Ist es einfach, Kinder zu adoptieren?

3 Antworten

Ist es einfach, Kinder zu adoptieren?

Nein, definitiv nicht.

Wer hat Erfahrung mit Adoption? In welcher Rolle?

Ich schreibe eine Geschichte über ein Mädchen, das adoptiert wurde und musste mich aufgrund der Handlung gut über das Thema informieren.

Wie viele erwachsene Menschen braucht es für eine Adoption? Einzelne m / w / d oder Paare?

Es geht beides. Man kann sowohl alleine, als auch als paar Kinder adoptieren. Gemeinsam geht das allerdings nur, wenn man schon lange zusammen ist und die Wahrscheinlichkeit, dass man sich trennt, möglichst gering ist.

Wie groß / klein ist die Auswahl an Kindern?

Man kann sich das Kind im Regelfall nicht aussuchen, sondern man bekommt eins zugeteilt. Man kann jedoch angeben, dass man zum Beispiel einen Jungen/ ein Mädchen bevorzugt oder, dass man ein Kind ohne Behinderung haben möchte.

Die einzige Ausnahme ist, dass man im Todesfall eines Verwandten dessen Kinder adoptieren kann.

Aus welchen Ländern stammen die adoptierten Kinder?

Solltest du dich nicht bewusst dazu entschieden, ein Kind aus dem Ausland zu adoptieren, wird das Kind aus Deutschland kommen.

Wie das bei Auslandsadoptionen läuft, weiß ich nicht, da die Protagonistin meiner Geschichte deutsche Eltern hat.

Wie lange dauert es vom Wunsch bis zur Erfüllung?

Das dauert ca 1-2 Jahre.

Welche Hilfe / Probleme machen die Behörden?

Die überprüfen einen ganz genau und verlangen eine Menge Informationen über einen.

Nein, es ist alles andere als einfach, ein Kind zu adoptieren.

In der Regel fängt man beim Jugendamt an, die beraten einen.

Wie viele erwachsene Menschen braucht es für eine Adoption? Einzelne m / w / d oder Paare?

Man kann als Einzelperson ein Kind adoptieren, aber es ist besser bzw. das Jugendamt hätte es lieber, wenn es sich um ein Paar handelt. Gerade im ersten Jahr der Adoption soll das Kind nicht fremdversorgt werden. Also kein Kindergarten, keine Tagesmutter, keine Oma. Als Einzelperson ist das schon heftig, immerhin muss man ja auch irgendwie Geld verdienen. Ob ein Paar homo oder heterosexuell ist, ist egal (zumindest in Deutschland)

Zuerst muss man sich entscheiden, ob man einen Inlands- oder Auslandsadoption will.

Eine Inlandsadoption läuft direkt über das Jugendamt ab. Man muss ziemlich viel offen legen über das eigene Leben und Fragen beantworten: Warum will man ein Kind? Sind leibliche Kinder nicht möglich? Wie alt ist man? (es gibt keine offizielle Obergrenze, aber die meisten Jugendämter lehnen Leute über 40 ab). Wie ist die finanzielle Lage? Wie war die eigene Kindheit? Wie will man das Kind erziehen? Wie ist der eigene Lebenslauf? Ist man körperlich und geistig geeignet, ein Kind zu erziehen? Hat man Vorstrafen?

Wenn man sich sich dann als geeignet erwiesen hat, gilt man als Adoptivbewerber. Dann beginnt die Wartezeit aufs Kind. Da es in Deutschland aber viel mehr Paare gibt, die ein Kind wollen, als Kinder, die man adoptieren kann, kann das sehr lange dauern - ohne Garantie auf Erfolg. In meinem Landkreis beispielsweise gibt es ca. 10 Paare, die ein Kind wollen - aber in den letzten 5 Jahren wurde kein einziges freigegeben.

Und dann gibt es wie gesagt auch noch die Auslandsadoption:

Auch hier ist es gut, wenn man beim Jugendamt anfängt. (viele Bewerber versuchen es eh erst mit einer Inlandsadoption, und entscheiden sich dann fürs Ausland). Früher oder später muss man eh mit dem JA zusammenarbeiten. Die haben Adressen von diversen Adoptionsvermittlungen. Das sind Vereine, die sich auf Adoptionsvermittlungen aus jeweils 2-3 Ländern spezialisiert haben. Je nachdem, aus welchem Land man adoptieren will, entscheidet man sich dann für eine bestimmte Adoptionsvermittlung und nimmt mit denen Kontakt auf. Das meiste läuft dann erstmal über die ab, nicht mehr über das Jugendamt.

Früher gab es auch Leute, die eine Auslandsadoption ohne Auslandsvermittlung gemacht haben - aber zum einen ist das heutzutage kaum noch möglich, und zum anderen haben dies Vermittlungen eben viel mehr Erfahrungen und auch Kontaktpersonen vor Ort, die sich viel besser auskennen.

Aus welchen Ländern stammen die adoptierten Kinder?

In der Regel kommen diese Kinder aus ärmeren Ländern, meist aus Afrika, Asien oder Mittel- bzw. Südamerika. Das sind dann Länder wie z. B. Haiti, Dominikanische Republik, Burkina Faso, Nepal, Thailand, Vietnam, Russland.
Je nach Land gibt es auch verschiedene Vorgaben. Manche Länder wollen keine Homosexuellen.
Wenn man ein Kind aus Kenia adoptiert (was aktuell eh nicht geht), dann muss man mit dem Kind noch 9 Monate im Land wohnen bleiben, bevor man es mit nach Deutschland nehmen darf.
Wenn man ein Kind aus Russland adoptiert, muss man bestätigen, dass man über das Risiko von FAS aufgeklärt wurde. Wenn die Mutter während der Schwangerschaft Alkohol getrunken hat, besteht die Gefahr, dass das Kind eine geistige Einschränkung hat. Dieses Risiko ist in Russland besonders groß.

An reiche Ländern, wie z. B. Schweden, England, Österreich braucht man erst gar nicht denken, da hier die Situation ähnlich ist wie in Deutschland.

Bei den Adoptionsvermittlungen muss man sich natürlich auch als geeignet erweisen. Wenn man das aber beim JA gemacht hat, ist das bereits eine große Erleichterung. Und dann beginnt auch hier die Wartezeit. Bis dahin sind die Kosten übrigens noch überschaubar, aber später mehr dazu.

Wie groß / klein ist die Auswahl an Kindern?

Das ist so eine Frage, die mir sauer aufstößt (also der zweite Teil). In diesen Ländern sind die Kinderheime oft voll von Kindern. Nicht alle sind Waisen, oft haben sie noch Eltern, die die Kinder aber abgeben, damit sie mal ein besseres Leben haben sollen. Es gibt also mehr Kinder, als Adoptiveltern.

Aber AUSWAHL? Man hat KEINE Auswahl. Das ist nicht wie im Supermarkt, wo man vergleichen kann.
Man bewirbt sich um ein Kind - in der Regel kann man nur einen Altersbereich festlegen, also so was wie 0-2, 0-4, 2-5, etc. Aber einen Säugling bekommt man durch eine Auslandsadoption eh nicht. Der ganze Prozess dauert dazu zu lange. Das mit dem Alter ist aber auch flexibel. Wenn man beispielsweise ein Kind bis 3 Jahre will, dann kann es passieren, dass man ein Kind vorgeschlagen bekommt, was 3 Jahre und 11 Monate alt ist ...

In der Regel kann man sich das Geschlecht des Kindes auch nicht aussuchen.

Soweit mal dazu. Irgendwann bekommt man dann einen Kindervorschlag. Das ist ein Foto des Kindes, ein paar Daten (Geschlecht, Alter) und Arztberichte, eventuell auch noch was über den Lebenslauf des Kindes, wenn der bekannt ist. Wenn es natürlich ein Findelkind ist, dann weiß man wenig über das Kind.

Wie lange dauert es vom Wunsch bis zur Erfüllung?

Das ist leider auch so ein Thema. Man bekommt zwar einen Zeitraum geplant, aber so was ist immer mit Vorsicht zu genießen, so was kann sich schnell ändern, da es viele unvorhersehbare Sachen gibt. Als Beispiel Haiti: 2017 hieß es zu meiner Frau und mir, eine Auslandsadoption dauert 1-2 Jahre. Dann kam es im Land zu politischen Unruhen. Unter anderem wurde auch der Präsident dort erschossen. Und natürlich Corona. Wir haben dieses Jahr endlich unseren Kindervorschlag bekommen, nach 6 Jahren Wartezeit. Letzte Woche waren wir dort, um unsere Tochter kennenzulernen (Besuchsreise), aber bis wir sie abholen dürfen, dauert es bestimmt noch 1 Jahr. So lange brauchen die Behörden vor Ort, um alles abzuschließen. Also ist die aktuelle Wartezeit wohl eher 7 Jahre.

Ähnliches kann auch in anderen Ländern passieren - bestes Beispiel ist ja die Ukraine. Wer sich da vor 2 Jahren für eine Adoption beworben hat, hat bestimmt nicht mit dem Krieg gerechnet.

Welche Hilfe / Probleme machen die Behörden?

Hilfen? Wie gesagt, das JA gibt einem die Adressen zu den Adoptionsvermittlungen. Viel mehr machen sie eigentlich nicht. Man sollte aber noch erwähnen: so eine Auslandsadoption kostet viel Geld. Da kommen schnell mal 30.000 € zusammen. So was wie Landesgebühren, Dolmetscher - alleine die Flüge zur Besuchsreise haben 4000 € gekostet, weil es so kurzfristig war. Aber nach 6 Jahren Wartezeit will man sein Kind halt schnell kennenlernen.
Und jetzt kommt's: manche europäischen Länder unterstützen Adoptiveltern und übernehmen bis zu 50 % der Kosten. In Deutschland aber nicht, hier bekommt man keine finanzielle Unterstützung.

Probleme? Ich hab schon gehört, dass manche Familiengerichte sich komisch anstellen, wenn man die Adoption hier anmelden will, aber das sind wohl eher die Ausnahmen. Ich kenne mehrere Familien, bei denen es ohne Probleme ablief.

Allerdings sind die Behörden vor Ort nicht unbedingt so wie die in Deutschland. Eine der Familien, die ich im Lauf der Jahre kennengelernt habe, wollten Geschwister aus Haiti adoptieren, Mädchen von 2 und 4. Leider war das ältere Mädchen krank. Die Eltern schickten zahlreiche Atteste hin, um zu zeigen, dass ihre Tochter dringend medizinische Hilfe brauchte, die in Deutschland besser und einfacher wäre. Aber das hat dort scheinbar niemand interessiert. Irgendwann bekamen die Adoptiveltern dann die Nachricht, dass das ältere Mädchen verstorben sei. Sie wollten dann wenigstens die Urne mit ihrer Asche heimholen, selbst das war ein großer Aufwand. Sie haben mehrfach vor Ort nachgefragt, bis ihnen gesagt wurde, sie sollten aufhören zu nerven ... aber am Ende konnten sie die Urne und die noch lebende Tochter abholen.

Ich weiß, das war ziemlich viel Text soweit. Was ich aber noch sagen wollte: das war alles nur der Weg BIS zum Kind. Wenn man aber dann ein Kind hat, bedeutet das nicht automatisch, dass gleich alles ab sofort perfekt läuft. Ein Adoptivkind hat immer eine Vorgeschichte. Man weiß nie, was es so erlebt hat.

Ich kenne eine Frau (ja, mit der Zeit lernt man viele Gleichgesinnte kennen), die hat folgendes geschrieben.

wir haben vor fast 7 Jahren ein damals 7 1/2-jähriges Mädchen aus Haiti adoptiert. Sie war damals erst seit 2 Jahren im Kinderheim und hatte vorher bei Ihrer Mutter gelebt. Das Trauma ihres abgegeben worden seins als älteste von 3 Kindern hat sie bisher, trotz schon früher Therapie, nicht verarbeiten können. Verstärkt durch die Pubertät wurden ihre Depressionen und ihre posttraumatische Belastungsstörung so stark, dass wir sie nunmehr schweren Herzens in eine Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie geben mussten. Hier nun meine Frage: gibt es unter Euch Familien, die ähnliches mit ihrem Adoptivkind erlebt haben und die auch Erfahrungen mit Klinikaufenthalten haben. Wir würden uns gerne austauschen, denn diese Situation ist schrecklich.

Das ist natürlich ein seltener Extremfall. Die Adoptivkinder, die ich bisher kennengelernt habe, hatten ihre Adoption besser verkraftet. Aber auch diese Kinder stellen sich immer wieder die Frage, warum sie zur Adoption freigegeben wurden. Irgendwann (in der Pubertät) kommen dann auch Sprüche wie "bei meinen leiblichen Eltern hätte ich es besser" - selbst wenn die im Armenhaus leben. Das ist halt die Pubertät. Mit so was muss man umgehen können. Darauf wird man aber auch in Seminaren vorbereitet.

Auf jeden Fall zeigt so was nur, dass eine Adoption nicht fertig ist, sobald das Kind hier ist.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

baby nur für verheiratete

ältere ist einfacher meist aber als langzeitapoption