Ist es schlau eine Doktorarbeit in einem Fach zu schreiben, in dem man später nicht arbeitet, nur weil die Doktorarbeit in diesem Fach einfacher ist?
Die Doktorarbeit des Titels willen quasi abzuarbeiten in drei Jahren ohne in direkt diesem Gebiet je arbeiten zu wollen, aber in einem benachbarten Fachgebiet (es geht um Architektur/Bauingenieurwesen)?
Was denkt Ihr? Der Vorteil wäre höheres Ansehen, Arbeitssicherheit, Glaubwürdigkeit.
Der Dr-Titel wäre der gleiche. Sollte man das wagen, dann?
3 Antworten
Es kommt ja immer darauf an, welche Doktorarbeit mir angeboten wird und ob ich dem Doktorvater vertrauen kann.
Ich habe schon an einigen Promotionsarbeiten mitgearbeitet (Lektorat, Datenerfassung usw.) und ganz schlimme Sachen miterleben müssen. Hat der Doktorvater erst die Forschungsergebnisse, ließ er den Doktoranden fallen, wie eine heiße Kartoffeln und es fand keine Betreuung mehr statt.🤬
Grundsätzlich ist das Thema eigentlich egal, Hauptsache ist, dass es sich bei Medizinern auch um ein medizinisches Thema handelt. Früher war es nämlich üblich, dass man einfach eine Promotion in Philosophie machte und so seinen Doktortitel erhielt. Das ist heute nicht mehr möglich. Zudem weiß ein Student, der schon an seiner Doktorarbeit aktiv ist nicht, welche Fachrichtung er später als Facharzt einschlagen wird.
Momentan bin ich wieder bei einer Promotion beteiligt, die an der Privatuniversität Witten/Herdecke läuft. Dort ist das ganz klar per Vertrag geregelt. Diesen müssen die Doktoranden und die Betreuer (Doktorvater) unterschreiben und sind dann verpflichtet weiter zu arbeiten. Das ist für mich, von außen betrachtet, die sauberste und sicherste Lösung.
Solltest Du selber keine lehrende Position in Deinem Fachbereich anstreben, ist das Thema uninteressant.
Nein, dann ist der "Dr." beruflich nicht allzu viel wert. Du wirst dann meist als fachfremder Theoretiker betrachtet, der von der Praxis keine Ahnung hat. Der schwerere Weg ist in so einem Fall der bessere!
und will nochmal darstellen dass es nicht komplett fachfremd ist, sondern eher fachbenachbart und ein bisschen fremd haha
Vielen Dank für deine Auffassung - schätze ich sehr diese Meinung. Denkst du wirklich, dass viele Kollegen das Thema meiner Doktorarbeit erfragen/ergoogeln? Ist es nicht wirklich relativ egal in was man die schreibt, da man im Laufe des Lebens sowieso nicht nur an einem Thema das ganze Leben arbeitet? Diese Frage versuche ich gerade mit mir zu klären und dabei hilft mir deine Meinung sehr, danke
Das eigentliche Thema der Doktorarbeit ist tatsächlich nicht so entscheidend bzw. nur für Spezialisten interessant. Aber in einem völlig anderen Fachgebiet zu promovieren (was ja selten sein dürfte) spielt schon eine Rolle. Mein Beispiel: Ich bin Jurist. Hätte ich statt mit einem juristischen Thema zu promovieren, soweit möglich ein Thema aus der Kunstgeschichte gewählt, hätte das zwar in der Öffentlichkeit keine Rolle gespielt, wohl aber bei einer konkreten Stellenbewerbung.
Danke, das hilft noch mehr weiter. Dann mache ich es jetzt konkret: ich beende in ca. einer Woche mein Masterstudium in Architektur (schon ohne die Note der Abschlussarbeit ist es Gott sei dank klar, dass es ein "sehr gut mit Auszeichnung" wird). Nun habe ich an der einen Stelle das Angebot im Thema Architekturtheorie und Baugeschichte (etw einfacher und nettere potentielle Betreuer) oder in energetischem Engineering (komplexer, ingenieurwissenschaftlicher, mathematischer, auf jeden Fall unfreundlichere, strengere potentielle Betreuer). In beiden Fällen wäre der angestrebte Titel Doktor der Ingenieurswissenschaften sicher. Bei letzterem Angebot ist der erfolgreiche Ausgang nur ungewiss, während ich es mir bei ersterem sehr zutraue.
Anfangen zu arbeiten würde ich in einem Ingenieurbüro, das mittig zwischen beiden Themen ausgerichtet ist.
Jetzt, falls Sie Zeit haben - was halten Sie für die richtigere Herangehensweise. Was würden Sie machen an meiner Stelle?
Passt, man muss sich das Leben ja nicht schwerer machen, als es ohnehin schon ist.
Danke für die andere Meinung zum Vorsprecher! Ich war auch näher an deiner Auffassung. Schätze ich sehr!
Vielen Dank für die ausführliche Antwort. In dem leichteren etw. benachbarten Fach habe ich eine sehr gute potentielle Doktormutter und würde mir den Abschluss auch sehr gut und sicher zutrauen. In dem schwereren eigenen Fach befürchte ich unsympathischere Doktorväter, ein viel komplexeres Thema sowie einen ungewissen Ausgang und vor allem eine längere Dauer. Jetzt ist die Frage ob jeder Arbeitgeber oder Kollege mein Thema für eine Doktorarbeit ergoogelt/erfragt/recherchiert und mich dann als fachfremd betrachtet oder ob das in der Realität doch kein Schwein juckt. Ein Professor selbst, hat mir gesagt, dass Ihn nie jemand zu seinem Promotionsthema gefragt hat, nachdem es abgeschlossen war.