueere Person kann andere Menschen theoretisch exakt genauso behandeln wie ein Mann oder eine Frau.

Tief verwurzelte, anhaltende Verhaltensmuster, die sich in starren Reaktionen auf unterschiedliche persönliche und soziale Lebenslagen zeigen.

Es müsste einheitliche Verhaltensmuster bei allen genderqueeren Personen geben, damit dieser Punkt auf die genderqueere Geschlechtsidentität an sich zutrifft und nicht nur eine Person, die solche Verhaltensweisen zeigt, zufällig auch genderqueer ist. Da mir nicht bekannt ist, dass das der Fall ist, halte ich diesen Punkt ebenfalls für nicht zutreffend.

Deutliche Abweichungen im Wahrnehmen, Denken, Fühlen

Wie im Abschnitt "des Verhältnisses zur eigenen Person" gesagt, kommt diese Abweichung, wenn sie denn existiert, eher einer Transidentität nahe als einer Persönlichkeitsstörung.

und in den Beziehungen zu anderen.

Eine genderqueere Person ist wie gesagt zu denselben Interaktionen fähig wie Männer und Frauen.

Verhaltensmuster meistens stabil und beziehen sich auf vielfältige Bereiche des Verhaltens und der psychologischen Funktionen.

Da es wie gesagt meines Wissens nach keine einheitlichen Verhaltensmuster gibt, ist dieser Punkt meines Erachtens nach ebenfalls hinfällig.

Meist persönliches Leiden

Wie auch bei Transmännern und -frauen kann bei genderqueeren Personen ein Leidensdruck durch die biologischen Geschlechtsmerkmale auftreten, da sie ja nicht mit der Geschlechtsidentität übereinstimmen können. Dies ist dann aber wieder eher ein Anzeichen für Transidentität als für eine Persönlichkeitsstörung.

und gestörte soziale Funktionsfähigkeit.

Dies trifft wie gesagt nicht pauschal zu.

Ich kann nur zu dem (wenn auch absolut unprofessionellen) Schluss kommen, dass Genderfluid/Bigender/Agender keine Persönlichkeitsstörung nach ICD10 ist. Dies schließt natürlich nicht aus, dass einzelne oder sogar viele Personen, die sich mit einer dieser Geschlechtsidentitäten identifizieren, zusätzlich noch eine Persönlichkeitsstörung besitzen, aber Genderfluid/Bigender/Agender zu sein an sich ist keine Persönlichkeitsstörung.

Es kommt zwar der Transidentität (nach ICD10 Transsexualismus) nahe, eine genderqueere Person kann aber damit nicht korrekt diagnostiziert werden, da man sich dafür dauerhaft mit dem "Gegengeschlecht" identifizieren müsste.

Quellen:

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Transsexualit%C3%A4t

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Pers%C3%B6nlichkeitsst%C3%B6rung

Ich bin offen für Nachfragen, Verbesserungen und Kritik, wer aber bezüglich Genderqueerness (falls man das so ausdrückt) etwas anderes als die von mir aufgestellte Behauptung, es sei keine Persönlichkeitsstörung, kritisieren möchte, den bitte ich, sich zunächst diese Antwort von mir https://www.gutefrage.net/frage/non-binary-macht-keinen-sinn#answer-397981558 durchzulesen, um meine Sicht auf dieses Thema besser zu verstehen - möglicherweise ist das Problem ja dann schon gelöst und ich muss nicht alles zweimal erklären. Mit "Non-Binary" meine ich dort dasselbe wie hier mit "Genderqueer".

verreisterNutzer  04.06.2021, 20:56

also die meinten halt in den kommis dass das so eine art multible persönlichkeitsstörung ist also das diese personen mehrere persönlichkeiten hat

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loadingInfo  04.06.2021, 21:20
@verreisterNutzer

Auch hierfür müsste die Definition erfüllt werden, was sie nicht ist.

Das allgemeine Kennzeichen der dissoziativen oder Konversionsstörungen besteht in teilweisem oder völligem Verlust der normalen Integration der Erinnerung an die Vergangenheit, des Identitätsbewusstseins, der Wahrnehmung unmittelbarer Empfindungen sowie der Kontrolle von Körperbewegungen

https://www.dimdi.de/static/de/klassifikationen/icd/icd-10-who/kode-suche/htmlamtl2019/block-f40-f48.htm (F44)

Bei einer genderfluiden Person (ich vermute, diese Art von "Kritik" (wenn man es so nennen kann) bezieht sich hauptsächlich auf Genderfluidität) verändert sich nicht die Persönlichkeit, sondern nur das Geschlechtsempfinden. Dies geschieht allerdings meist nicht unmittelbar, sondern verändert sich langsam. Eine Person, die jetzt glücklich ist und in einer Stunde traurig, hat ja auch nicht sofort eine multiple Persönlichkeitsstörung.

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Nein, definitiv nicht. Es ist keine Persönlichkeitsstörung, es ist das Gender, als das sich die Person identifiziert.

Leider wird, wie in deinem Beispiel auf Tiktok, sehr viel Hass bei neuen und unbekannten Themen verbreitet, weil die Menschen sich zu fein sind, zwei Minuten zu googlen und sich reinzulesen. Vorallem die LGBTQIA+ Szene ist seit Jahren heftig davon betroffen.

Gender (nicht das biologische Geschlecht) ist eine Sache des Gefühls und solange man damit keinem Anderen Schaden zufügt, sollte sowas akzeptiert werden. Auch wenn es einem selbst nicht gefällt und zuspricht.

Jenny877  04.06.2021, 13:48

Ich gebe dir zu 100% recht, allerdings musst du auch bedenken, dass in manchen extremen Fällen, doch einigen Leuten Schaden dadurch zugefügt wird. Heutzutage muss man immer genau darauf achten, was man sagt. Ansonsten ist man direkt, rassistisch, homophob, transphob, biphob, und wie sie alle heißen. Und das finde ich ganz schrecklich, weil es auf einmal Probleme zu geben scheint, die es vorher nicht gab. Wenn es etwas 'neues', wie du es nennst, gibt, dann sollte das jeder akzeptieren, ja, aber man kann nicht verlangen, dass man sich mit jedem neuen Begriff, Gruppe, Thema,... so auseinander setzt. Und dann deswegen direkt beleidigt, gehated oder sogar blockiert wird, ist in meinen Augen absoluter Blödsinn.

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abortiveboy  04.06.2021, 14:10
@Jenny877

Ja, klar, ist auch okay, nicht alles zu wissen und nachzufragen, vorallem bei solchen Themen, aber ich bin großer Fan davon, mich selbst weiterzuentwickeln und mehr zu wissen, deswegen wäre das mein erster Reflex bei unbekannten Dingen. Und dass man mit seiner eigenen Geschlechtsidentität jemandem Schaden zufügen kann, verstehe ich nicht ganz :o

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Jenny877  04.06.2021, 14:13
@abortiveboy

Naja genau das, was ich geschrieben habe. Natürlich fügt die Geschlechterindentität an sich niemandem Schaden zu, oft aber sehr wohl die Reaktion auf das (durchaus verständliche) Unwissen oder Desinteresse des Zuhörers - oder hier explizit des Kommentarschreibers auf TikTok.

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abortiveboy  04.06.2021, 14:15
@Jenny877

Ah, ja das ist doof. :(

Wenn, dann fügt man sich mit einem Outing eher selbst Schaden zu.

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verreisterNutzer  04.06.2021, 20:55

also die meinten halt in den kommis dass das so eine art multible persönlichkeitsstörung ist also das diese personen mehrere persönlichkeiten hat

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Nein, wenn Leute ihr Geschlecht als wechselnd (oder anders von der Norm abweichend) empfinden, ist das halt so. Ist ja an sich auch kein Problem - Probleme werden durch die geschaffen, die damit nicht klar kommen.

Nein. Es ist eine Geschlechtsidentität.

Kein seriöser Psychologe/Therapeut würde je behaupten dass es eine Störung wäre.

Ich habe echte psychische Probleme, und kann sagen dass mein Gender keines ist.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich bin selber Teil des Non-Binary Spektrums.