Ist es normal, keine richtigen Freunde haben zu wollen?
Ich fühle mich iwie richtig unwohl mit Freunden, ist das normal? Ich habe eigentlich kein Problem damit, Freunde zu finden und ich werde auch öfters nach meiner Telefonnummer etc gefragt, aber ich melde mich nie zurück, selbst bei Leuten aus der Familie nicht. Ich habe heute erst wieder meine damals beste Freundin aus der Grundschule getroffen (sind jetzt beide 20) und aww ihre kleine Schwester war auch dabei, die ich um ehrlich zu sein schon ganz süß finde, wenn ihr wisst was ich meine.
Aber dieses Gefühl jemanden einen Freund zu nennen ist mir irgendwie unheimlich. Wahrscheinlich werde ich mich bei den beiden auch nicht mehr wieder melden, obwohl ich es vor allem bei ihrer kleinen Schwester jetzt schon bereue :(
Bin ich jetzt gestört? Vielleicht ist irgendwas falsch mit mir
3 Antworten
Jede menschliche Beziehung erzeugt ja stets mehrere Momente mit sehr unterschiedlicher emotionaler Besetzung. Zum einen fühlt man sich begehrt oder geliebt, man nimmt die Nähe des Anderen positiv wahr und fühlt sich gut, wenn man sich mit ihm austauscht, redet oder gemeinsamen Aktivitäten nachgeht. Zum anderen aber stellt man vielleicht auch sehr deutlich die Unstimmigkeiten fest: Die Gespräche harmonisieren einfach nicht, weil der intellektuelle Level nicht passt, man nicht über die gleichen Sachen und Situationen lachen kann, man unterschiedliche politische oder religiöse Positionen vertritt, man unterschiedliche Neigungen zu aktivem Tun hat und viele weitere Differenzen mehr. Sie alle führen eher zu einem "Fluchtreflex", d.h. man möchte die Nähe meiden, fühlt sich durch Nähe genervt und eingeengt, ja belästigt. Die Abstoßungskräfte sind einfach viel dominanter als Sehnsucht nach einem intensiven Zusammensein.
Viele Menschen in unserer Zeit haben auch eine sog. schizoide Persönlichkeitsstruktur, d.h. ihnen fällt es wesentlich schwerer als dem Durchschnitt der Bevölkerung Beziehungen aufzubauen und zu halten. Das ist meist dann der Fall, wenn sich so ein Mensch in der frühen Kindheit zu wenig geliebt und akzeptiert gefühlt hat, wenn sich bei ihm ein sog. Urmißtrauen entwickeln konnte, bei dem die Person die Welt da draußen eher als abweisend und feinselig erleben musste.
Bilanz: Menschen mit deiner Art des Erlebens sind in unserer Zeit eher häufig anzutreffen. Sie sind keineswegs "gestört", und es ist auch nichts "falsch mit ihnen", dennoch könnten sich bei ihnen Persönlichkeitsmerkmale ausgebildet haben, die durch bestimmte defizitäre Erfahrungen in der frühen Kindheit entstanden sind und die den Erlebnisraum heute deutlich einschränken, indem sie weniger bindungsfähig sind.
Ich kenne das von mir selbst seit ein paar Monaten
Chats bleiben unbeantwortet
Familienmitglieder und bekannte rufen mich an und ich rufe nicht zurück
Auf der Arbeit wird mir ne Nummer von einer Person zugesteckt und ich schreibe diese Person nicht an, ich mach nichts
Für mich ist das so, dass ich einfach keine Lust dazu habe
Ich habe damit abgeschlossen Leuten hinterherzulaufen
Ich hatte früher immer Angst, dass wenn ich eines Tages erfolgreich werde, dass ich dann keine Freunde haben werde oder so
Mein Traum war es immer mit bestimmten Personen eine Zukunft aufzubauen, aber nach so vielen Enttäuschungen ist es mir egal
Ich kann mit Leuten lachen, ich kann interessante Geschichten austauschen und ich bin froh darüber, wenn das hin und wieder passiert
Aber tiefe Bindungen sind mir einfach komplett egal geworden
Ich habe keine Kraft dazu, mir den Müll von anderen zu geben
Ich habe kein Bedürfnis danach mehr sozial zu sein, ich will einfach nur meinen eigenen Weg verfolgen, meine eigenen Träume
Ich habe erkannt, dass ich nie etwas verloren habe
Ich habe keine Beziehung oder Freundschaft verloren, weil bislang sowieso alle oberflächlich waren
Und ich werde auch in Zukunft oberflächliche Beziehungen führen können, wo man sich gegenseitig nicht bis ins tiefste Detail kennt, unterstützt, akzeptiert, usw.
Für mich war meine Familie auch keine Familie
Meine Eltern werden jetzt älter und fangen an das Bedürfnis zu entwickeln sich mit mir auszutauschen usw
aber mich juckts nicht mehr
Ich sehe die nicht als Eltern
für mich sind Personen, die für mich wie Klassenkameraden sind
Du triffst diese Leute, tauschst dich aus, lachst, lächelst miteinander, aber mehr auch nicht
Ich liebe die nicht
Es hat tolle Momente, aber sie kosten mich dennoch Energie.
Ich habe erst vor paar Tagen gesehen, dass Menschen und Tiere viele Gemeinsamkeiten haben, was die gefahrenwahrnehmung anbelangt.
Das heißt Tiere die sich in einer unsicheren Umgebung befinden, schlafen mit einer Seite, mit der anderen bleiben sie halb wach
Dadurch brauchen sie mehr Schlaf
Und sie profitieren nicht vom Tiefschlaf
das selbe haben wir Menschen auch
Ich fühle mich nicht wohl unter meiner Familie
Und jetzt in dem Alter kann ich selbst entscheiden, ob ich das zulassen will oder nicht
Und das kannst du auch
Du kapselst dich etwas ab, weil du heute die Möglichkeit hast
Und dadurch lernst du auf eigenen Beinen zu stehen
Ich denke irgendwann findet ihr wieder zusammen wenn’s das ist was du willst
und wenn nicht dann nicht, dann hast du dich selbst gefunden
Ich denke es ist keine Störung. Der richtige Freund kommt irgendwann.